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Open Blogging – Versuch einer ersten Definition

Logo "open blogging"

Langsam kennen immer mehr Menschen Begriffe wie open data, open source oder open science (dazu durfte ich auch mal bloggen.

Nachfolgendes ist mein Versuch einer ersten Definition von „open blogging“. Der Begriff ist in den Suchmaschinen durchaus zu finden. Meistens jedoch in Zusammenhang mit Gratis-Bloghostern.

Update. Das Open Blogging Manifest habe ich mit 20. Oktober 2016 veröffentlicht.

Ähnlich anderen Begriffen möchte ich mit „open blogging“ eine Definition finden, wie Bloggerinnen und Blogger ihr Blog möglichst „offen“ gestalten können. Offenheit kann etwas erzeugen, was wir früher unter Blogosphäre verstanden haben (oder gerne gehabt hätten). „Open Blogging“ kann eventuell einen Mehrwert erzeugen, der über ein einzelnes Blog hinausgeht.

Disclaimer

Ich gebe zu, ich bin bei „Open Blogging“ sehr von meinen eigenen Blogerfahrungen ausgegangen. Es entspricht somit in großen Teilen meiner Art zu bloggen. Daher würde mich der Blick anderer BloggerInnen interessieren. Geht eine „Forderung“ zu weit, fehlt vielleicht ein wichtiger Punkt?

Aber nun zu

Open Blogging – Version 0.01

Nachfolgendes ein erster Versuch ein paar Rahmenbedingungen zu definieren. Alles noch ein wenig roh, noch nicht abgerundet. Es sind eher Anregungen, Überlegungen und da und dort noch Fragen.

„Open Blogging“ überschneidet sich vielleicht teilweise mit einem „BloggerInnen Codex“ – und sollte vielleicht auch mehr mit einem solchen verknüpft werden.

Ich würde mich freuen, wenn sich ein oder mehrere finden, die hier weiterdenken und formulieren wollen.

1. Offene Linzenz

Texte/Fotos werden unter einer freien Lizenz veröffentlicht. Natürlich kann es da und dort Einschränkungen geben – bei Gastartikeln zum Beispiel. Jede BloggerIn muss auch überlegen, ob er/sie die Inhalte ohne die Erlaubnis zur Bearbeitung oder vollkommen frei gibt und ob diese auch kommerziellen Zwecken zugeführt werden können. Aber zumindest andere (private) BloggerInnen sollen die Möglichkeit haben, Texte aufzunehmen, Bilder einzubinden,…

2. Kein Pseudonym

Mein Blog, meine Person. Ich stehe als Person hinter meinem – oder vor meinem – Blog. Das bedeutet natürlich nicht keine Privatsphäre zu haben, über alle Details seines Lebens im Blog berichten zu müssen. Es heißt nur, dass ich als LeserIn auch den/die Bloggerin wahrnehme, eine Person kontaktieren kann.

3. Einnahmen transparent darstellen

Ein heikler Punkt. Aber wenn schon offen, dann sollten auch entsprechende Einnahmen deklariert werden, woher sie kommen, was sie ausmachen.

4. Gesponserte Beiträge markieren

Jeder Beitrag, der auf Initiative eines/einer Dritten – mit oder ohne Bezahlung entsteht, sollte auch als solcher deklariert werden. Meine LeserInnen sollten wissen, wieso ein Beitrag zustande kommt und wer eventuell auf den Inhalt direkt oder indirekt Einfluss hatte.

5. LeserInnen in die Gestaltung einbinden

Ein (noch) vager Punkt. Es gilt LeserInnen nicht nur als passiv konsumierende – und vielleicht kommentierende – wahrzunehmen sondern sie auf vielfältige Art immer wieder in die Entwicklung des eigenen Blogs einzubinden. Befragungen, Interviews, Gastbeiträge,… sind einige Beispiele.

