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Haben Barcamps eine Zukunft

„Rainer Edlinger“:http://blog.edlinger.at fragt mich

bq. Haben Barcamps auch in Zukunft eine Daseinsberechtigung ?

Nachdem ich in ganz nächster Zukunft wieder einmal „auf zwei Barcamps“:/blog/archives/3580-Dreimal-e-und-Partizipation bin wäre die Frage für mich schon beantwortet.

Aber so einfach möchte ich es mir selbst nicht machen.Besuche ich „barcamp.at“:http://www.barcamp.at dann finde ich keinen Grund an der mittelfristigen Zukunft zu zweifeln. Im Jahr 2012 finden/fanden mehr Barcamps statt als im Jahr 2011.

Der Trend geht dabei aber auf alle Fälle zu spezialisierten Barcamps. Einerseits schade, andererseits verständlich.

Schade, weil ich gerade die themenoffenen Barcamps sehr schätze. Jedes Thema ist erlaubt, an einem ganzen Wochenende entstehen dabei sogar mittendrin neue Themen.

Themenspezifische Barcamps sind wohl der Trend, weil viele sehen, dass die klassischen Veranstaltungen nicht allein ein Thema weiter bringen. Oft gibt es noch gar nicht so viele professionelle RednerInnen für ein Thema oder man kann sich diese glattweg nicht leisten.

Pause. Ich merke, dass ich allein schon in wenigen Zeilen etliche Themen anreisse. Aber es geht ja um Barcamps, da ist so ein offener Stil vielleicht erlaubt. Zumindest in meinem Blog 😉

Barcamps haben themenreiche Veranstaltungen für alle ermöglicht. Einerseits zahle ich keinen Eintritt und auch die OrganisatorInnen haben weniger Aufwand und Kosten.

Wobei sich manches Barcamp aber durchaus zu einer kostenträchtigen Veranstaltung entwickelte. Räumlichkeiten, die gezahlt werden müssen. Ein Buffet, dass doch mehr als nur Brot und Aufstrich sein soll. Livestreaming aus allen Sessionräumen. Und so weiter und so fort.

Die Zukunft der Barcamps ist vielleicht eine zweiteilige. Die der großen Bar-Events (nennen wir es einmal so), bei denen auch einiges Geld in die Organisation fliesst, in die Dokumentation und in die Bewerbung. Diese Events sind dann vielleicht auch nur ein Teil einer noch größeren Veranstaltung, die sich zumindest für ein paar Stunden auch ihren TeilnehmerInnen als Vortragende, als GestalterInnen öffnet.

Und dann die Barcamps, die im Hinterzimmer eines Cafes statfinden. Gerade auf die setze ich. Wobei nehmt das Hinterzimmer nicht so wörtlich.

Bei fast jedem Barcamp habe ich Diskussionen erlebt, was Barcamp eigentlich sei und ob man nicht die Organisation besser machen könne, ob barcamp.at nicht durch etwas moderneres ersetzt werden soll. Schlussendlich geht es darum, dass Menschen zusammen kommen und gemeinsam ein paar Stunden oder Tage vor Ort gestalten.

Denn Barcamp steht auch dafür, dass hier nicht ein paar ein Programm für andere machen. Die paar geben einen gewissen Rahmen, eine gewisse Struktur. Aber wir alle kommen zusammen um eine Veranstaltung selbst zu entwicklen. Und es ist mehr als eine klassische Veranstaltung.

Die CreateCamps in Wien sind mir da ein wenig Vorbild. Ein paar Chips, selbstgemachter Kuchen und Orangensaft vom Supermarkt, Mittag wird in irgendeinem Lokal rundherum gegessen. Ein paar Tische, Stühle und viele Steckdosen. Das war´s auch schon. Menschen kommen und gehen, schauen sich an, was an dem einen Tisch diskutiert oder gerade entwickelt wird und machen mit … oder auch nicht. Dazwischen gab es viel Austausch, wurden Videos gedreht, Werbung für das andere Projekt entwickelt oder sich Knowhow vom Nachbartisch geholt.

Geht man von einem solchen Verständnis von Barcamps aus, dann denke ich, dass Barcamps bzw. die Barcampidee (und um die geht es mir) noch eine vielfältige Zukunft haben.

Bei vielen Veranstaltungen frage ich Menschen, ob sie von Barcamps schon etwas gehört habe. Die meisten (sofern sie nicht aus der „webaffinen“ Szene kommen und auch dort nur beschränkt) nicht. D.h. es gibt noch ein sehr großes Potential an Menschen und Themen, denen man die Barcampidee näher bringen kann.

