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w2atTalk: Hans Christian Voigt zu #sbsm

Auf webtermine.at habe ich ein wenig über das „#sbsm Projekt“:http://www.webtermine.at/2011/kleiner-beitrag-auf-sbsm/ erzählt und gleich das „sbsmCamp“:http://www.webtermine.at/2011/sbsmcamp/ eingetragen.

„Grundidee“:http://www.sozialebewegungen.org/idee/ ist ein Handbuch über Soziale Bewegungen und Social Media, das alsbald erscheinen wird. Rundherum haben sich weitere Ideen, Blogbeiträge, … ergeben. Aufgrund des Kontakts bezüglich Webtermine hatte ich nun die Gelegenheit mit „Hans Christian Voigt“ ein Interview zu #sbsm bzw. Soziale Medien zu führen.

Das nachfolgende Interview ist auch Auftakt zur Belebung der [[w2attalk|w2atTalk Idee]].1. Was hat dich bewogen diese Projekt zu starten?

Das habe ich nur indirekt, was das Buch bzw. die Idee zu einem Buch selbst betrifft. Die Idee, ein Buch herauszugeben hatte Werner Drizahl und er hatte sie im Vorfeld und im Zusammenhang mit der „eineinhalb tägigen Veranstaltung zu Web 2.0 und Social Media“:http://blog.gpa-djp.at/socialmedia/, die im Anfang Mai vor einem Jahr in der GPA-djp stattgefunden hat. Die Veranstaltung wiederum war damals so eine Art Endpunkt von gut drei Jahren – wir haben das am Anfang so genannt – „Blog-Offensive“. Mit Blog-Offensive war von Beginn an das Ziel verbunden, Betriebsrät_innen, Arbeitnehmer_innen, der Gewerkschaft die Web 2.0 Werkzeuge (dann „auch“ Social Media) für praktischen Einsatz näher zu bringen. Es ging nicht darum, die Organisation „Social Media-Fit“ zu machen sondern um konkrete Problemlagen, die mit zB Blogs besser zu bewältigen waren als mit herkömmlichen Werkzeugen.

Lange Rede kurzer Sinn, mich hat dann dazu bewogen, das Buch anzugehen, weil am 2. Juni mein Vorschlag für das Buch angenommen wurde, nämlich keine „Tagungszusammenfassung“ und kein Buch, das sich auf Social Media Einsatz in Gewerkschaften und Betrieben beschränkt, zu machen, sondern eine „von – bis“ Werkschau von Einsatz des Webs für politischen Aktivismus. Ich wollte Fallbeispiele, Manuals und Visionen im Buch vereinen und hab da damals schon den einen oder anderen konkreten Vorschlag gemacht. Die Reaktion war die, dass mir mehr oder weniger grünes Licht gegeben wurde und die GPA-djp und eigentlich auch der Verlag haben das Projekt möglich gemacht, weil sie die Mindestauflage gesichert haben.

2. Hat Social Media etwas verändert? Wenn ja was?

Autsch. Also autsch zur zweiten Frage. Die erste ist einfach mit ja zu beantworten, klar, viel. Die zweite kann ich hier nicht beantworten, weil dazu bräuchte es noch ein Buch. Ich beschränke mich einfach mal auf drei tags:
#kulturindustrie
#kollektives_gedächtnis
#informationsgesellschaft

3. Sind wir durch das Internet wirklich sozialer geworden?

Ja und nein.
Zum einen müssten wir uns mal über Begriff und Bedeutung von „sozialer werden“ verständigen und dann heftigst zu differenzieren beginnen. Medienwandel und Mediennutzungswandel bringen ja keine simple Veränderung zweier oder dreier Faktoren in unseren Leben und Interaktionen mit sich sondern viele sehr vielschichtige Veränderungen mit noch mehr mittelbaren Auswirkungen auf andere Dinge, die sich verändern.

Kurz gesagt, es gibt sicherlich eine Reihe Phänomene, die wir im Kontext von „wir werden sozialer“ sehen können und einige Phänomene, die wir umgekehrt als „wir werden weniger sozial, asozialer, unsozialer usw“ sehen können. Wie kompliziert das ist, würde jedes Beispiel auf s neue verdeutlichen, das konkret angerissen wird. Nehmen wir online Kommunikation und die Rahmenbedingungen die online Kommunikation für Interaktion mit sich bringt. Schon merken wir, dass einerseits Menschen Verbindungen halten oder schaffen können, die ohne Web nicht interagieren könnten. Andererseits wissen wir alle, dass online Kommunikation sehr viel Raum für asoziales Auftreten bietet, Stichwort flaming, Trolle, cyber mobbing. Anderes Beispiel wären die vielen sozial Ausgegrenzten Personen, die ohne Web absolut vereinzelt wären und die via Web eine Identität haben können, die im sozialen Leben funktioniert. Menschen mit seltenen Krankheiten oder massiven Beschränkungen, die „online leben“ und aus ihrer Vereinzelung ausbrechen können. Umgekehrt, ohne Internet kein wahnwitziges Finanzmarktsystem, in dem in sekundenschnelle virtuelle Kapitalbeträge bewegt, gesetzt, gewettet werden, die die so genannte reale Basis nicht haben, aber Millionen von Menschen ins Elend stürzen können. Ein zutiefst unsoziales System.

4. Das Internet im Jahr 2014?

Ich sag’s ehrlich, ich habe Angst. Ich fürchte den konzertierten Angriff der „War on Terror“ Eliten auf das Internet beziehungsweise befürchte ich, dass sie verdammt viel kaputt machen werden.
Same time, 2014, also eh bald einmal, da könnte überhaupt schon einiges anders sein. Ich bin ja der Meinung, dass wir Prognosen sind seit 2006 nur mehr mit dem Zusatz treffen sollten, dass sie im aktuellen System eigentlich nicht sinnvoll getroffen werden können. Unsere Welt ist, glaube ich, 2006 von einer relativ stabil hochrechenbaren gekippt in eine mit allzu vielen unbekannten Variablen.
Aber ich habe das Gefühl, dass das Internet in dieser Phase eminent wichtig ist, immer wichtiger wird und selbst eine wesentliche Variable ist, wie es mit unserer Gesellschaft weitergeht.

5. Was geschieht mit der Website nach dem Erscheinen des Buchs?

Der Plan ist, dass da erstens alles frei online zur Verfügung steht und dass das zweitens so bleibt. Darüber hinaus sollte sich im Projektblog noch „lange“ immer wieder etwas tun. Jedenfalls sollte das Camp-Blog dann einmal ziemlich belebt werden, vor, während und nach dem „#sbsmCamp“:http://camp.sozialebewegungen.org. Wir wollen außerdem tv.sozialebewegungen.org einrichten und dort live-streamen und Videoaufzeichnungen archiviert halten.
Und ein Potential, das immer schon Teil der Überlegungen war, das Buch als Blogplattform online zu stellen: vielleicht kommt ja auch noch irgendwann das eine oder andere „Fallbeispiel“, „Manual“ oder die eine oder andere „Vision“ dazu, die dann zu spät für den Buchdruck gekommen ist aber online gleichrangig mit den im Buch gedruckten Beiträgen stehen könnte.
Ja, und schließlich können Buchbeiträge online auch kommentiert, kritisiert, ergänzt werden. Mal sehen, ob das da oder dort passiert.

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