6. Kommentare zulassen

Es mag vielleicht da und dort einen Grund geben Kommentare auszuschalten – oder für einen bestimmten Artikel zu deaktivieren. Aber ein Open Blog soll auch Kommentare ermöglichen. Sie sind eine wichtige Ergänzung zu Artikeln – siehe auch der vorige Punkt.

7. Keine Registrierungspflicht für Kommentierende

Man muss sich nicht bei irgendeinem Dienst registrieren um kommentieren zu dürfen. Klassisch sind sind die vier Felder: Name (frei wählbar), E-Mail-Adresse, URL (zum eigenen Blog) und Kommentar. Eintippen, abschicken. Eine Moderation kann natürlich stattfinden – Spams sind und bleiben ein leidiges Thema.

8. Vollständiger RSS-Feed

Überhaupt: Bereitstellung eines RSS-Feeds. RSS ist mit Blogs groß geworden bietet noch immer die beste Möglichkeit Artikel über Drittanwendungen zu lesen. Ein offenes Blog benötigt dann auch keine verkürzten RSS-Feeds um LeserInnen anzulocken. Der Artikel ist vollständig im Feedreader lesbar.

9. Keine Paywall oder sonstige Hindernisse

Offen heißt offen. Ich kann so direkt als möglich auf Artikel zugreifen ohne vorher zu irgendetwas zustimmen zu müssen, zahlen zu müssen oder etwas anderes als meinen Browser verwenden zu müssen.

10. Mobil lesbar

Ergänzung zu oben geschriebenen. Wer sein Blog nicht für mobile Geräte ebenso lesbar macht (Stichwort responsive) kann nicht von offen reden. Verfügbarkeit an jedem Ort, zu jeder Zeit ist die Devise.

11. Barrierefrei, keine Captchas

Gerade nichtkommerzielle Blogs können sich keine eigenen Webdesigner leisten, greifen zu CMS und Templates „von der Stange“. Aber jedeR BloggerIn kann zumindest etwas für eine bessere Zugänglichkeit ihrer Seiten tun – siehe z.B. meine Artikel zum „accessbilityprojekt“.

Sorry, Captchas gehen einfach gar nicht. Auch hier bieten viele Blogsysteme gute Alternativen.

Open Blogging in Kurzform

Obiges muss auch kürzer gehen. Nachfolgend ebenfalls ein erster Versuch, der sicherlich noch „geschmeidiger“ und prägnanter werden kann, ohne dass er die Quintessenz, das Anliegen, den Geist von „Open Blogging“ verliert:

  1. Texte, Bilder, Ideen,… unterliegen einer offenen Linzenz
  2. Kooperationen werden transparent dargestellt
  3. Kommentare sind möglich und erwünscht
  4. Keine künstlichen Barrieren für Lesende und Kommentierende
  5. LeserInnen sind Mitmachende

Kommentare?

Somit ist das Kommentarfeld freigeben, meine Mailbox und mein Twitter Account @roblen (Hashtag: ) offen für Anmerkungen, Kritik, Ergänzungen, Streichungen und vieles mehr.

PS: Und wenn ihr nichts kommentiert, dann quäle ich ein paar von euch beim nächsten Barcamp, versprochen! 🙂

11 Kommentare

  1. Klingt doch grundsätzlich ok. Der Bezug zu „Open“ im Sinne von Open Data ist mir zu weit hergeholt, aber ansonsten sind das für mich gute Grundregeln für aufrichtiges(?) Bloggen.

    Nur das mit dem Pseudonym, das seh ich natürlich anders. Ich fand es immer toll, dass im Internet und mit den Blogs Leute ihre eigenen Personas und Identitäten erstellen, und dabei helfen Pseudonyme, selbst wenn es irgendwann normalerweise verwischt.

    • Vielleicht ist „kein Pseudonym“ sowieso nicht der richtige Ausdruck. Manch einer mag mich ja unter @roblen eher kennen als unter Robert Lender. Und in meiner Schulzeit kannte man mich mit Spitznamen. DER Lender war da bei vielen ein Unbekannter.
      Außerdem geht das fast ein wenig in Richtung Kodex – wobei auch dies überlegenswert wäre noch zu kombinieren. Ich denke darüber nach.

