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Warum Feeds wichtiger sind, als viele denken

Feeds? RSS? Manch eine:r kennt dieses „Icon“ mit den orangen Symbolen aus den frühen 2000ern. Kaum jemand spricht heute noch davon – und doch nutzen Millionen Menschen täglich Feeds, oft ohne es zu wissen. Sie sind ein Teil der unsichtbaren Infrastruktur des Internets.

Für manche sind Feeds nur ein Relikt aus der alten Blog-Ära. Damals prangte das RSS Icon mehr oder minder groß auf der Startseite (fast) jedes Blogs.

Andere haben noch nie etwas davon gehört oder steigen schon beim Wort Feedreader aus.

Unsichtbare Infrastruktur des Internets

Viele Apps, die wir selbstverständlich nutzen, basieren auf Feeds. Ein paar Beispiele:

  • Podcast-Apps: Jeder Podcast existiert im Kern als Feed. Ohne Feeds gäbe es keine automatische Aktualisierung und kein Abonnieren neuer Folgen.
  • Nachrichten-Apps: Einige greifen direkt auf RSS- oder Atom-Feeds zu, um Inhalte an einem Ort zu bündeln.
  • Fediverse: Auch das Fediverse ist im Prinzip eine riesige Landschaft von Feeds. Fast jede App, die sich ins Fediverse einklinken kann (per ActivityPub Schnittstelle) bietet diese Technik im Hintergrund an. Jeder Account ist ein Feed, der abonniert werden kann. Oft kann man auch einzelne Tags eines Accounts extra als Feed beziehen und vieles mehr.
  • Blogs: Auch wenn z.B. WordPress seinen Feed immer besser versteckt, so ist er in jeder Installation implementiert. Als begeisterter Feed-Nutzer habe ich den Feeds meines Blogs eine eigene Seite gewidmet.

Feeds sind die stillen Transportkanäle des Netzes. Sie liefern Inhalte zuverlässig, ohne dass man es bemerkt – wie Leitungen, die Strom bringen.

Kontrolle statt Algorithmus

Die großen Plattformen haben uns an „kuratierte“ Feeds gewöhnt. Doch kuratiert heißt in Wahrheit: aussortiert, umsortiert, priorisiert – und zwar nach Interessen der Plattform, nicht nach unseren.

Ein Blog- oder Podcast-Feed funktioniert anders. Er zeigt alles, was veröffentlicht wird – in der Reihenfolge der Veröffentlichung. Kein Algorithmus entscheidet, was du sehen sollst.

Das bedeutet:

  • Keine versteckten Inhalte.
  • Keine Bevorzugung bestimmter Formate oder Themen.
  • Keine künstliche Dringlichkeit („Trending!“).

Ein Feed ist schlicht ein Werkzeug der Selbstbestimmung. Wer Feeds nutzt, holt sich ein Stück digitale Souveränität zurück.

Digitale Archive statt Vergessen

Social-Media-Inhalte verschwinden schnell im Strom der Timeline. Ein Tweet von gestern? Praktisch weg. Ein Instagram-Post aus dem Vorjahr? Kaum auffindbar.

Ein Feed dagegen ist ein dauerhaftes Archiv. Jede neue Folge eines Podcasts, jeder Blogartikel, jeder Beitrag wird in meinem Feedreader automatisch gespeichert und bleibt erreichbar. So entsteht ein langfristiges Gedächtnis – nicht abhängig von der Gnade einer Plattform.

Gerade für Nischen-Themen oder persönliche Blogs ist das entscheidend: Sie leben davon, dass Inhalte auch nach Jahren noch gefunden und gelesen werden können.

Einschränkung: Nicht jeder mag Voll-Feeds

Als Open Blogger bekommst du natürlich meine Artikel als Voll-Feed. Das möchte jedoch nicht jeder. Manche Blogs bieten per Feed nur den Titel und einen kurzen Text. Den Rest muss man dann doch auf der jeweiligen Website lesen. Einige Feedreader kompensieren dies, indem sie den restlichen Artikel aus dem Blog auslesen und dann direkt im Reader zum Lesen anbieten.

Ich kann diese gekürzten Feeds durchaus verstehen. Manche Blogger:innen fürchten, Leser:innen bzw. Zugriffszahlen zu verlieren. Aber immerhin bleibt dann der Feed im Feedreader und informiert mich über neue Artikel, ohne dass ich dauernd zu dem Blog surfen muss.

Offene Standards als Gegengewicht

Feeds sind offen. Jeder kann sie erzeugen, jeder kann sie lesen. Es gibt keine Genehmigungspflicht, keine API-Beschränkung (nur die gekürzten Feeds), keine exklusiven Verträge.

In einer digitalen Welt, die immer stärker von geschlossenen Silos geprägt ist, sind Feeds ein kleines Stück Freiheit. Sie sind ein Versprechen: Inhalte bleiben zugänglich, unabhängig davon, welche Plattform gerade in Mode ist.

Man könnte sagen: Feeds sind das Rückgrat des offenen Webs. Ohne sie wären wir längst vollständig auf die Wohlwollen von Facebook, TikTok & Co. angewiesen.

