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Wie ich podcaste

Michaela hat mich gefragt, wie ich den so podcaste.

Ich bin ein Vollblut-Amateur. Will heißen Low-Tech etc.

Mein derzeitiges Projekt, das ich zusammen mit Matthias Mees gestalte, heißt S9y Infocamp und wird von uns sehr unregelmäßig bespielt (sorry, meine Schuld). Nachfolgend schildere ich daher meine Erfahrungen damit.

Auf der Seite Informationen für Gäste hat Matthias zusammen gefasst, was man bezüglich Technik und Ablauf wissen muss.

Aufnahme: Die Software

Nachfolgendes gilt, wenn man nicht nur sich selbst aufnimmt sondern zu zweit oder mehrt einen Podcast gestaltet und sich nicht alle PodcasterInnen an einem Ort befinden.

Meinen ersten Podcasts habe ich mit Skype aufgenommen. Für Skype braucht es noch eine Zusatzanwendung um Telefonate aufzunehmen. Funktionierte mal schlechter mal besser. Vorteil war, dass viele Skype so oder so nutzen und nur eine Person einen Rekorder installiert haben muss.

Da wir beim S9y Infocamp techno-affine Gäste haben sind wir auf Mumble – des Mumble Projects – umgestiegen. Diese Software (den Client) gibt es für Windows, MacOS, Linux und iOS – sie ist Open Source und leicht installiert. Um gute Audioergebnisse zu erzielen sollte man noch mittels integriertem Assistenten diese optimieren. Das geht ebenfalls einfach von der Hand.

Mumble braucht einen Server über den die einzelnen Clients miteinander kommunizieren. Diese Software nennt sich Murmur und ist auf dem eigenen Server installierbar. Wem das zu aufwendig ist (zum Beispiel mir), der kann sich bei einem Hoster "einmieten". Der Mumble Client bietet beim Starten eine Vielzahl an kostenlosen Hostern. Daneben bieten kommerzielle Hoster unterschiedliche Angebote. Für S9y Infocamp nutzen wir Shellfire(Hinweis: ich kriege keinen Cent für die Nennung). Dort zahle ich Euro 1,49 pro Monat (es geht noch billiger) und kann bis zu 10 BenutzerInnen gleichzeitig einladen – weitere Features einfach bei Shellfire nachlesen. Netten Menschen überlasse ich gerne mal einen Slot zum testen.

Warum aber Mumble? Der Grundzweck von Mumble war die Kommunikation innerhalb von Multiplayer-Online-Spielen. Da kommt es auf Zehntelsekunden an. Daher hat Mumble eine sehr geringe Latenzzeit – sprich die Software tut alles (im Notfall auch die Audio-Qualität runterschrauben) damit man sich ohne Verzögerung unterhalten kann. Das ist gerade für einen Podcast mit mehreren TeilnehmerInnen ein ganz wichtiges Feature.

Zweiter Punkt ist die integrierte Audioaufnahmefunktion: Mehrere Formate und (wenn gewünscht) jedeR TeilnehmerIn in einer eigenen Audiodatei. JedeR kann eine Aufnahme auf seinem/ihrem eigenen Rechner starten – das wird transparent den anderen TeilnehmerInnen angezeigt. Wenn Matthias und ich unseren Podcast aufnehmen dann drücken wir beide auf Record und so gibt es auch ein Backup des jeweils anderen.

Mumble kann noch einiges mehr. So betreiben manche "Radiostationen" damit etc. – aber dazu klickt am besten durch das Wiki des Mumble Project.

Aufnahme: Die Hardware

Nun, da bin ich ganz auf der günstigen Seite. Die Apple EarPods am Mac angesteckt. Das Mikrofon der EarPods ist für Sprache durchaus ausreichend – außer man will es hoch qualitativ.

Die Bearbeitung

Die einzelnen Audiodateien importiere ich dann in Garageband. Die Software reicht um die jeweiligen Audiospuren (eine pro TeilnehmerIn) zu bearbeiten und einzelne Störgeräusche oder "Hoppalas" rauszuschneiden. Danach wird das Ganze als MP3 exportiert.

Zur weiteren Nachbearbeitung nutze ich Auphonic. Die Entwickler habe ich vor Jahren beim Barcamp Graz kennen gelernt. Datei hochgeladen, Metadaten eingegeben – und Auphonic bearbeitet die Soundqualität und vieles mehr – und liefert mir den Podcast in unterschiedlichen Dateiformaten. Wenn gewünscht auch mit Sprungmarken zu einzelnen Kapiteln. Verknüpft mit der Dropbox braucht es auch kein warten auf der Website, sondern die Datei(en) landen nach ein paar Minuten auf meinem Rechner.

Bis zu 2 Stunden pro Monate ist Auphonic kostenlos nutzbar, die Preise beginnen bei Euro 9 für bis zu 9 Stunden Audiomaterial pro Monat. Wer nicht regelmäßig den Dienst nutzt kann auch One-Time Credits erstehen.

Was Auphonic mit Audio Dateien so alles anstellt ist mit Audio Beispielen erklärt.

Going Online

Auf S9y Infocamp stellen wir den Podcast in zwei Formaten zur Verfügung: MP3 und OGG Vorbis. Beides könnten wir an sich über das Serendipity Blog bzw. meinen Webspace hosten. Zu Anfangs waren ich mir unsicher, wie das denn mit iTunes so funktioniert.

