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Zwischen Microblogging, TikTok-Videos und Social Media – Wo steht das Bloggen heute?

Ich möchte mir nicht anmaßen, allgemeine Aussagen darüber zu treffen, wie es in der Blogosphäre wirklich aussieht. Ich würde jedoch gern einen Blick darauf werfen, wie ich mich und meinen Blog zwischen all den neuen Entwicklungen positionieren kann.

Twitter kills the Blogging Star

Es war um das Jahr 2007, als ich bei Twitter einstieg. Es war wirklich spannend. Wir experimentierten und erforschten, was damit alles möglich war. Live-Berichte von Veranstaltungen, auf die andere sofort reagieren konnten. So konnte ich beispielsweise über eine Diskussion twittern. Jemand stellte eine Frage, die ich dann live einbrachte.

Durch Twitter veränderte sich mein Bloggen. Kleine, kurze Artikel verschwanden und wurden durch Twitter ersetzt. Die schnelle Möglichkeit des gegenseitigen Kommentierens und Weiterleitens von Nachrichten war verlockend. All das konnten Blogs eigentlich auch. Aber sie waren darin behäbiger und standen quasi für sich allein.

Die Wurzel bleibt

Dazwischen erkannte ich aber immer wieder die Qualität meines Blogs. Er war meine Insel, auf der Texte langfristig besser gefunden werden konnten. Es war der Ort, an dem ich längere Texte schreiben konnte, auf die ich dann verlinkte.

Facebook und Twitter waren damals noch offener. Man konnte Blogartikel automatisiert ankündigen, darauf verlinken bzw. sie teilweise sogar erneut posten.

Dann kam die Zeit, in der sich die Schnittstellen von Twitter und Co. verengten. Man machte daraus „Walled Gardens”. Wieder einmal zeigte sich, dass das eigene Blog der Ort ist, an dem man noch Freiheiten hat.

Blogs sind das offene Netz

Twitter strauchelte, und dann kam auch noch Musk. Mein Blick auf Twitter, Facebook und Instagram wurde immer kritischer. Man war nicht mehr Herr der eigenen Timeline. Algorithmen grätschten hinein und entschieden, was ich zu lesen hatte und was andere von mir zu lesen bekamen.

Im Jahr 2022 stieg ich dann (eigentlich zum zweiten Mal) in das Fediverse ein. Ab hier beginnen die Begriffe „Bloggen” und „Micro-Bloggen” zu verschwimmen. Denn im Fediverse gibt es Anwendungen wie Friendica, die das Veröffentlichen langer Artikel ermöglichen. Viele Fediverse-Anwendungen erlauben das Abonnieren der Timeline per RSS.

Und dann kamen auch noch Plugins hinzu, die WordPress mit dem Fediverse verbinden. So kann mein WordPress-Blog im Jahr 2025 quasi eine Fediverse-Instanz werden.

Aufstehen und den Staub aus der Tastatur schütteln!

Blogs wurden und werden immer wieder für tot erklärt. Die neuen Technologien würden ihnen das Wasser abgraben. TikTok würde der Generation mit einer Aufmerksamkeitsspanne von zehn Sekunden mehr entgegenkommen. Das mag alles stimmen.

Doch Blogs zeigen immer wieder ihre „Widerstandskraft”. Sie sind das Beständige im Fluss der Internetentwicklung. Sie bieten Platz für Ausführlichkeit. Artikel müssen nicht im Sekundentakt entstehen. Ich nehme mir Zeit, damit mein Artikel über Tage reifen kann und ich somit Zeit fürs Schreiben und Redigieren habe. Das ist vielleicht ein massiver Unterschied zu Social Media. Ein Beitrag wird meistens in einem Zug getippt, vielleicht noch einmal gelesen und etwas ausgebessert, dann ist er weg. Ein Blogartikel entsteht oft bedächtiger.

Postings in den sozialen Medien verschwinden schnell wieder im Stream. Blogtexte hingegen sind noch Jahre später Ziel von Suchmaschinentreffern. Wer meinem Blog folgt, liest vielleicht auch frühere Texte – in sozialen Netzwerken passiert das wohl nicht so oft.

Der Text ist es, der bleibt

TikTok hat es bisher nicht in meine App-Liste geschafft. Es wird mir einfach zu viel, all diesen Kanälen zu folgen. Und ich muss es auch nicht.

Ich tippe lieber. Ich schreibe Texte und spiele mit Worten, nicht mit Grafiken und Bildausschnitten. Da kommt mir ein Blog sehr gelegen. Und doch bietet mir ein Blog die Möglichkeit, auch Fotos und Filme einzubinden. Ein Blog ist somit ein Baukasten, aus dem vieles entstehen kann.

Wo stehen wir, wo stehe ich also heute?

Blogs sind noch immer da und aktiv.

Blogs sind vielseitig: Texte, Bilder, Filme, … Alles ist möglich.

Alles ist möglich, aber nicht alles muss sein. Ich kann mich auch aufs reine Tippen von Texten „reduzieren”.

  • Blogs haben (meistens) keine Einschränkung hinsichtlich der Länge von Texten.
  • Blogs erlauben die Gestaltung und Strukturierung von Texten. Überschriften, Zwischenüberschriften, Aufzählungen, Fettdruck, Kursivdruck, … Vieles ist möglich.
  • Im Gegensatz zu Social Media verweise ich in meinen Blogs oft auf frühere Texte und schaffe so ein Netzwerk innerhalb meines eigenen Blogs.
  • Mit dem Activity-Plugin und vielen weiteren ist mein Blog stark in das Fediverse integriert. Damit bin ich ebenfalls in einem Netzwerk, das sich Offenheit und Vielfalt verschrieben hat. Ganz im Gegensatz zu der Enge der großen Non-Social-Monolithen.
  • Mein Blog ist offen. Wer mag, kann mit geringer Hürde kommentieren. Wer mag, kann meinen Blog ohne weitere Hürden lesen und sogar per RSS abonnieren.

Wir sind immer noch da!

Das Bloggen verändert sich mit der Zeit bzw. ich als Blogger entwickle mich weiter. Im Internet kommen und gehen Dienste, die anscheinend mit Blogs konkurrieren. Aber letztendlich bleiben Blogs bestehen. Denn es gibt eine feste Größe: Menschen, die etwas zu sagen haben, und Menschen, die das gerne lesen.

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