Barrierefreiheit ist ein Thema, dass mich schon lange in meinem Blog beschäftigt.
Mittler zwischen den Welten
Einerseits ging und geht es darum, dass ich mein Blog barrierefrei gestalte. Andererseits habe ich immer wieder versucht als Mittler zwischen den Welten zu agieren. Da gibt es die Menschen, die sich mit all den technischen Fragen hinsichtlich einer barrierefreien Website beschäftigen. Dann gibt es die Blogger:innen, die ihr Hobbyblog betreiben. Wobei ich betonen möchte, dass Hobby nicht abwertend gemeint ist. Manches Hobby erfordert viel Energie, Fachwissen und Lernbereitschaft.
Solch ein:e Hobbyblogger:in kann und wird sich nie all die Fachkenntnisse verschaffen können, um das Blog auf Herz und Nieren auf technische Barrierefreiheit zu testen und dann eventuell auch noch entsprechend Änderungen vornehmen.
Man hat WordPress oder ein anderes Blog Management System installiert und sich ein Theme ausgesucht und das war es schon.
Hier stand ich immer vor der Herausforderung, aus diesem „das war es schon“ herauszuarbeiten, was trotzdem geht. Trotzdem, obwohl mir die technischen Fähigkeiten fehlen. Trotzdem, ob wohl ich mein kein eigene Webagentur leisten kann.
Mir ging und geht es immer darum Sensibilität für das Thema zu schaffen, also warum man überhaupt Barrierefreiheit im Blog braucht und wie man sich diesem mit relativ einfachen Mitteln annähern kann.
Was man tun kann
Natürlich hängt einiges vom gewählten Theme/Template ab und auch manch Plugin kann ein technisch barrierefreies Blog mit Stolperfallen versehen.
Darüberhinaus sind es aber auch Fragen, die sich jede:r Blogger:in stellen kann:
- Beinhalten meine Fotos einen Alternativtext und bin ich dabei konsequent?
- Verwende ich Überschriften (anstelle von fettem Text) und halte dabei eine Ordnung ein? Also eine H2 für die großen Kapitel, eine H3 für die Subkapitel und eine H4 für etwaige Sub-Subkapitel.
- Müssen Menschen in meinem Blog Captchas lösen und können das sehbehinderte Menschen überhaupt?
- Sind die Farbkontraste in meinem Blog so gewählt, dass auch Menschen mit Sehschwäche noch etwas erkennen können?
Ich muss zugeben, dass ich bei letzterem auch nicht immer konsequent bin. Meine Artikel könnten durchaus öfters Zwischenüberschriften vertragen.
Verständliche Sprache
Ein wichtiger Teil von Barrierefreiheit ist immer auch die Frage nach einer zugänglichen Sprache. Verfasse ich meine Texte in Schachtelsätzen und verwende ich Fremdworte?
Natürlich sollen Blogger:innen so schreiben, wie es ihnen liegt. Es ist ihr Blog. Sobald ich jedoch etwas vermitteln möchte, muss ich mich auch um meine Sprache und Schreibweise kümmern.
Auch hierfür gibt es technische Vorgaben, ganze Bücher und Lehrgänge. Manchmal hilft es aber auch, den eigenen Text ein paar Tage später zu lesen, um zu merken, wo man zu kompliziert geworden ist. Manchmal hilft es auch, jemanden anderen den eigenen Text lesen zu lassen und sich erzählen zu lassen, wie es der Person dabei ergangen ist.
Außerdem ist ein Blog auch ein Lernort. Für mich selbst. Ich lerne mich (besser) auszudrücken und damit auch so, dass vielleicht mehr Menschen verstehen, was ich ihnen erzählen möchte.
Webstandards
Vielleicht ist dies nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Aber Webstandards sind ein wichtiger Beitrag zu einem barrierefreien Internet.
Oft geht es darum, dass man Menschen die Möglichkeit gibt, ein Blog auf ganz unterschiedliche Weise zu lesen. Das das World Wide Web auf HTML bietet die Möglichkeit, dass man ganz unterschiedliche Browser nutzen kann und dies auf kleinen und großen Bildschirmen. Blinde Menschen nutzen Screenreader, die ihnen die Inhalte von Webseiten vorlesen. Und andere verwende eine Braillezeile, mit der sie Webtexte quasi ertasten können.
All dies wäre nicht möglich, wenn das Web nicht auf diesen Standards aufbauen würde. Diese Standards ermöglichen es jedem Gerät und jeder Software, die Bedürfnisse ihrer Nutzer:innen zu erfüllen, wenn es um die Art der Aufbereitung geht.
Dasselbe gilt für RSS oder ActivityPub. Hier werden Informationen des Blogs weitergereicht. Das weiterreichen ist standardisiert. Die Aufbereitung individuell. Jemand abonniert hunderte Blogs und lässt sich im Feedreader nur die Artikel anzeigen, die sich mit einem speziellen Thema beschäftigen. Oder jemand filtert Themen raus, die ihm:sie ängstigen.
