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Stirbt das Fediverse? #2 und ein wenig Statistik

Vor zwei Tagen stellte ich die (rhetorische) Frage, ob das Fediverse langsam ausstirbt – ausgehend von einer anderweitigen Diskussion.

Ich kam dabei zu einer etwas anderen Antwort.

Der Artikel hat für einige Kommentare gesorgt, die interessant zum nachlesen sind.

Was FediDB kann

Annette hat mich dann auf den FediDB Jahresrückblick aufmerksam gemacht.

FediDB erhebt Zahlen zum Fediverse. Das ist an sich ein guter Versuch, der halt seine Einschränkungen hat.

FediDB sammelt Daten mithilfe von sogenannten „Crawlern”, die Server abfragen. Das hat jedoch Grenzen. Denn viele Instanzen blockieren Crawler bewusst oder sind technisch nicht erreichbar (Offline-Zeiten, Firewalls). FediDB erfasst nicht jede Software gleich gut. Manche Projekte landen in den Hauptstatistiken, ohne dass die Anzahl ihrer Nutzer:innen vollständig in die Gesamtsumme einfließt. Das Problem ist, dass es keine zentrale Datenbank für Instanzen gibt. Die Zahlen spiegeln somit immer nur das wider, was FediDB gefunden hat. Die reale Zahl der Nutzer:innen und Server/Instanzen ist garantiert höher.

Aber zumindest lassen sich Tendenzen darüber halbwegs gut abbilden.

Mit dieser Prämisse stelle ich erneut die Frage: Stirbt das Internet? Zusatzfrage: Wie dominant ist Mastodon?

Dazu habe ich mir auch die aktuelle Statistik auf FediDB angesehen.

Wenn ich jetzt vom Fediverse schreibe, dann meine ich dasjenige, dass FediDB erfasst hat.

Die Zahlen zum (erfassbaren Teil des) Fediverse

Im Jahr 2025 kamen zusätzliche 451.098 Nutzer:innen hinzu, sodass insgesamt rund 11,9 Millionen Profile erfasst wurden. Nur 8 % der Nutzer:innen sind jedoch aktiv, das sind rund 890.897 Personen. Betrachtet man die monatlichen Zahlen, so schwanken diese immer wieder – sie steigen und sinken, ein wirklicher Trend ist nicht erkennbar.

So gab es im Januar 2024 rund 1.126.240 aktive Accounts, im Juli 2024 waren es 968.338. Von Dezember 2024 bis Februar 2025 stieg die Zahl sprunghaft auf 1.384.707, seither ist sie wieder rückläufig.

Der Anstieg im Februar kann eventuell auf den Global Switch Day und die problematischen Aktivitäten von Elon Musk rund um die Amtseinführung von Trump zurückgeführt werden. Das führt immer wieder zu einem Wechsel ins Fediverse und zu vielen Postings der „Neulinge”. Solche Wellen gab es in den letzten Jahren oft. Die Neulinge kommen ins Fediverse, posten heftig los und sind dann enttäuscht, dass das Fediverse anders funktioniert. Danach herrscht Funkstille.

Mit 21.904 neuen Instanzen hat sich deren Zahl auf 42.416 verdoppelt. Damit verbunden hat sich auch die Anzahl der Nutzer:innen pro Server von 538 im März 2025 auf nunmehr 279 verringert.

Und wie sieht es mit der Dominanz von Mastodon aus? 

Gehen wir von der Anzahl der aktiven Nutzer:innen aus, so sind 70 % von ihnen auf Mastodon-Instanzen zu Hause.

Instanzen/Server

Es wird aber erst bei der Anzahl der Instanzen interessant. 

Mit 13.200 Servern und 13.200 Nutzer:innen (aktiv wie inaktiv) liegt Ghost vorne, dicht gefolgt von WordPress mit 12.800 Servern und 25.800 Nutzer:innen. Mastodon ist auf 9.200 Servern installiert und beherbergt 8,3 Millionen Nutzer:innen.

Das ist eine spannende Entwicklung. Denn wenn Blogs etc. zu eigenen Instanzen werden, kommen wir dem föderativen Ansatz des Fediverse um einiges näher. 

Fast drei Viertel der Nutzer:innen sind auf Mastodon-Servern unterwegs, davon wohl ein großer Teil bei mastodon.social. Es überfordert viele Neulinge noch immer, dass es mehr als eine Instanz gibt.

Jeder kann ins Fediverse

Aber mit Ghost, WordPress und was sonst noch kommen mag, wird es vielleicht klarer, dass man auch andere Alternativen hat. Mit jedem Managed Host für Fediverse Anwendungen probieren Menschen vielleicht auch mal etwas anderes aus.

WordPress und Co. sind besonders wichtig. Das können viele selbst installieren und betreiben. Damit können sie ohne viel Wissen über den Betrieb von Servern Teil des großen Netzwerks werden. Vielleicht ist das die Einlösung des Versprechens einer Blogosphäre, wie wir sie (vielleicht) noch nicht hatten.

Ist das Fediverse tot?

Ich habe das ja nie behauptet. Siehe mein voriger Artikel.

Was man ein wenig sieht: Das Fediverse wird diverser. Es gibt mehr Einzelinstanzen. Blogs kommen ins Fediverse und bereichern es somit mit Inhalten. Das kann die Interaktion anregen. 

So bleibt das Fediverse in Bewegung und wird auch im Jahr 2026 ein Ort für Neues und spannende Entwicklungen sein.

6 Kommentare

  1. @roblen@nureinblog.at kennst du auch den #FediIndex?
    https://fedi.wrm.sr/

    Oder den Observer?
    https://mastodon.fediverse.observer/map

    Und gestern oder Vorgestern hatten @feb@loma.ml und noch jemand ihre Zahlen diskutiert und die leigen weit über dem der FediDB und des Observer

    • Danke für die Tipps. Ich werde mal vergleichen, ob sich die Trends unterscheiden. Die absoluten Zahlen selbst sind – wie beschrieben – nur bedingt aussagekräftig.

      • @roblen@nureinblog.at sie bilden die unterste Grenze

    • @crossgolf_rebel @roblen
      Von alles Statistiken im Fediverse ist NodeDB die ungenauste. Sie hat aber ein gutes Marketing.

  2. @roblen Sehr hilfreich, danke!

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