      Warum „open blogging“ auch ein wenig mit „open data“ und Co. zu tun hat werde ich in einem weiteren Blogpost versuchen herauszuarbeiten. Dachte mir schon beim veröffentlichen, dass dieser Punkt noch fehlt.

      Aber „open“ muss ja nicht immer gleich „open“ sein. „Open blogging“ darf da auch für sich allein stehen.

      Danke für deine Anmerkungen, mit denen ich gerne weiter denke.

  2. Schöner Ansatz. Auch ich hätte mit „kein Pseudonym“ als Kriterium Probleme. Es gibt ja doch zahlreiche Themen, bei denen es schwierig wäre. Will man, dass Kunden oder Arbeitgeber jede Meinung zu XY lesen können soll oder möchte man sich bei bestimmten Themen lieber bedeckt halten und lieber unter Pseudonym bloggen.

    Hier gibt es auch nochmal einen anderen Punkt: Manche Blogger sind durchaus eher unter ihrem Handle oder Pseudonym bekannt, als unter dem Klarnamen.

    • Danke.

      Wie jetzt in meinem zweiten Artikel dazu angemerkt, habe ich selbst schon Zweifel.

      Wo ich noch hake ist die Frage: Da habe ich einen Blogartikel gefunden, der angeblich einer Creative Commons unterliegt. Aber wenn ich ihn verwenden will – wie kann ich bei einem anonymen Blog die Seriosität abschätzen. Wobei: Dann tu ich mir mit der Seriosität der Texte auch schon schwer – oder eben auch nicht.

      Ansonsten: Ja, es gibt sicherlich einige gute Gründe für Anonymität. Man nehme nur Blogger/innen in Ländern mit eingeschränkten Grundrechten. Oder Blogger/innen, die über Lebensumstände hier berichten, dabei aber (zurecht) anonym bleiben wollen um ihre Privatsphäre nicht zu gefährden.

      Ich lasse die einzelnen Punkte/Leitlinien noch ein wenig sickern, warte noch ein paar Tage ab, ob es noch weitere Reaktionen gibt und werde dann eine neue Version veröffentlichen.

      Danke für deine Anmerkung!

      • Nochmal zu Pseudonymen. Ich finde die Bezeichnung als „Bloggen mit offenem Visier“ schon auch kritisch. Die ist zwar nicht definiert, ich denke aber, dass darunter stets die Verwendung von Klarnamen fällt. Dies einer Umdeutung zu unterziehen ist sicherlich schwer. Mit dieser Bezeichnung habe ich auch noch andere Probleme: „Bloggen mit offenem Visier“ hat eine positive Konnotation und ich finde, dass allein mit einer solchen Bezeichnung automatisch die Gruppe „abgewertet“ wird, die unter Pseudonymen (aus welchen Gründen auch immer bloggt).

  3. Vor kurzem schrieb ich über So bewirbt man ein Blog. Fritz Weisshart hat die Idee übernommen und bietet seine Artikel ab nun ungekürzt im RSS Feed an. Fein, damit ist er auch einen Schritt weiter zum Open Blogging. Apropos, die Version 2 der Open Blogg

  4. So, hab‘ für mein Blog jetzt auch mal eine Lizenz deklariert. Zwar nicht ganz frei, aber CC.
    Exakt: CC BY-NC-SA 3.0 DE
    Ich hoffe, Gnade vor deinen Augen zu finden. *g*

  5. In nicht einmal 48 Stunden beginnt das Barcamp Graz 2015 (17. bis 19.4.2015, Anmeldung noch möglich). Auch wenn ich wieder mal nicht dazu gekommen bin bestimmte Themen vorzubereiten, so möchte ich doch einiges beim Barcamp ansprechen, initiieren, …

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