So finden sich auch auf „barcamp.at“:http://barcamp.at schon Barcamps zum Thema Pflege, „Food“ oder Afrika. Interessant finde ich z.B. das „Technologieplauscherl – Book Edition“ bei dem Menschen zusammen kommen und jedeR die Möglichkeit hat in 5 bis 15 Minuten ein Buch seiner/ihrer Wahl vorzustellen.

Ist das noch Barcamp? Ja!

Denn wir haben einfach nur die 8 Barcamp-Regeln:

* 1st Rule: You do talk about Bar Camp.
* 2nd Rule: You do blog about Bar Camp.
* 3rd Rule: If you want to present, you must write your topic and name in a presentation slot.
* 4th Rule: Only three word intros.
* 5th Rule: As many presentations at a time as facilities allow for.
* 6th Rule: No pre-scheduled presentations, no tourists.
* 7th Rule: Presentations will go on as long as they have to or until they run into another presentation slot.
* 8th Rule: If this is your first time at BarCamp, you HAVE to present. (Ok, you don’t really HAVE to, but try to find someone to present with, or at least ask questions and be an interactive participant.)

Und auch diese Regeln sind keine Regeln im Sinne von Buchstaben eines Gesetzes, sie spiegeln ein Haltung wider, die ein Barcamp ausmacht. Offen sein, kommunizieren (nichts anderes sollen die Regeln 1 und 2 aussagen), sich einbringen und jedem seinen Raum geben (Regeln 5 und 7). Gut gibt das auch der Artikel „educamp – Willkommen im Fightclub“:http://joerg-lohrer.de/2012/10/23/educamp-willkommen-im-fight-club/ wider. Barcamp ist im Gegensatz zum Fightclub keine strikte Gemeinschaft, kein verschworener Geheimclub.

Ich habe jetzt wohl mehr philosophiert als praktische Beispiel für das „Weiterleben“ von Barcamps gebracht. Aber ich denke mir, dass es darum geht, dass nicht der Begriff „Barcamp“ übersteht, sonder dass der Gedanke dahinter sich in vielfältiger Form weiter verbreitet.

Aber auch für die klassischen Barcamps sehe ich noch viel Spielraum. Sie können als Veranstaltungsformat noch bei ganz anderen Zielgruppen Platz finden. Sie können als Teil von klassischen Veranstaltungen den dortig Anwesenden auch einen Raum für ihre eigene Kreativität geben. Und sie können vielleicht sogar ins Internet wandern. Warum nicht etwas Barcamp-artiges über Google Hangout oder anderes probieren.

Ach ja, die Frage war nach der „Daseinsberechtigung“. Natürlich, die haben Barcamps. Umso mehr, als dass sie eben ein Platz sind, an dem Menschen (idealerweise) gleichberechtigt Ideen, Gedanken, Fragen,… diskutieren und weiter entwickeln können.

Ich will ja nicht übertreiben. Aber lese ich (auf Wikipedia) von gewissen (angeblichen) Grundzügen der „Platonischen Akademie“:http://de.wikipedia.org/wiki/Platonische_Akademie der Antike, dann finde ich einiges, was Barcamp ausmacht. Die Idee ist also weder neu, noch veraltet…

So, jetzt habe ich wirklich ein Plädoyer abgelegt. Das alles in einem Satz zusammengefügt: Ja, Barcamps sind solange berechtigt, solange uns nichts besseres einfällt.

Und weil es um Barcamps geht, erlaube ich mir doch noch einen zweiten Abschlussatz, der immer wieder seine Gültigkeit hat: Barcamp ist das, was du daraus machst! Oder auf die Frage gemünzt: Barcamps haben so lange eine Berechtigung solange jedeR Einzelne von uns ihnen eine gibt.

3 Kommentare

  1. Nachdem ich beim Partizipationscamp in der Mittagspause ein Gespräch über Barcamp Newbies, No-Shows, … und Ideen führte merkte ich, dass ich quasi selbstreferentiell immer wieder auch meine eigenen Blogartikel erwähnte – aber natürlich nicht Link

  2. Vor ein paar Wochen habe ich für mich ein wenig die Frage beantwortet: Haben Barcamps eine Zukunft. Dabei schrieb ich Und dann die Barcamps, die im Hinterzimmer eines Cafes statfinden. Gerade auf die setze ich. Wobei nehmt das Hinterzimmer nicht s

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