Zum Inhalt springen

Wie dezentral ist das Fediverse?

Nach meinem Artikel über Ein-Personen-Instanzen im Fediverse gab es ein kleine Diskussion im Fediverse.

Ein-Personen-Instanzen: Dezentralisierung mit Einschränkungen

Es sei natürlich gut, wenn Leute sich selbst Instanzen aufsetzen und damit den föderierten Gedanken unterstützen. Problematisch ist es, wenn dann jede:r seine Managed-Hosted Instanz von zwei oder drei Providern betreuen lässt.

Der Betreiber von masto.host hat das Problem schon im Jahr 2022 erkannt und sein „25-Prozent-Versprechen“ abgegeben. Sobald sein Dienst 25 Prozent aller Mastodon-Instanzen hosten würde, würde er keine neuen Kunden mehr annehmen. Ich kann nicht sagen, wie nahe er dieser Zahl schon gekommen ist.

Mit meiner Eine Fediverse Instanz hosten lassen (eine Anbieter Liste) versuche ich dem Ganzen ein wenig entgegenzuwirken. Immerhin ist die Liste der Managed Hosting Anbieter in den letzten Jahren schon gewachsen. Gut ist auch, dass nicht mehr nur Mastodon gehostet wird.

Wie dezentral ist das Fediverse wirklich?

Dann gibt es noch große Instanzen z.B. bei Mastodon oder bei Pixelfed, auf denen recht viele Nutzer:innen unterwegs sind.

Es gibt also zumindest zwei Schieflagen, die Verteilung der Nutzer:innen und die Ungleichheit zwischen den Instanzen und deren Verteilung auf unterschiedliche Server. Eine dritte Schieflage – wenn man es so nennen will – ist die Dominanz von Mastodon als Softwarebasis.

Möglichkeiten für Dezentralisierung

Solange ActivityPub als einheitlicher Standard existiert, sind diese Schieflagen vielleicht etwas weniger problematisch. Instanzen lassen sich verschieben, ein Benutzerprofil ist schnell woanders angelegt und die eigenen Kontakte nimmt man in der Regel auch relativ einfach mit.

Aber was kann jemand wie ich tun, um das Fediverse in die Breite wachsen zu lassen? Jemand wie ich, der nur begrenzte Ahnung von Technik und Administration hat. Ich kann gerade mal ein WordPress selbst installieren und administrieren.

Einfache Wege zur eigenen Instanz

Nun, das ist ein guter Punkt. WordPress kann man schon ganz gut ins Fediverse bringen, auch als eigene Instanz. Damit kann man mit wenig Kenntnissen nicht nur bloggen, sondern auch selbst im Fediverse vertreten sein.

Ich denke, es braucht noch mehr. Möglichkeiten einfach eine einfache Einpersoneninstanz ins Netz zu bringen. Das wäre eine gute Möglichkeit, das Fediverse relativ schnell viel dezentraler zu gestalten.

Wer etwas mehr Ahnung hat, kann auch Dienste wie yunohost.org nutzen. Einmal installiert kann dieser Dienst viele Anwendungen verwalten – wie Mastodon, Pixelfed und andere.

Jede:r kann etwas beitragen

Die Ansätze für eine dezentralere Föderation sind somit vorhanden. Einige müssen nur genutzt werden, andere müssen noch entwickelt werden. Und jede:r kann etwas beitragen und dies ganz einfach.

Wenn du auf einer kleinen Instanz Mitglied bist, dann unterstütze deine Admins bei der Betreuung. Spende ein paar Euro – einmalig oder regelmäßig – damit die Technik laufen kann.

Sprich über deine Instanz und unterstütze – soweit du kannst – andere, bei dieser Instanz einzusteigen. Manch einer wählt automatisch mastodon.social, weil er:sie nichts anderes kennt.

Unterstütze die Entwickler:innen von Anwendungen, die ActivityPub unterstützen.

Es gibt wohl noch viele weitere Möglichkeiten. Ich freue mich auf weitere Anregungen.

8 Kommentare

  1. Ich behaupte einfach mal an dieser Stelle, die „Blog-Sphäre“ ist wesentlich dezentraler als das aktuelle Fediverse vor allem dann wenn ich beispielsweise „https://fedidb.org“ genauer inspiziere. 😉

    Letztendlich ist das Fediverse noch zu anspruchsvoll für 0815 -Nutzer um einfach eine eigene Instanz zu betreiben, selbst mit den ganzen Anbietern von Managed-Hosting.

    Du kannst als Vergleich auch gut die zentralisierten Messenger der großen Anbieter hernehmen versus Matrix/XMPP und Konsorten, wie viele Instanzen existieren davon in der Hand von wie vielen Einzelpersonen? 🤔

    Immerhin ist das Fediverse mit den derzeit bekanntesten Projekten wie Mastodon und Pixelfed sowie Lemmy ein guter Einstieg an dezentralisierten Alternativen zu den bekannten zentralisierten Plattformen um sich davon zu lösen. 😀

    • Ich gehe auch davon aus, dass alle Blogs weltweit dezentraler gespeichert sind. Auch wenn viele direkt bei WordPress.com registriert sind.