Um iTunes zu beliefern und die MP3 Dateien zu hosten verwende ich daher den Dienst podHost. Außer einem Ausfall ist dieser seit Jahren problemlos. Vor einiger Zeit übernommen ist es nun ein Ein-Mann-Unternehmen. Bis zu 30 MB Upload im Monat ist der Dienst kostenlos und beginnt dann mit Euro 1,50 im Monat.

Irgendwann möchte ich mit den MP3 Dateien ebenfalls auf den eigenen Webspace ziehen und iTunes über die Blogsoftware befüttern.

Ob eigener Hoster oder eigener Webspace hängt wohl von mehreren Faktoren ab. Eine Frage ist: Wie groß sind meine Podcasts? Damit verbunden ist zweierlei:

  • Habe ich für die nächste Zeit genug Speicherplatz am Webspace (am eigenen Server wohl eher)?
  • Wieviele Downloads habe ich, welchen Traffic erzeugen diese und ist dieser in meinem Hostingpaket inkludiert?

Zum Schluss

Wenn man sich einmal eine Arbeitsumgebung eingerichtet hat, geht das Podcasten mit relativ wenig Aufwand. Trotzdem braucht es:

  • Themen finden, recherchieren und ev. ein "Drehbuch" bzw. einen einfachen Ablauf für den Podcast skizzieren
  • Bei mehreren TeilnehmerInnen einen gemeinsamen Termin finden.
  • Vor der Aufnahme Audiocheck etc. einkalkulieren. Hallt es irgendwo, gibt es Nebengeräusche (Fenster schließen,…).
  • Audioaufzeichnung sichern.
  • Podcast nachbearbeiten. Das heißt die ganze Aufnahme einmal durchhören und an einer oder mehreren Stellen nachregulieren oder schneiden (grob gesagt: das braucht bei mir rund das doppelte der Länge der Aufnahme).
  • Nochmalige Bearbeitung (zum Beispiel über Auphonic), z.B. Metadaten einfügen.
  • Hochladen (auf eine oder mehrere Plattformen)
  • Wer barrierefrei arbeiten möchte muss noch ein Transkript der Aufnahme anbieten – das wird wohl vielen zu viel der Arbeit sein. Was aber geht:
  • Blogbeitrag schreiben inklusive Liste der angeführten Links
  • Fertig

Das eine ist einen gemeinsamen Termin für eine Aufnahme zu finden (insbesondere mit einem weiteren Gast). Das andere ist – und das habe ich oft übersehen – einzuplanen, danach relativ zeitnah genug Zeit für all die Nachbearbeitungsschritte zu haben.

Habe ich noch einen Schritt vergessen? Gibt es Fragen, Anmerkungen? Wie bearbeitet ihr eure Podcasts?

12 Kommentare

  1. Hallo Robert,

    nur eine Frage: Wozu OGG?

    LG Fritz

    • Gute Frage. Im Umfeld unseres Blogs gibt es ein paar, die lieber das Format für Player verwenden. Nachdem es fast keinen Aufwand macht, soll es mir recht sein.

      • Es gibt seit 2013 (Firefox Version 22) keinen Browser mehr, der nicht mp3 unterstützt.

        • Ich habe nochmals nachgefragt. Es war der Wunsch, dass wir auch ein freies/offenes Format anbieten, dass manche in Ihren Apps abspielen wollten. Und S9y Infocamp ist absolut serviceorientiert 🙂

        • Das ist nicht richtig. Seit Firefox 22 kann Firefox externe Bilbliotheken nutzen, um Mediendateien abzuspielen. Einige Linuxe installieren aus Patent- und dogmatischen Gründen keinen mp3-Support.

          Rein out-of-the-box ist die Formatauswahl sehr begrenzt:

          Opera unterstützt OGG und WAV, Firefox unterstützt OGG und WAV, Safari unterstützt MP3 und WAV, Chrome unterstützt OGG und MP3.

          In diesem Jahr laufen die Patente für mp3 aber aus.

          Am Rande: OGG-Dateien sind bedeutend kleiner – zwischen 15% und 30% – als MP3-Dateien gleicher Soundqualität, wenn man einen Hoster hat, bei dem das Transfervolumen begrenzt ist, kann auch das zu einem Faktor werden.

          • Danke für ausführliche Entscheidungsgrundlagen.
            Und „dogmatische Gründe“ gehören bei mir nicht dazu. 😉

    • Ich biete für den „Datenkanal“:https://datenkanal.org und „Radio (In)Security“:https://insecurity.radio.fm MP3, OGG und Opus an. Der Webplayer spielt standardmäßig Opus, der Feed liefert standardmäßig MP3 aus und dennoch sind ca. 30% der Zugriffe auf OGG. Es scheint daher durchaus benutzt zu werden. Wenngleich ich nicht sagen kann, wer und warum.

    • Danke für die Info.

      Vielleicht fragen wir mal rund, wer es noch braucht. Andererseits – wie beschrieben – wird es quasi automatisch mit erzeugt und allein das verschieben in den Webspace braucht ein paar Sekunden. Dh. nicht viel Aufwand.

    • Eine Standardinstallation von Debian oder Fedora hat keinen mp3-Support.

  2. Karl Karl

    Hallo Robert,

    lob an dich erstmal, wirklich ein sehr interessanter Blog. Das selbe Problem habe ich auch gehabt. Der Beitrag hat mir persönlich weitergeholfen.
    Danke
    Euer Karl aus Stuttgart

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