Webstandards erlauben den einzelnen Nutzenden selbst zu entscheiden, wie sie meine Texte lesen wollen. Und sie können sie auch so lesen, hören, ertasten, wie sie es benötigen.
Umgangston
Eine Barriere kann sich auch dabei aufbauen, ob jemand meinen Artikel kommentieren möchte. Ist auf meinem Blog zu sehen, dass ich mich prinzipiell über Kommentare freue? Lade ich dazu ein, Artikel zu kommentieren? Und wie gehe ich mit denjenigen um, die kommentieren?
Ein Blog ist kein Forum. Aber ich habe auch eine Verantwortung gegenüber meinen Kommentierenden. In dem Sinne, sie vor anderen Kommentierenden zu schützen, wo sie Schutz bedürfen.
Manche können sich nur bedingt ausdrücken, haben Schwierigkeiten beim Tippen oder mit der Grammatik. Das darf in meinem Blog niemals zu Hänseleien oder Beleidigungen führen.
Lebenseinstellung
Jemand sagte mal sinngemäß
Barrierefreiheit ist keine Technik, es ist eine Einstellungsfrage.
Als Hobbyblogger:in kann man nicht in allem perfekt sein und nicht das technisch perfekt barrierefreie Blog hinbekommen. Aber man kann interessiert sein, immer wieder versuchen, Barrieren zu entdecken und sie zu beseitigen. Man kann offen dazu einladen, Hindernisse aufzuzeigen und sie vielleicht sogar gemeinsam zu lösen.
Denn absolute Barrierefreiheit gibt es nicht. Für irgendjemanden gibt es Immer einen Stolperstein. Aber gemeinsam kann man einige dieser Stolpersteine oft recht leicht beseitigen oder zumindest gute Wege herum schaffen.
Schlußendlich geht es immer wieder ums zuhören. Zuhören, wie es anderen geht.
Setzen wir eine Blaue Haube auf
Am 30. November findet der alljährliche Blue Beanie Day statt. Seit diese Idee nach Österreich kam, unterstütze ich sie. An diesem Tag setzen Menschen weltweit blaue Hauben bzw. Mützen auf, posten Bilder davon und schreiben darüber, warum sie Webstandards und ein Web für alle unterstützen.
Der 30. November naht. Ich nehme den heutigen Artikel zum Anlass, um mit den Vorbereitungen für diesen Tag zu beginnen. Bis dahin werde ich immer wieder kleine Informationen rund um barrierefreies Bloggen und unser gemeinsames Web teilen.
Wer mehr wissen will:
Jeder Beitrag zählt
Vielleicht möchtest du auch etwas in deinem Blog verändern. Sei es nur ein kleiner Schritt. Es wäre schön, wenn du am Blue Beanie Day davon erzählen würdest.
Denn jeder Beitrag ist auch ein wenig Werbung für das Thema und kann andere dazu anregen, ebenfalls einen Schritt zu tun.
Am Schluss ein wenig Eigennutz
Das darf auch sein. Denn wenn du oder du dein Blog barrierefreier gestaltest habe ich auch etwas davon. Ich kann auch unterwegs im Sonnenlicht noch deine Texte lesen. Ich lese den Alternativtext zu einem Bild, weil ich den Inhalt des Fotos nicht interpretieren kann. Ich muss mich nicht mit einem Captcha herumärgern oder kann es nicht lösen, weil ich das Audiocaptache nicht laut schalten kann (in diesem Moment). Ich kann mit der Tastatur navigieren, weil der Mouse gerade er Strom ausgegangen ist. Ich finde dein Blog in der Suchmaschine, weil diese auch gut strukturieren Text (mit Überschriften) mag.
Knapp nach dem ich diesen Absatz fertig geschrieben habe landet der Artikel „Barrierefreiheit ist wichtig – auch wenn sie nicht allen nutzt“ von Melly Meah in meinem Feedreader. Barrierefreiheit mag vielen nutzen, aber es sollte nie um die Anzahl der Nutzenden gehen sondern darum, allen Zugänge zu ermöglichen.
Ein letzter Satz …
oder zwei. Wenn du mein Blog besucht und Barrieren für dich findest. Dann lass es mich bitte wissen. Ich werde mich bemühen, Abhilfe zu schaffen. Danke!
Dieser Artikel ist Teil der BlogWochen 2025. Von Mai bis Oktober schreiben (zumindest) Benedikt, Dirk und ich über unterschiedliche Themen rund um das bloggen. Du kannst gerne mitmachen. Hier gibt es alle Infos. Die gesammelten Beiträge finden sich einer eigenen Linkliste.
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