Bei Maurice Renck finde ich den Verweis auf „15 Jahre bloggen“ von kopfzeiler.org. Und wieder einmal werden Blogs „totgeschrieben“. Bei Maurice habe ich folgenden Kommentar hinterlassen:
Blogs „sterben“ gefühltermaßen jedes Jahr bzw. wird über das Aussterben von Blogs regelmäßig geschrieben.
Ich betreibe mein Blog seit (je nach Zählweise) 1997 bzw. 2005. Quantität ist nicht alles, aber bis heute sind es immer mehr als 100 Artikel jährlich.Ja, die Anzahl der Lesenden ist nicht mehr so hoch, wie vor 20 Jahren. Aber es kommentieren noch Menschen, Verlinkungen auf Twitter und Facebook werden ebenso kommentiert (manchmal). Und blicke ich in meinen Feedreader gibt es noch etliche aktive Blogs. Das Ganze hat sich wohl gewandelt.
Manch einer würde sich vielleicht gar nicht mehr als Blogger:in verstehen. Und es geht nicht mehr ums vernetzen und das Internet besser zu machen. Ich kann leider keine Vergleichszahlen nennen, aber https://www.blogheim.at/blogger listet z.B. über 2.000 aktive Blogs in Österreich.
Sind Blogs jetzt tot, ist bloggen nicht mehr in? Es wird wohl auf die Sichtweise ankommen, wie man die Frage beantwortet.
Mein Kommentar bei Maurice Renck
Kopfzeiler.org schreibt:
Blogs selbst haben als Instrument inzwischen ihre Bestimmung verloren. Nicht – oder zumindest nicht nur – weil die Leute keine Lust darauf hätten, etwas längere Texte zu schreiben. Sondern weil WordPress den Weg zu einem vollständigen und professionellen CMS genommen hat, und damit all jene zurücklässt, die unkompliziert loslegen wollen.
Nun, ich finde noch genügend Blogger:innen, die längere Texte schreiben. Und Länge ist nicht alles. Kurze Texte, Ideensplitter und Anregungen und verweisende Links – auch das ist bloggen. Zu Anfangs wurden bloggen teilweise als Tagebuch führen im Netz angesehen. Tagebücher führt auch jede:r anders – Stichworte oder kurze Texte oder seitenweise Ausführungen.
Zu WordPress. Ich bin selbst vor einem Jahr umgestiegen. Die Installation ging einfach. Auch das einrichten ist nicht kompliziert und man kann schnell den ersten Blogartikel rausjagen. Und jeder halbwegs ordentliche Webspace verkraftet WordPress. Ich sehe hier das Hindernis nicht. Und wer WordPress nicht mag, der:die hat einige andere Möglichkeiten bis hin zu „leichtgewichtiger“ Blogsoftware, die nicht mal eine Datenbank braucht.
Nebstbei. In meinem Blog habe ich schon 2011 die Frage gestellt, ob Blogkommentare out sind.
Ob Blogs jetzt tot sind oder nicht. Für mich gibt es noch immer gute Gründe OpenBlogger zu sein. Und das ist für mich das wichtigste.
Lieber Robert, danke für den Kommentar drüben und diesen Querverweis!
Zu WordPress: Klar, wenn man Erfahrung mit Hosting hat, ist das nicht so völlig kompliziert, auch wenn ich Gutenberg für einen Rückschritt halte. Aber es sind ungefähr 50 Schritte mehr, als mich bei Twitter oder (früher? jetzt wieder?) Tumblr anzumelden. Und dann bin ich erstmal da und schreibe ins Blaue, weil die einzige wirkliche Vernetzung Trackbacks sind, soweit eben ein anderes Blog WordPress hat. Das ist in meinen Augen ein etwas anderes Modell und, wenn ich ehrlich bin, auch etwas aus der Zeit gefallen.
Ich kommentiere (fast) immer gerne. Und die Frage nach Bedeutung von Blogs im Jahr 2022 ist ja keine uninteressante.
Ja, Tumblr, Twitter und Co. machen es Nutzer:innen natürlich einfacher loszulegen. Kurz angemeldet, ein paar Einstellungen vorgenommen und es kann losgehen. Bei WordPress könnte ich auch auf die gehostete Version (.com) zurückgreifen und dann vielleicht irgendwann mal selbst hosten bzw. auf meinem gemieteten Webspace installieren. Das ist dann nicht so viel Einarbeitungszeit. Man muss ein wenig über FTP verstehen etc. – aber auch hier bieten viele Webspace-Anbieter entsprechende Installer.
Somit stimme ich dir durchaus zu, dass das unterschiedliche Modelle sind. Aus der Zeit gefallen? Da bin ich zwiegespalten. Im Sinne von schnell und gut vernetzt sind Twitter, Facebook und Co. relativ unschlagbar. Es ist halt die Frage, was ich will. Will ich einen Platz, auf dem ich entscheiden kann, wie er gestaltet ist und welche Inhalte drauf kommen, dann ist das Blog die sichere Seite. Social Media Dienste kommen und gehen. Facebook entscheidet von sich aus, wenn sie die Gestaltung ändern will, ob eine stillende Mutter abgebildet werden darf, etc. etc. Mein Blog hat eine eigen URL und die bleibt – auch wenn ich den Hoster wechseln würde.
Ich habe zu solchen Fragestellungen auch schon gebloggt: Mein Blog ist meine Insel.
Vielleicht ist es auch keine Frage von entweder oder. Ich bin auf Twitter, auf Instagram und ich betreibe auch mein eigenes Blog. Ich verweise von da nach dort. Mein Ansatz des Open Blogging Manifest geht auch in die Richtung, dass nicht nur das Blog im Mittelpunkt steht, sondern ich es als Blogger bin, der hier aktiv ist. Bloggen ist dann eine Verknüpfung all meiner Aktivitäten.
Und ich bin immer wieder froh, dass ich mein Blog habe. Hier finde ich Artikel und Verweise – und kann auf diese auch auf Twitter und Facebook referenzieren.
Nachdem meine Antwort fast schon die Dimensionen eines Artikels bekommt, belasse ich es mal bei diesen ersten Gedanken …
Danke für deine Antwort und den Austausch.