Obige zufällige Plakatkombination stach mir heute in die Augen. Die „Schönheit“, die sich um ihr Haar kümmert und die Frau, die froh ist eine gute Ernte einzufahren um sich ernähren zu können.
Dabei fiel mir der Sketch von Anke Engelke über „Maniküren ohne Grenzen“ ein. Im Kölner Stadtanzeiger gibt es dazu einen längeren Text, über diesen Sketch unter dem Titel Gel-Nägel für Afghanistan.
Update vom 18. Mai 2024: Der Stadtanzeiger befindet sich nun hinter einer Paywall. Kurz gesagt geht es in dem Sketch darum, dass zwei Frauen an einem Haus klingeln und eine Frau ihnen öffnet. Sie stellen sich als „Maniküre ohne Grenzen“ vor. Man kann Hilfspakete wie Nagelsets sponsern, die dann per Fallschirm über Krisengebieten abgeworfen werden.
Ja, auch ich habe mich über den Sketch amüsiert. Aber gleichzeitig hatte ich zwei Wochen zuvor selbst erlebt, dass die Realität ganz andere Züge annehmen kann.
Ich kam gerade aus Kenia und hatte neben einigen Fotosafaris die Möglichkeit mir einige Entwicklungsprojekte anzusehen. Eines davon in einem Slum mitten in Nairobi. Es ist schwierig zu schildern wie einem zumute ist, mitten in diesem Elend zu gehen und zu Wissen, dass man ein (sein eigenes) Flugticket entfernt in einer ganz anderen Welt lebt (nun, etliche Menschen in Nairobi auch).
Im Slum befand sich aber auch eine – bei uns würde man es so nennen – Berufsschule. Jugendliche lernen Kochen, Servieren, Mauern aufstellen und Gärtnern. Damit haben Sie eine Chance z.B. in einem Hotel in der Stadt angestellt zu werden. Wie ich mir erzählen ließ wird diese Chance für etliche auch immer wieder Realität.
Und dann gab es auch die Friseurschule. Denn auch direkt im Slum gibt es Friseurinnen. Warum nicht.
Viele Frauen sagten, dass sie bei all dem, was sie umgibt – bis hin zu sexuellem Missbrauch – ein bisschen Schönheit an sich haben wollen. Für manche – so erzählten sie meinen weiblichen Mitreisenden – war es sogar ein wenig ein Zeichen der eigenen Würde. Ich kann es nur erahnen und lasse es so stehen.
Die Gelnägel einer Mitreisenden wurden bewundert. Ja, das hätte man in der Stadt gesehen, und man würde es gerne in der Schule anbieten. Das wäre eine weitere Möglichkeit für die Schülerinnen, später ein eigenes kleines Geschäft damit aufzumachen, eigenes Geld zu verdienen.
Zu Hause haben wir dann das Gel und die entsprechenden UV-Strahler gekauft und nach Nairobi „geschickt“. Einige Zeit später kam die Rückmeldung, dass schon fleißig damit gearbeitet wurde.
Für mich war das eines der vielen Beispiele in diesen 14 Tagen, die meinen Blick ein wenig verschoben haben, mir wieder einmal gezeigt haben, wie facettenreich die Verhältnisse sind und nicht so einfach in Schemata passen … und dass in einem Sketch mehr Wahrheit steckt, als man auf den ersten Blick vermutet.
Und wieder ist es Zeit für meinen traditionellen Jahresrückblick (siehe auch Mein Blog-Jahresrückblick 2012). Vorab: Auch Dirk Deimeke hat mit 2013 im Blog… diese Tradition bewahrt 🙂 Und ihm möchte ich es weiterhin gleich halten und mir nur einen