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Ich habe einen Bot als Freund

Nein, noch nicht. Aber in den letzten Tagen sind mir zwei Artikeln untergekommen, die mich ein wenig nachdenklich machten. Zuerst las ich KI-Textgenerator zu gefährlich: Wissenschaftler vermeiden Veröffentlichung. Am selben Tag gab es auch die Schlagzeile KI erschafft Gesichter von Menschen, die es nicht gibt.

Kurz gesagt. Da gibt es ein Programm, dass Texte genauso gut verfassen kann, wie Menschen. Und dann gibt es ein anderes Programm, das Porträtfotos künstlich erzeugt. Allein mit Ohren und so gibt es noch da und dort eine Schwierigkeit. Und dann gibt es noch Fake Porn: KI-generierte Pornos werden ein Riesenproblem und Deep Video Portraits erlauben nahezu perfekte Fake-Videos.

Denke ich das ein wenig zusammen, dann stellen sich meine Nackenhaare doch ein wenig auf.

Dann haben wir in wenigen Monaten, Jahren, vielleicht eine KI, die eine ganze Person auf vielfältiger Ebene erzeugen kann. Die KI legt einen Account bei Facebook an und hinterlegt das Profil mit einem künstlichen Porträtfoto. Sie erzeugt aber auch originäre Statusmeldungen. Nicht nur das. Es gibt auch nette (künstliche) Urlaubsfotos – sogar mit der Person und einiges mehr.

Es gibt etliche Menschen, die ich nur online kenne. Ich habe sie noch nie gehört noch sie offline getroffen. Ich bin nur aufgrund bestimmter Themen und Diskussionen mit Ihnen in Kontakt gekommen.

Und jetzt könnte ein solcher KI-Bot das auch schaffen. Über ihn würde ich vielleicht weitere Menschen kennenlernen, die auch alle nicht existieren. Die brauchen nur alle etwas weiter weg wohnen, sodass ich nicht so schnell auf die Idee komme sie zu treffen.

Andererseits. Wie weit kenne ich manche meiner Online-„Freunde“? Woher weiß ich, dass sie mir nicht schlechtes wollen? Es ist machmal die Lebenserfahrung, die (trügerische) Menschenkenntnis und auch das Wissen, nicht alles allen anzuvertrauen und manches mehr. Denn nicht immer erzählt man über die Untiefen seines Lebens. Manchmal geht es nur um Hobbys oder andere gemeinsame Interessen. Wobei das auch manche Untiefe bieten kann.

Aber die Vorstellung, dass ich dann stundenlang mit Menschen per Tastatur zu plaudern meine, ihrem Leben folge, und das alles sich nur als Bits und Bytes einer KI entpuppt, hat etwas seltsames an sich.

Andererseits … vielleicht ist es in einiger Zeit auch ganz normal, dass man online auch künstliche Freunde hat. Eine KI mit der man einfach mal über etwas „reden“ kann, der es nicht fad wird dabei, wenn ich mal ausführlicher etwas loswerden möchte. Vielleicht ist so eine KI das, was man heutzutage mit der Roboterrobbe Paro versucht.

Mag ich bei Paro auch im Moment vergessen (oder in meinen Hinterkopf) schieben, dass es nur eine Maschine ist, so weiß ich es immerhin. Eine KI mit obigen Fähigkeiten kann das wohl wunderbar verbergen, wenn sie den Auftrag dazu hat.
Dann bleibt nur mehr die Frage, ob man sich doch mal offline treffen möchte. Und dann bin ich gespannt, welche Ausreden die KI sich so einfallen lässt …

2 Kommentare

  1. Sauguter Artikel, tolle Gedanken. Wollte ich mal gesagt haben.

    • Danke dir 🙂 Ist auch mal schön, wenn es jemand sagt bzw. als Kommentar hinterlässt.

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