      Aufgrund der Vielzahl von Anwendungen – Friendica, Miss- und Sharkey und viele andere nicht zu vergessen – ist zumindest hier auch eine zumindest potentielle Bandbreite gegeben.

  2. Denis Scollie Denis Scollie

    Wir müssen einfach anerkennen, dass ein gewisser Anteil von Menschen das Betreiben einer eigenen Instanz als zu komplex erachtet. Teilweise kämpfen sie tagtäglich allein mit der Bedienung ihrer eigenen Geräte. Man kann diesen Menschen unmöglich die Erwartung zumuten, dass sie das selber bewerkstelligen sollen. Gleichzeitig ist es auch ökologisch ein Faktor, wenn es viele Ein-Personen-Instanzen gibt.

    Ich kann die Perspektive des Artikels völlig verstehen, es ist aber genau so wichtig, Menschen dort abzuholen, wo sie stehen und das Fediverse nicht noch komplizierter zu machen, als es ist. Sonst werden wir diese Menschen nie für dezentrale Kommunikation begeistern.

    • Lieber Denis, sofern ich den Eindruck erweckt, ich will allen Menschen im Fediverse das selbständige Hosten draufdrücken, dann täte es mir leid.

      Es war eher ein Aufruf an die, die so etwas gerne machen, sich auskennen, es doch mal zu überlegen. Und ein Aufruf an andere diese Menschen eventuell zu unterstützen. Drittens war es die generelle Frage. Wir schreiben von einem dezentralen Netz – ist dieser Anspruch so erfüllbar.

      Nicht alles kann ich und will ich selbst hosten. Da gibt es andere, die das besser können. Oder ich will einfach nicht die Zeit und Ressource dafür aufbringen.

      Und ja, es muss auch den ganz einfachen Einstieg geben. Ich verstehe auch, wenn manche:r erst mal bei mastodon.social andockt, weil er:sie dort gleich auch eine große Gruppe an Menschen für den ersten Kontakt, für das erste folgen gibt. Man kann diesen dann zeigen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Aber sie nicht damit nerven, vielleicht sogar noch den mahnenden Zeigefinger hochhalten.

      Daher: Dezentralität fördern und gleichzeitig allen einen einfachen Einstieg ermöglichen.

      • Denis Scollie Denis Scollie

        Moin Robert,

        vielen Dank für deine Klarstellung. Da mich diese Fragen auch gerade umtreiben (es steht eine Gründung einer Organisation im Raum), versuche ich diese immer ganzheitlich zu denken. Der typische Weg ist immer auf einer größeren Instanz zu beginnen und dann sich in eigene Refugien zu bewegen. Das war auch bei mir so. Dass mastodon.social vermutlich nicht der ideale Startpunkt sein wird, ist für uns Erfahrene Konsens, neue Nutzer:innen brauchen aber einen niedrigschwelligen Einstieg, möglichst mit Begleitung, aber wie von dir zu Recht bemerkt ohne Belehrung. Da sind wir uns wunderbar einig – und das ist doch eine gute Basis!

        • Ja, das ist eine gute Basis 😊 Organisation? Da bin ich gespannt.

    • Besonders der Punkt „Teilweise kämpfen sie tagtäglich allein mit der Bedienung ihrer eigenen Geräte.“ in dem Kontext des Artikel ein wichtiges Kriterium.

      Wie oft ich immer wieder Leute aus meiner Familie und Freunde oder Bekannte erlebe, welche „irgendein super tolles Smartphone“ haben aber manche grundlegenden Funktionen davon entweder nur bedingt oder gar nicht kennen. 🙄

      DAS ist wahrlich ein Problem, wohlgemerkt seit Smartphones existieren und scheinbar keine Besserung in Sicht…😩

      • Denis Scollie Denis Scollie

        Das fing bereits an, als die Anschlüsse von Desktop-Computern farblich gekennzeichnet wurden. 😉 Vermutlich noch früher, als der Computer als fabelhaftes Arbeitswerkzeug in der Breite ausgerollt wurde.

        Technik wird immer komplexer in der Architektur bei gleichzeitiger Simplifizierung in Richtung der Nutzenden. Ich sehe diese gegenläufige Bewegung kritisch, weil sie die Nutzenden von der technischen Wirklichkeit entkoppeln, für neue Abläufe durch Frustration diese intolerant machen und Erwartungen schürt, die unerfüllbar sind. Es braucht mehr gute Erklärer, die sich auf Augenhöhe mit den Nutzenden begeben und diesen Prozess (so anstrengend es auch sein mag) begleiten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert