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Die Zukunft des Bloggens

In Zeiten von KI-generierten Texten stellt sich langsam (oder schneller) die Frage, wohin sich Blogs entwickeln. Werden wir nur noch künstlich generierte Artikel lesen? Werden künstliche Intelligenzen das Bloggen gleich ganz übernehmen und auch auf Kommentare reagieren?

Oder sind Blogs dann einfach tot, weil sich in der Flut der täglich neu generierten Inhalte sowieso niemand mehr für unsere Texte interessiert?

Eine ähnliche Frage hat sich auch Maurice gestellt.

Sein Fazit ist positiver und konzentriert sich aus meiner Sicht auf zwei Dinge. Das eine ist, dass es vielleicht mehr dazu führt, dass wir Blogger:innen uns untereinander mehr austauschen, uns vernetzen und das schon einen Mehrwert für alle bildet.

Das andere sind die Blogger:innen, die ihre ganz individuellen Texte erstellen, Nischen besetzen und nicht nur 08/15 Inhalte von sich geben. Die werden auch weiterhin ihr Publikum haben.

Ich traue mir da keine wirkliche Prognose zu. Blogs wurden schon fast kurz nach ihrem Aufkommen immer wieder totgesagt, um dann wieder ihre Renaissance zu feiern.

Vielleicht sind die Blogs der Zukunft entweder hochspezialisiert, KI-gestützt und Informationsaggregatoren, oder sie sind die Spielwiese von Privatpersonen, die hier ihre ganz eigene Sicht der Welt und ihre speziellen Informationshäppchen wiedergeben.

Vielleicht muss „echtes“ Bloggen wieder kantiger werden, experimenteller, aus dem Bauch heraus und doch mit Hirn gemacht. Als Leser muss ich das Gefühl haben, hier bloggt ein Mensch mit Gefühlen und eigener Meinung.

Ich bin ein Open Blogger, ich schreibe für meine Leser:innen und ich schreibe für mich.

Letzteres kann mir keine KI nehmen. Wenn ich nicht auf Zugriffszahlen und Likes aus bin, dann kann ich einfach bloggen. Wenn mein Blog meine Insel ist, dann ist es mein Ort, den ich lebendig halte.

Vielleicht liegt die Zukunft des Bloggens nicht in der Technologie. Vielleicht ist es das, was das Bloggen schon immer zum Bloggen gemacht hat. Dass da Menschen sind, die etwas erzählen wollen und die Freude am Austausch haben.

Brustbild von Robert Lender, die ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich bin ein Blog" trägt.

Vielleicht werden die Blogs, die Kochrezepte gegen Werbeeinnahmen posten, einfach verschwinden, weil die KI das billiger kann. Die Smartphones gegen Werbeeinnahmen „testen“, weil das die KI billiger kann. Die Corporate Blogs, die einfach so bleiben, weil KI es billiger und öfter kann.

Vielleicht werden Weblogs wieder weniger Hochglanzmagazine (außer dort, wo KI es billiger kann), sondern das, was der Name ein wenig früher sagte: Tagebücher im Internet. Zu ganz persönlichen Geschichten.

Vielleicht wird KI auch das gut imitieren.

Dann werden wir Blogger:innen uns wieder bei Stammtischen treffen, Barcamps und Webmontage gestalten oder Fedi-Lunches organisieren. Wir werden Bloggen nicht nur als Website mit Einträgen in chronologischer Reihenfolge verstehen. Dann sind Blogs nur ein Mittel derer, die sich Blogger:innen nennen. Menschen, die der Kommunikation, dem Teilen und dem Austausch frönen.

Hast du einen Blog, fragt kaum noch jemand. Aber vielleicht lautet die Antwort auf die Zukunft des Bloggens: „Ich bin ein Blog„. Bloggen ist dann eine Lebenseinstellung.

6 Kommentare

  1. Mike Horn Mike Horn

    Ich denke Blogs werden weithin Bestand haben. Mein Blog ist ein Tagebuch zu verschiedenen Themen die mich beschäftigen. Mir geht es darum andere teilhaben zu lassen was mich bewegt und beschäftigt.

    • Genau. Solange es uns Freude macht zu bloggen, wird es unsere Blogs geben. Das ist mal das Wichtigste 🙂

  2. Eine schöne Einschätzung. Ich denke auch, dass der Spaß an der Sache, das Persönliche, die Ecken und Kanten ein Blog ausmachen. Und wahrscheinlich kann man das jetzt schon mit entsprechenden Prompts nachbauen, aber was bringt das dann? Wer eine Webseite betreibt, die auf Clicks ausgerichtet ist, um irgendwas zu verkaufen oder so, darf das gerne weiter tun, aber mit Bloggen hat das wenig zu tun. Blogs waren schon immer Orte des Austausches und ich glaube, das kommt vielleicht „dank“ KI sogar wieder verstärkt zurück.

    (Danke fürs Verlinken)

    • Ja, vielleicht gibt es zwei Richtungen in die sich „bloggen“ entwickelt. Die eine, die immer mehr automatisiert und die andere die „pur“ bleibt.

      Zum Dank. Die 1. Regel des Blog Clubs lautet „Ihr verlinkt auf eure Quellen.“. Die 2. Regel lautet „Ihr VERLINKT auf eure Quellen.“ 🙂 Ich bin da ganz alter Blogger und finde es wichtig und richtig, dass man auch sagt, woher man etwas hat.

  3. Lieber Robert – danke für das Post! Ich sehe es ähnlich wie du. Das Wichtige beim Bloggen ist die Interaktion zwischen den Schreibenden, den Lesenden und den Texten. Selbst wenn die KI davon etwas ersetzen könnte, wäre es irrelevant.

    • Danke für deine Einschätzung. Was für mich allein schon mal wichtig ist, ist auch meine eigene Interaktion mit meinem eigenen Text. Er formt sich in meinem Kopf. Ich versuche ihn niederzuschreiben. Ich ringe mit Worten. Ich lese ihn später nochmals, bessere aus, füge hinzu. Ich veröffentliche ihn und irgendwann lese ich ihn wieder und bin manchmal über manchen Gedanken überrascht, der mich dann wieder zum weiteren Nachdenken inspiriert.

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