Da sage noch einer, Blogs seien tot. Jansens Pott hat eine Blogparade gestartet und bis zum Zeitpunkt des Tippen dieses Satzes haben schon 84 Blogger:innen mitgemacht.
Für alle, die Blogparaden nicht kennen. Jemand stellt eine Frage oder gibt ein Thema vor. Andere Blogger:innen schreiben darüber, verlinken auf den Ausgangsbeitrag und werden auch in einer gesammelten Liste genannt.
Tatsächlich habe ich viele dieser Fragen schon in dem einen oder anderen Blogbeitrag von mir beantwortet. Nach fast 20 Jahren Bloggen kann das schon mal passieren 😌 Aber ich will die Fragen ganz unvoreingenommen angehen, gar nicht erst nachlesen oder für euch verlinken (mit wenigen Ausnahmen).
Das Folgende schreibe ich mir einfach frisch aus der Bloggerseele.
Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?
Schon bevor es diesen Blog gab, habe ich auf meiner Website kleine Informationshäppchen mit persönlichen Gedanken über einen Personal Digital Assistant in umgekehrt chronologischer Reihenfolge veröffentlicht. Damals wusste ich noch nicht, dass man das Bloggen nennen könnte. Ich habe dann eine Website, ein Forum und ein Wiki betrieben. Aber ich wollte einfach meine Erfahrungen aus der Welt der Technik und des Webs irgendwo niederschreiben. Da bot sich ein Blog an, weil man keine Struktur brauchte. Jeder Artikel stand immer ganz oben auf der Seite. Außerdem habe ich damals andere Blogs gelesen und fand es cool, eine Plattform zu haben, auf der man seine eigenen Gedanken niederschreiben und mit anderen diskutieren kann.
Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?
WordPress, installiert auf einem gemieteten Webspace. Ich bin also mein eigener Blog-Admin. Warum ich im Jahr 2020 – nach über 15 Jahren – auf WordPress umgestiegen bin, ist eine etwas komplexere Frage. Daher erlaube ich mir – falls es jemanden interessiert – auf meinen Artikel zu verweisen: Warum ich zu WordPress gewechselt bin. Einer der Gründe war, dass es viele Menschen gibt, die ich bei Problemen fragen kann und dass es auch viele Plugins gibt, mit denen ich die Funktionalität meines Blogs erweitern kann. Allerdings musste ich im Laufe der Zeit feststellen, dass es nicht immer einfach ist, ein passendes Plugin zu finden. Im Nachhinein bin ich natürlich froh, dass ich mit WordPress eine engere Anbindung an das Fediverse habe.
Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?
Ja. b2evolution habe ich nur kurze Zeit verwendet. Mit Serendipity/S9y betrieb ich mein Blog von 2005 bis 2020.
Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?
Früher habe ich meine Artikel in einer eigenen Anwendung geschrieben. Seit ich WordPress benutze, tippe ich alles direkt in den Editor im Browser.
Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?
Inspiration kann für mich vieles sein. Eine Erfahrung, ein anderer Text, ein Bild. Oft sind es aber Gespräche, die ich mit anderen führe – von Angesicht zu Angesicht oder schriftlich in einem sozialen Netzwerk.
Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche Texte tippe ich ab, überprüfe noch einmal die Rechtschreibung, lese sie noch einmal durch und schon sind sie draußen. Andere Texte müssen reifen. Manchmal liegt die Überschrift vor mir. Sätze formen sich zu Absätzen, tagelang. Dann lasse ich den Text liegen. Tage später verschiebe ich Satzfragmente, streiche und erweitere. Manche liegen dann wieder Tage, manche Wochen im Entwurfsordner und werden erneut überarbeitet.
Über welche Themen schreibst Du generell?
Es ist ein „Wald und Wiesen Blog“ und es ist mein eigenes Blog, also kann ich hier schreiben, was mich gerade interessiert. Das ist schon ein schönes Gefühl. So gibt es in meinem Blog manchmal Artikel, die über ganz andere Dinge nachdenken oder beschreiben, als du sie sonst hier findest. Aber es gibt auch Themen, die immer wieder auftauchen. So schreibe ich über alles, was ich über Heinz Conrads im Netz finde. Ich schreibe gerne über Barcamps, über das Fediverse, über Open Source Tools, die ich benutze. Ich schreibe über Barrierefreiheit und alles, was das Web zu einem Web für alle macht. Und ich schreibe, wenn man mir Fragen stellt.
Für wen schreibst Du?