Praktische Beispiele

  • Wissenschaft & Forschung: Neue Paper oder Journals abonnieren und automatisch im Reader sehen.
  • Politik & Medien: Lokale Nachrichten direkt von der Quelle lesen, ohne Clickbait-Filter großer Portale.
  • Blogs: Persönliche Blogs im Auge behalten, auch wenn sie nur sporadisch veröffentlichen.
  • Selbstorganisation: Eigene private Feeds für Projekte, Aufgaben oder Notizen erstellen (z.B. mit Tools wie IFTTT oder eigenen Generatoren).

Meine Feed-Welt

Als Feedreader verwende ich eine Online-Lösung auf meinem Webspace: FreshRSS

Mittels Fiery Feeds greife ich über meinen Mac und iPhone auf FreshRSS zu.

Eigentlich müsste ich da noch viel mehr aufzählen. Aber das hebe ich mir aus Zeitgründen für einen weiteren Artikel auf.

Fazit

Feeds sind unsichtbar – und gerade deshalb so mächtig. Sie geben uns Kontrolle über das, was wir lesen, hören und sehen. Sie sind offen, stabil und unabhängig von Plattformen.

Vielleicht sind Feeds deshalb sogar wichtiger, als viele denken.

Und vielleicht ist es genau jetzt an der Zeit, sie wieder bewusster zu nutzen.

8 Kommentare

  1. Meghan Trainor beglückte die Welt 2014 mit „All About That Bass“. Ich komme euch mit „All About The Feed“. Und ihr freut euch darüber sicher.…

  2. @roblen Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass Feeds privater Blogs, neben ein paar nicht zu plump werbender Unternehmensseiten, mich häufiger und deutlich besser durchs Netz geleiten als „soziale Netzwerke“ oder Suchmaschinen es je tun könnten.

    Ich bestehe für mich selbst jedoch auf die Nutzung eines #RssReader|s – meine beiden Accounts hier und bei #Bluesky werden so schon mit von anderen aufgedrängten Inhalten und Empfehlungen dichtgespült. Außerdem will ich kontinuierlich die sozialen Laberecken, ganz gleich welche bzw. wo, reduzieren – es ist mir dort lange schon viel zu toxisch.

    Mittlerweile muss ich selten im Netz nach Themen suchen. Über die Zeit kam und kommt über verlinkte Artikel etc. ein Füllhorn toller Blogs zusammen, die ich wohlsortiert in den Reader lege.

    Ein Feed/RSS ist mir dabei wichtiger als eine Kommentarfunktion – es findet in den sozialen Netzwerken und in Rundfunk und Fernsehen schon soviel „Hör zu – red mit!“ statt, dass ich beim Lesen von Blogs gerne darauf verzichte.

    Umgekehrt ist es dann aber auch so, dass ich eine Seite, so schön sie auch ist, nicht nochmal besuche, wenn kein Feed vorhanden ist.

    Und als (ungefragte) Anmerkung, weil ich immer wieder was davon eben auch in Blogs lese: Ja, Bloggen lohnt sich „noch“, auch 2025, und RSS mag nicht mehr prominent aus aller Munde sprechen, scheint aber eine Art Wiederauferstehung zu feiern. Ich hab den Eindruck, es werden über die Zeit wieder mehr Blogs – und Feeds.

    Eigentlich hätte nun wohl ein Einzeiler gereicht: Ich liebe Blogs. Und Feeds. 😁

    • Man darf auch ruhig mal länger antworten 😊 Aber der letzte Satz sagt es recht kurz und bündig.

      Zu den Kommentaren: Ja, es wird manchmal (zu) viel geredet. Aber ich mag für mein Blog trotzdem von meinen Leser:innen hören. Das soll aber jede:r für sich entscheiden, ob er:sie einen Kommentar im eigenen Blog mag oder in anderen Blogs kommentieren möchte.

      • @roblen Oh, das sollte auch keine Kritik an Deinem Blog gewesen sein. Mir ist nur die aktuelle „Kreischeritis“ seit einiger Zeit zuviel. Und das gegenseitige Sich-beleidigt-fühlen, wenn einer mal was „falsches“ sagt oder es sich anfühlt, als würde der eigene Kommentar nicht genügend gewürdigt. Und so weiter, und so weiter.

        Deshalb halte ich selbst mich i.d. Regel mit Antworten auf Blogartikel zurück. Aber hier musste ich einfach meinen Senf dazuschreiben, weil ich Blogs und/mit Feeds eben für wichtig halte. 😉

        • Keine Sorge, ich habe das in kleinster Weise als Kritik an meinem Blog verstanden.
          Das Diskurse heutzutage leicht in gegenseitiges diffamieren, in Hassrede etc. ausarten, ist leider schade.

          Dann freut es mich besonders, dass du hier kommentiert hast.

          • @roblen Ja, das sehe ich auch so. Es ist schade, vor allem aber doch unnötig. Naja… 😉

            Dann freut es mich besonders, dass du hier kommentiert hast.

            Wird bestimmt nochmal wieder passieren. Ab und zu überkommt es mich ja mal.🤭

            Hab einen schönen Sonntagabend! 👋👋

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