Diese Frage kann man unterschiedlich verstehen. Daher möchte ich mich auch auf unterschiedlichen Wegen an ein paar Antworten heranarbeiten.
Das Fediverse
Spätestens als Twitter 2007 Fahrt aufnahm, begann das Microblogging, das Bloggen ein wenig zu verdrängen. Zumindest ich postete immer weniger. Kurze Texte kamen nach Twitter, mittellange wurden einfach in Threads aufgeteilt. Faszinierend war die viel raschere und zeitnahe Interaktion mit anderen, die Ping- und Trackbacks oder Kommentare im Blog um einiges übertraf.
Das Fediverse gibt es schon länger, aber 2022 nahm es ein wenig Fahrt auf. Mastodon wurde als Twitter-Ersatz beworben – zumindest von manchen. Aber Mastodon und Co. waren mehr als das. Einige dieser Apps konnten lange Texte verarbeiten. Eigene Instanzen waren möglich. Die Grenze zwischen Blogs und dem Fediverse verschwamm zunehmend.
Dann kam das ActivityPub-Plugin für WordPress und Blogs wurden auf einmal immer mehr Teil des Fediverse.
Das Fediverse ist vielleicht kein Nachfolger des Bloggens. Aber es verschmilzt damit. Und auch einige Grundsätze des Bloggens, zumindest meiner Auffassung, finde ich im Fediverse wieder. Es ist das Interesse am Gemeinsamen, an der Vielfalt und am Austausch.
Die jungen Blogger:innen
Gibt es sie, die jungen Blogger:innen? Gibt es junge Menschen, die mit dem Bloggen anfangen? Dabei müssten wir, siehe oben, erst einmal klären, was denn alles als Blog gelten darf.
In den letzten Jahren habe ich eher Projekte von Erwachsenen gefunden, die jungen Menschen einen Platz zum Bloggen gegeben haben. Meistens sollten/konnten sie dort mit einem thematischen Fokus ihre Gedanken, Erlebnisse oder Aktivitäten erfassen. Leider sind etliche dieser Projekte wieder verschwunden. Ein noch bestehendes Projekt ist das Schülerblog, über das Schulen eigene Blogs anbieten können – im Sinne von „Schülerzeitung war gestern”.
Vielleicht finden wir im Rahmen der BlogWochen aber noch die Unter-20-Jährigen bzw. Unter-16-Jährigen, die selbst ein Blog betreiben. Wenn du eine:r bist oder von jemandem weißt, würde ich mich über eine Nachricht freuen.
Vielleicht müssen wir uns fragen, ob wir junge Blogger:innen einfach übersehen. Weil sie „ihr Ding” ganz einfach mit anderen Plattformen machen, die wir einfach nicht als Blog wahrnehmen.
Zurück zum Ursprung
Auch Blogs entwickeln sich technisch weiter. Den Sprung ins Fediverse habe ich bereits angesprochen. Bei den BlogWochen haben wir uns zuletzt mit Blogsystemen abseits von WordPress beschäftigt.
Und da findet sich vieles.Flat File Systeme, Statische Website Generatoren,… Für manche sind diese Systeme die bessere Wahl. WordPress wirkt ihnen zu aufgebläht und sie möchten wieder reduzierter bloggen.
Vielleicht ist der nächste Schritt die Reduktion auf die Kernfunktionen des Bloggens. Oder geht es doch in die Richtung, dass ich nun alles, was es an Text, Bildern, Videos und sonstigen Inhalten von mir gibt, über mein Blog gestalten und verwalten kann?
Senior Blogger und Co.
Und nochmals zurück zum Thema Blogger:innen-Nachwuchs. Wer sagt, dass dieser immer jung sein muss? Vielleicht sind Blogs etwas für Menschen im Ruhestand, für die sie ein Weg aus der Einsamkeit sein können. Ein Ort, an dem sie ihre Lebensgeschichte und ihre Lebenserfahrung teilen oder einfach ein Hobby ausüben können.
Und wer weiß, wer sonst noch Interesse als Blogger:innen-Nachwuchs haben könnte, wenn jemand diesen Menschen das Bloggen näherbringt.
Es liegt auch an uns Blogger:innen
… ob es Nachwuchs gibt. Vielleicht probieren wir einfach mal ein paar Dinge aus.
Wir könnten junge Menschen als Gastblogger:innen einladen. Wir könnten in Jugendzentren und Jugendclubs gehen oder zu den Nachbarn und ihnen vom Bloggen erzählen und was es so interessant macht. Auch der Seniorenclub um die Ecke ist ein Ort, an dem wir Interesse wecken können.
Wenn wir noch ein bisschen nachdenken, werden uns sicherlich noch viel kreativere Ideen einfallen, um anderen das Bloggen näherzubringen.
Wenn ich mich jetzt selbst motivieren konnte und einen solchen Versuch starte, berichte ich euch gerne.
Dieser Artikel ist Teil der BlogWochen 2025. Von Mai bis Oktober schreiben (zumindest) Benedikt, Dirk und ich über unterschiedliche Themen rund um das bloggen. Du kannst gerne mitmachen. Hier gibt es alle Infos. Die gesammelten Beiträge finden sich einer eigenen Linkliste.
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