Ganz ehrlich? Zunächst einmal für mich. Ich schreibe, um Gedanken loszuwerden und sie zu strukturieren. Ich schreibe, weil ich Erfahrungen oder Tipps weitergeben möchte, die vielleicht auch für andere hilfreich sind. Ich schreibe aber auch, weil mir der Austausch mit meinen Leser:innen Freude macht. Ich habe viel gelernt, viele Anregungen bekommen. Manchmal schreibe ich für die „anonyme Masse“ und bin gespannt, ob jemand darauf reagiert. Manchmal schreibe ich einen Artikel für eine bestimmte Person. Weil diese Person mir eine Frage gestellt hat, die ich gerne online beantworten möchte, damit auch andere (vielleicht) etwas damit anfangen können. Und im Laufe der Jahre habe ich auch gemerkt, dass mein Blog auch mein „Gedächtnis“ ist. So schreibe ich manche Erkenntnis, manche selbst erarbeitete Anleitung zur Lösung eines Problems auf, um sie später wieder verwenden zu können.
Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?
Puh. Bei derzeit 3.408 veröffentlichten Artikeln kann ich das nicht sagen. Ich poste jedes Jahr einen Rückblick mit den für mich interessantesten Artikeln aus jedem Monat. Da wären wir schon bei mehr als einer Handvoll. Nein, ein ganz bestimmter Artikel fällt mir nicht ein. Aber wenn ich einen nennen soll, dann das Open Blogging Manifest. Denn auch 8 Jahre später drückt es immer noch meine Prinzipien aus, mit denen ich an das Bloggen herangehe.
Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?
Manchmal gibt es Pausen im Blog. Die längsten in den letzten 20 Jahren waren wohl ein bis zwei Monate. Manchmal fällt es mir dann schwer, wieder einzusteigen. Ich behelfe mich dann damit, einen einfachen Artikel zu schreiben. Vielleicht nur ein paar Zeilen. Dann ist sozusagen der „Bann des leeren Blattes“ gebrochen und ich blogge wieder mehr. Ganz aufgegeben habe ich das Bloggen eigentlich nie. Auch das, was ich vor „Nur ein Blog“ geschrieben habe, ist in der einen oder anderen Form in meinem aktuellen Blog gelandet. So reicht mein Blog (obwohl erst 20 Jahre alt) mit seinen Beiträgen bis 1997 zurück.
Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?
Mach es einfach. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und Plattformen. Probiere dich aus. Finde heraus was zu dir passt – welches Thema, welcher Stil, welche Länge. Vielleicht installierst du einen eigenen WordPress-Blog oder nutzt ein Profil auf einer Fediverse-Instanz, auf der du auch ein paar tausend Zeichen pro Eintrag schreiben, Bilder posten und vielleicht noch ein bisschen mehr gestalten kannst. All das ist in Ordnung. Wenn möglich, solltest du dir eine eigene (Sub-)Domain für deinen Blog zulegen. Selbst wenn du zu einer anderen Plattform wechselst, werden die Leute dich so weiterhin finden. Die Domain ist somit dein eigenes Markenzeichen.
Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?
Das Design gefällt mir gut. Einfach und auf das Wesentliche reduziert. Brauche ich neue Funktionen? Vielleicht. Ich probiere immer gerne etwas Neues aus. Gleichzeitig achte ich aber darauf, die Anzahl der WordPress-Plugins relativ klein zu halten. Interessant wird sein, welche technischen Möglichkeiten kommen, um mein Blog noch mehr mit dem Fediverse zu verknüpfen und damit die Grenze zwischen Blog und Sozialem Netzwerk noch mehr in beide Richtungen zu überschreiten. Ansonsten ist mein Plan für die Zukunft, neugierig zu bleiben und mein Blog auch als Experimentierfeld für technische Neuerungen und neue inhaltliche Themen zu nutzen. In naher Zukunft (Mai bis Oktober 2025) stehen die Blogwochen an, in denen Benedikt, Dirk und ich die runden Geburtstage unserer Blogs feiern.
Blogs sind nicht tot, das zeigt diese Blogparade sehr deutlich. Aber ich sitze täglich staundend vor dem Monitor, wenn die ganzen neuen Beiträge reinkommen. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Das Schöne, ich habe schon viele neue Blogs dadurch entdeckt. Deinen aber nicht, den kannte ich schon länger. 🙂
Das freut mich, dass du meinen schon länger kennst. 🙂
Ich muss mich erst durch die einzelnen Beiträge durchackern. Mal sehen, welche Blogs in meinem Feedreader landen.
Danke für die Initiative.