Barbara fragte mich noch 2020:
Orakel, Glücksgriff, Fortuna. Kann ich es beeinflussen?
Was ist eigentlich Glück? Fragen wir mal wieder die Wikipedia. Da findet sich auch ein Hinweis auf den Ursprung des Wortes:
Das Wort „Glück“, von mittelhochdeutschglücke/gelücke (ab zweiter Hälfte des 12. Jahrhunderts) bzw. mittelniederdeutschgelücke/lücke, bedeutete ursprünglich wohl „Art, wie etwas endet/gut ausgeht“. Glück war demnach der günstige Ausgang eines Ereignisses. Davon zu unterscheiden ist Glückseligkeit, die meist in Zusammenhang mit einem Zustand der (religiösen) Erlösung oder einem hohen Maß an Selbstzufriedenheit erklärt und verstanden wird.
Quelle: Wikipedia
Wie etwas gut ausgeht
Auf manches Ende, auf manchen Ausgang einer Situation haben wir durchaus Einfluss, auf die eine oder andere Weise. Aber wir alle wissen, dass sich nicht alles steuern lässt. Für den Glücksgriff helfen mir sicherlich Wissen, gut gesinnte Menschen und Erfahrung. Aber dann gibt es noch immer die kleine Unsicherheit, der eine Faktor, der alles noch in eine andere Richtung drehen kann.
Habe ich dann zugegriffen und liegt das Ergebnis vor mir, dann bin noch immer ich der Entscheider, der Richter über das Ergebnis. Ist es ein Glück, den Job bekommen zu haben, wenn ich wüßte, dass ich Jahre später mit Burnout dort aussteige. Oder liegen zwischen diesem Glück und dem Burnout noch viele (Un-)Glücksgriffe und Entscheidungen, die mich erst zu dem Endergebnis führten?
Manche Menschen wirken, als wenn sie immer auf die Glücksseite gelangen, immer ins Glück greifen und ein wenig von der Glückseligkeit mitnaschen dürfen. Aber wirken ist nicht sein. Ich kenne viele, denen man das Glück an sich zuschreibt und die sich selbst nicht so empfinden. Manche erkennen ihr (von anderen zugeschriebenes) Glück nicht, andere suchen in Wirklichkeit etwas ganz anderes.
Diese Fragen habe ich vor einiger Zeit auch literarischer angedacht, in meinen Texte zu Glück und Glück(2).
Glücklich sein…
Glück haben ist das eine, Glücklich sein manchmal das andere. Und gerade dieses kann ich durchaus beeinflussen. Auf viele Arten und Weisen. So kann ich still werden und mich selbst einmal fragen, was mich glücklich macht. Manches davon ist dann gar nicht so schwierig. Ein Essen zu zweit, ein Pflanze, die ich selbst aufziehe oder endlich mal ein Wochenende allein. Jeder von euch kennt solche Dinge.
Das ist der kurze Glücksmoment. Was ist jedoch mit diesem Dauergefühl, diesem Wissen „ich bin ein glücklicher Mensch“. An dem kann man arbeiten.
… kann unglücklich machen.
Aber für das Glück gibt es keinen Automaten und es ist nicht erzwingbar. Ich kenne Menschen, die sich fast zwanghaft in Kurse und Bücher über das Glücklichsein stürzen. Menschen, die sich von jemanden anderen erklären lassen, wie denn ihr Glück und der Weg dorthin zu gestalten sei und die daran zerbrechen, dass sie genau diesen einen Weg nicht schaffen.
Es sind diese vorgegebenen Wege, die dir erklären, dass du unter allen Umständen glücklich sein musst oder wirst, wenn du nur an dir arbeitest. Als wäre der Mensch nur eine Maschine, die perfekt funktionierten müsse, um glücklich zu sein. „Du bist schuld“ liegt in der Tiefe solcher Botschaften und ein „Du kannst glücklich werden. Und wirst du es nicht, dann bist du zu schwach, zu ungläubig“.
So etwas macht krank, verunsichert. Solche Botschaften kommen dann oft als Weg zum Ausstieg aus unserer Leistungsgesellschaft und sind dann nur noch perfidere Mittel derselben: Nur wenn du perfekt wirst, immer das richtige tust, nicht aufhörst (an dir) zu arbeiten, wirst du glücklich.
Das Glück begreifen
Wenn Barbara fragt: Orakel, Glücksgriff, Fortuna. Kann ich es beeinflussen? Dann fällt mir noch etwas auf.
Das Wort Glücksgriff. Es ist ein interessantes Wort. Überhaupt das Wort greifen im Zusammenhang mit dem Glück. Manchmal sagt man, ich kann mein Glück gar nicht begreifen. Und vielleicht ist ist das ein gutes Bild. Glück kann ich nicht angreifen. Manchmal erfüllt es mich so, dass ich das Gefühl habe, ich kann es auch nicht umgreifen, umfassen.
Aber ich habe Einfluss darauf. Ich kann den Moment nutzen, die Chance, das Angebot. Und wenn ich in dem schönen Moment verweile, so ist es doch eine Entscheidung meinerseits. Ich gehe nicht, ich entferne mich nicht.
Und zumindest in dieser Entscheidung kann ich mein Glück beeinflussen.
Die Frage, was dieses Glück ist, was mich glücklich macht. Diese Frage kann ich dann nicht so leicht beantworten. Dieser Frage muss ich immer wieder nachgehen.
Zur Aktion
Das ist ein Artikel zu meiner kleinen Aktion 10 Fragen 10 Antworten (der Link führt zu allen bisherigen Artikeln). Stell mir eine Frage und ich beantworte sie so gut und kreativ als mir möglich. Vielleicht komme ich, du oder wir beide zu der einen oder anderen neuen Einsicht. Ich bin neugierig, welche Fragen auftauchen und was ich bei der Beantwortung selbst (über mich) lerne.
Probiere es einfach aus: Frag mich.