Ergänzt am 8.1.2024, 20:15 Uhr
Mit dem Artikel Eine Fediverse Instanz hosten lassen (eine Anbieter Liste) kam auch die Frage, warum man überhaupt eine Instanz nur für sich selbst einrichten sollte.
Was prinzipiell für das Fediverse spricht habe ich schon früher versucht ein wenig zu beleuchten:
Die Frage, ob man ein Profil bei einer bestehenden Instanz anlegt oder eine eigene Instanz einrichtet, ist ein wenig wie die Frage „Mietwohnung“ versus „Eigentumswohnung“ wenn nicht sogar eigener Garten mit Haus. Beides hat seine Vor- und Nachteile und jede:r muss sich für sich selbst die Frage stellen, was man lieber nutzen möchte.
Einschub: Das Fediverse hat keine zentrale Suchfunktion. Deine Instanz sucht nur dort, wohin deine Nutzer:innen verbunden sind. Bei einer Ein-Personen-Instanz ist die Vernetzung natürlich eingeschränkter und damit die einen Suchmöglichkeiten. Das lässt sich teilweise umgehen, z.B. in dem man einen Zweit-Account auf einer größeren Instanz einrichtet, über die man dann ebenfalls suchen kann.
Hier soll es aber um mögliche Gründe dafür gehen. Nachfolgend habe ich ein paar aufgezählt. Welche Bedeutung jeder einzelner dieser Gründe hat, dass muss jede:r für sich selbst einschätzen.
Wenn du hosten lässt
Wenn du hosten lässt, überlässt du die technische Betreuung einem Anbieter, behältst aber viele Vorteile einer eigenen Instanz. Hier eine Übersicht dieser Vorteile:
Verwende eine eigene (Sub)Domain
Du kannst deine eigene Domain für deine Fediverse-Präsenz verwenden. Wenn du bereits mit einer Website, einem Blog vertreten bist, kann es auch eine Subdomain sein (z.B. social.deinedomain.at). So ist auch klar, dass dein Fediverse-Profil wirklich zu deiner restlichen Webpräsenz gehört und nicht von jemand anderem gekapert wurde.
Jeder Profilname ist möglich
Du kannst deinen Profilnamen frei wählen. Niemand macht dir Vorgaben, noch kann jemand dir deinen Namen wegschnappen.
Ein persönliches Zeichen für Dezentralisierung
Mit einer eigenen Instanz unterstreichst du, dass du die Vision eines dezentralen, werbefreien und unabhängigen sozialen Netzwerks unterstützt. Das ist zwar kein Vorteil für dich, aber es mag ein netzpolitisches Statement sein.
Mehrere Profile für sich nutzen
Du kannst jederzeit weitere Profile für dich selbst auf deiner Instanz anlegen. Vielleicht für die Ankündigung deiner Blogposts. Vielleicht für Fotoposts oder Memes, mit denen du dein Hauptprofil nicht verstopfen möchtest.
Dein Server, deine Regeln
Du allein bestimmst, was auf deiner Instanz gepostet werden darf. Kein:e Moderator:in erklärt dir, dass dieses oder jenes Thema nicht geht.
Föderiere mit wem du willst
Wenn du ein Problem mit eine:m anderen Fediverse-Nutzer:in hast, kannst du diese:n blockieren. Als Admin kannst du auch ganze Instanzen blockieren. Als Mitglied einer Instanz kann es passieren, dass deine Admins Instanzen sperren und damit auch Benutzer:innen, mit denen du in Kontakt stehst. Wenn du eine eigene Instanz hast, kannst du z.B. auch entscheiden, ob du die „Threads“ von Meta sperren willst oder nicht.
Gestalte das Aussehen
Über die Administrationsoberfläche kannst du bei einigen Fediverse-Anwendungen auch das Aussehen der Instanz verändern. Angefangen beim Namen, über das Logo bis hin zum Farbschema oder der Willkommensseite.
Schutz persönlicher Daten
Auch wenn du keinen Zugriff auf die Installation selbst hast, kannst du über die Administrationsoberfläche deiner Anwendung einiges beeinflussen. So erlaubt Mastodon z.B. die Aktivierung einer „Zwei-Faktor-Authentifizierung“ oder das automatische Löschen von Postings nach x Tagen.
Kleine Nutzergruppen
Eigentlich geht es in diesem Artikel um Ein-Personen-Instanzen. Aber wenn du eine hast, dann hast du auch die Freiheit, andere Menschen in deine Instanz aufzunehmen. Ich meine damit nicht, die Instanz für jede:n zu öffnen und damit auch Moderator:in werden zu müssen – obwohl das auch ginge.
Aber du hast die Möglichkeit deiner Partnerin, dem bestem Freund ein Profi einzurichten. Oder du hast als Blogger:in schon Co-Blogger:innen. Dann kannst du gemeinsam mit diesen auch mikrobloggen. Vieles ist möglich.
Wenn du selbst die volle Kontrolle hast
Wenn du die Instanz technisch selbst betreibst, hast du die volle Kontrolle – und den vollen Aufwand. Dafür gibt es unter anderem die folgenden zusätzlichen Möglichkeiten:
Technische Freiheit
Du kannst deine Instanz nach deinen eigenen Bedürfnissen gestalten, du kannst Plugins verwenden. Ebenso kannst du die Software selbst verändern – und so z.B. in Mastodon mehr als 500 Zeichen pro Posting ermöglichen.
Schutz persönlicher Daten
Noch umfangreicher sind natürlich deine Möglichkeiten, deine Daten besser zu schützen. Logdateien, Metadaten,… all das kannst du einsehen und schützen. Ich bin aber kein Experte auf diesem Gebiet und erwähne das hier nur am Rande.
Fazit
Ob du eine eigene Instanz betreiben möchtest, hängt davon ab, wie viel Kontrolle, Freiheit und Verantwortung du haben möchtest.
Wenn du mit deinem Profil auf einer bestehenden Instanz bleibst, ist das natürlich auch eine gute Idee. Aber bedenke, dass sich dann andere darum kümmern, dass die Instanz administriert und moderiert wird. Sie investieren dafür Geld (für die Technik) und Zeit. Sie freuen sich daher sicher über eine Form der Anerkennung (Geld, Dank, Mitarbeit, …).
Kommentare und Ergänzungen zu diesem Artikel sind herzlich willkommen. Je nachdem werde ich diesen Artikel ergänzen oder einen weiteren Artikel nachreichen.