Martin Schienbein hat dazu einen Artikel verfasst: Barrierefrei gendern – wie geht das?
In zwei Podcast Ausgaben widmet er sich ebenfalls diesem Thema:
- Gendern und Barrierefreiheit – Vereinbarkeit (Teil 1)
- Gendern und Barrierefreiheit – Möglichkeiten (Teil 2)
Armin Wolf widmete sich Frage, ob Gendern der „Tod der Sprache“ ist und gab gleich ein Nein zu Antwort bevor er länger ausholte.
Auf Bizeps fand ich noch den Hinweis auf einen Online-Kurs. Capito, ist eine Firma, die Texte in Leichter Lesen Versionen übersetzt. Ihr vierteiliger Online-Kurs „Barrierefrei und verständlich gendern“ hat folgendes Anliegen:
Wir möchten Ihnen in diesem eLearning-Kurs vermitteln, welche Formen des Genderns besonders verständlich sind – und die Diskussion somit um eine weitere Facette bereichern.
Capito
Der Kurs ist nicht kostenlos und alle vier Module kosten zusammen rund 200 Euro. Deshalb überlege ich noch, ob ich mir den Kurs leisten möchte. Das günstigste Modul kostet 20 Euro und ist vielleicht eine Möglichkeit rauszufinden, ob man den Ansatz der Vermittlung von capito interessant genug empfindet.
Lange Zeit war es ja nur die Diskussion, ob wir bei Begriffen das männliche und weibliche Geschlecht gleichzeitig und gleichwertig darstellen. Dann kam die Frage, wie man sprachlich mit dem dritten Geschlecht oder überhaupt ganz unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten umgehen soll.
Da kamen viele Ideen wie Leser*innen, Leser:innen, Leser_innen und noch komplexere Formen. Abgesehen von der nie endenden Diskussion, ob wir das alles brauchen und ob unsere Sprache das überhaupt erlaubt kam natürlich die Frage: wie barrierefrei ist das?
Mitten in diese Diskussion kam Apple und sprach seine Käufer:innen auf einmal mit Doppelpunkt an. Oder wie t3n schrieb: Apple schafft beim Gendern Fakten. Die Futurezone meinte: Apple macht das Gendern mit iOS15 zur Normalität.
Siehe da. Der Doppelpunkt wurde auf einmal auch von anderen bevorzugt und verwendet. Die Frage blieb, ob das barrierefrei sei. Die Web Accessibility Expertin Maria Putzhuber schreibt dazu, dass jede Lösung Schwierigkeiten für Screenreader Leser für sich bringt. Ich würde aber aus ihrem Artikel herauslesen, dass die Doppelpunktlösung noch am angenehmsten nutzbar ist.
Gendern auf Nur ein Blog
Nun, ich schreibe schon lange meine Texte mit einem Binnen-I. Begonnen habe ich im Rahmen einer Aktion, bei der der älteste Blogger Österreichs gesucht wurde. Und viele kamen nicht darauf, dass sie auch an Bloggerinnen denken könnten.
Seither ist mir diese Schreibweise zu 95 Prozent in Blut und Finger geraten und es ist für mich nicht kompliziert Texte so zu schreiben und auch zu lesen.
Als nächsten Schritt probiere ich nun, wie sich so ein Doppelpunkt anfühlt. Dieser kommt ja oft vor einer Aufzählung. Seht es daher auch als kleines Zeichen, dass wir bei jedem Begriff daran denken sollten, dass die Menschen dahinter sehr individuell sind. Blogger:innen schreiben über ganz unterschiedliche Dinge und mit unterschiedlichen Meinungen. Meine Leser:innen sehen sich als Mann, als Frau oder in/mit einer ganz anderen Identität.
Und kommt mir bitte nicht mit der Frage, ob die deutsche Sprache drunter leidet. Sprache war und ist wandelbar. Daher darf ich zum Schluss aus dem Urfaust zitieren:
Hab nun, ach! die Philosophey,
Medizin und Juristerey
Und leider auch die Theologie
Durchaus studirt mit heisser Müh.
Da steh ich nun, ich armer Thor,
Und binn so klug als wie zuvor.
Und eigentlich geht es dem Faust wie mir in dieser Frage. Je mehr ich lese, umso schwieriger wird es. Es gibt nicht die eine richtige Regel, wie man mit der Frage gendergerechte Sprache und Barrierefreiheit umgeht.
Es ist ein Thema, das wir immer wieder neu diskutieren und ausverhandeln müssen. Weil es so lebt, wie sich unsere Sichtweisen und die Art unseres Zusammenleben immer wieder ändern.