Am Nachmittag hatte ich den Workshop 10 „ Fragmentierung, Vielfalt, Mashup. Wie verändert das Web 2.0 die Gesellschaft“ belegt.
(Zur Erinnerung: Der Bericht über den von mir besuchten Vormittagsworkshop ist unter [[Einfach für Alle: Der Beitrag der Nutzer zur Barrierefreiheit]] nachlesbar.)
In diesem Workshop gab es in mehreren Runden Statements der PodiumsteilnehmerInnen (Heike Zirden, Ibrahim Evsan, Heiner Hastedt, Steffen Prey, Thilo Trump) sowie eine Runde durch die TeilnehmerInnen. Daher bringe ich nachfolgend einzelne Bemerkungen, Aussagen,… die mir hängengeblieben sind.
Vorab wurden die TeilnehmerInnen um ein kurzes schriftliches Statement gebeten. Man sollte die wichtigste Frage formulieren, die das Web 2.0 und die Gesellschaft betrifft. Meine Frage lautete „Muss ich das Web 2.0 verstehen, um es zu nutzen?“ Dahinter verbergen sich für mich mehrere Fragen:, unter anderem:
- Wie sehr muss ich mich um all die technischen Fragen kümmern um einen Nutzen aus dem Web 2.0 zu ziehen?
- Bin ich aufgrund meiner geringen Kenntnis dann auf einmal ausgeschlossen – aus Angeboten, aus Netzwerken, aus Beziehungen
- Ist es andererseits nicht unabdingbar, dass mir viele der Mechanismen klarer werden bzw. vermittelt werden (Stichwort Internetkompetenz), damit ich auch weiß, was ich hier tue?
- Könnte es sonst passieren, dass ich mehr „Spuren“ im Netz hinterlasse als ich möchte?
- Ist mir überhaupt klar, welche Daten über mich im Netz wie gesammelt werden und wie diese dann verknüpfbar sind bzw. wären?
Hastedt (Philosophische Fakultät der Universität Rostock) stellte die Frage wieviel Vielfalt wir noch verarbeiten können. Eventuell sei dies aber eine Generationenfrage, da Jugendliche mit dem Web 2.0 ganz anders umgehen.
Trump (Firma result) konstatierte, dass das Web 2.0 auch ein Umdenken bei der Vermittlung von Medienkompetenz erfordere. So sei dabei immer mehr auch eine Kommunikationskompetenz nötig.
Evsan (sevenload.de) wies darauf hin, dass die MitarbeiterInnen von Web 2.0 Startups/Unternehmen im Schnitt zwischen 22 und 25 Jahre alt bzw. jung seien. Er stellte die Frage, wer diese jungen Menschen leite, wer ihnen z.B. auch die Bedürfnisse derer vermittelt, die ein barrierefreies Web benötigen.
Seiner Meinung nach sei gerade Entwicklungen wie Open Source oder Open API notwendig um Barrierefreiheit voranzutreiben. Denn auf dieser Basis könnten andere ansetzen um die entsprechenden barrierefreien Ein- und Ausgabemedien anzudocken. Eindringlich forderte er dafür aber auch mehr Fördermittel für Forschung und Entwicklung in Deutschland. Denn wenn allein Facebook 200 Millionen Euro für die Weiterentwicklung ihrer Plattform hätte, wäre das mehr als alle deutschen Web 2.0 Unternehmen gemeinsam. Ich lasse das mal so stehen, da ich es adhoc nicht nachprüfen kann.
Hastedt sieht die „Idee“ des Autors/der Urheberin verloren gehen. Evsan drückt es drastischer aus: Das Internet ist illegal geworden.
Prey (Onlineredakteur) sieht das Web 2.0 als Antwort auf das Zeitdiktat der klassischen Medien. Das Web 2.0 ist ein on demand Medium, auf die Bedürfnisse der BenutzerInnen zugeschnitten.
Spannend – aber schon öfters gestellt – war die Frage von Evsan, ob es wirklich einen Unterschied zwischen JournalistInnen und BloggerInnen gibt. Wie sieht die Zukunft von Blogs aus? Werden diese zu Portalen mit Inhalten mehrerer Plattformen, werden Gast- oder CoautorInnen eine größere Rolle spielen? Wird damit der Blogger automatisch zum Verleger – und was bedeutet dies? Antwort kam keine – aber wir werden dies höchstwahrscheinlich noch selbst erleben…
Für Hastedt stellt die sogenannte Demokratisierung durch das Web 2.0 nur eine verstärkte Kommunikation dar. Gleichzeitig erfolge aber eine Entpolitisierung.
Die Aussage von Evsan, dass der Web 2.0 Anbieter machtlos sei und er nur den BenutzerInnen folgen könne, blieb nicht unwidersprochen. Immerhin hätten die Anbieter auch eine immense Datensammlung über ihre Nutzer, die in den falschen Händen durchaus problematisch wären.
Dies führte auch zur Frage ob sich die Begriffe „Privat“ und „Öffentlich“ ändern, die sehr unterschiedlich beantwortet wurde. Die Unterscheidung sei nicht aufgehoben sondern nur verschoben, war der eine Tenor.
Es stand auch die These im Raum, dass sich der Begriff Privat wandle, dass es für Jüngere kein Problem mehr sei, wenn es „peinliche“ Fotos im Netz gäbe. Denn irgendwann sei es soweit, dass auch der immer wieder zitierte Personalchef ebenfalls peinliche Fotos seiner Jugendzeit im Web finden könne und dann wieder alle „gleich“ seien. Ob wir am Anfang oder mitten in dieser Entwicklung sind war aber nicht beantwortbar.
Ein Fazit kann ich aus diesem Workshop nicht ziehen. Dazu gab es zu viele Einzelmeinungen und auch widersprechendes. Aber so ist wohl auch das Web – es widerspricht in einzelnen Facetten wohl jeder Theorie, die es in seiner Gesamtheit erfassen will 😉
Was jetzt noch fehlt sind Berichte zur Eröffnung, zur Studie der Aktion Menschen, zur BIENE,… sowie über die Gespräche rundherum. Gebt mir ein paar Tage Zeit, das alles aufzuarbeiten und auch mal selbst über einiges nachzudenken.
http://www.golem.de/0802/57408.html
Hier steht die Info mit den 200 Mio. Investition von Facebook in Technik.