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So ist das Leben, Baby

140.000 Menschen evakuiert, mehr bei Reuters. Reporters Without Borders published their „Enemies of the Internet“… So Gemein, die verarschen den armen … voll bei #dsds. Falls jemand den Unterschied zwischen GAU und SuperGAU nicht kennt… The iPad2 is so thin, I love it… Dear Facebook, I hate you. My Wheelchair broke down… Im Interesse des Basketballs fände ich es gut, wenn die endlich austauschen würden… Hier gibt es einen Livestream zum iPad 2 Verkaufsstart… Lust auf Sex, bitte schön … Wer hätte gedacht, dass meine Küche so kompliziert ist. Bitte gedenkt mit mir der Toten, danke. Gerade eine Runde Poker gewonnen, meine Mitspieler hassen mich. Al Jazeera: Al Jaber was hit by 3 shots, and was wounded through heart, then died.. Was denken die sich bei Twitter eigentlich?

Als ich heute vormittag neben Fernsehen auch Twitter liefen liess wurde mir wieder deutlich, wie sich das Leben in meiner Timeline abspielt. Betroffenheit, Trauer, Wut, Humor, Nichtigkeiten (für mich),… alles in wenigen Zeilen untereinander.

Und wieder fragen einige ob man überhaupt über profanes twittern darf, wenn in Japan tausende Menschen gestorben sind, wenn ein Nuklearunfall geschehen ist oder vielleicht noch schlimmeres geschehen wird.

Ich selbst nahm meine Finger von den Tasten und dachte darüber nach, ob ein Tweet von mir überhaupt angemessen ist.

Aber wann wäre er wirklich angemessen?

Tagtäglich sterben Menschen, verhungern Menschen, geschieht unsägliches Leid, von dem wir nicht einmal erfahren.

Ich kann hier keine Antwort geben. JedeR muss selbst wissen, wie er damit umgeht.

Und nur weil ich einen Scherz auf Twitter mache heißt das nicht, dass ich mir nicht auch Gedanken mache, dass ich nicht erschrocken bin und mir Sorgen mache. Worüber auch immer. Als der Tod direkt neben mir an die Tür klopfte und mir einen lieben Menschen nahm twitterte ich auch und schrieb kein Wort von meiner Trauer, meiner Wut über diese Ungerechtigkeit.

Twitter ist nicht mein ganzes Leben. Twitter ist ein Teil meines Lebens und dort gebe ich die Gedanken preis, die ich gerne mit jemanden teilen möchte.

Nicht an ihren Tweets sollt ihr sie messen…

Im ersten Absatz finden sich (manchmal leicht verfremdet) Teile aus Tweets der letzten Stunden. Ja, so ist das Leben. Auch außerhalb von Twitter. Und wie so ein Livestream – sollte ich Lifestream schreiben – manchmal nicht ganz gut verdaulich ist, so unverdaulich ist manchmal auch das Leben.

Meine Timeline komprimiert dies manchmal nur.

Und was ich hin und wieder vergesse. In meiner Timeline versammle ich einige hundert Menschen, die sich teilweise gar nicht kennen, die an den unterschiedlichesten Orten wohnen und die jeweils mitten in ihrem eigenen Leben stehen. Und die erzählen in kurzen Sätzen gleichzeitig ihre Gedanken, aus ihrem Leben.

Twitter ist nicht das Leben, aber Twitter ist wie das Leben. Oder so ähnlich.

#gedankenpause

13 Kommentare

  1. Bea Bea

    Wie du schon sagst Robert… wir könnten jeden Tag die Finger von den Tasten lassen… denn weltweit und direkt neben uns toben jeden Tag kleinere und größere Orkane des Lebens… nur wenn so ein ganz großer plötzlich die Welten mancher bewusstlosen Menschen aus den Angel hebt, dann werden einige Langschläfer wach… und auch einige regen sich über Geschreibsel auf was ihrer Meinung nach nun nicht mehr angebracht ist… weißt du ich hätte jeden Tag mindestens einen Grund wo es gerade von Nöten wäre in die Tasten zu hauen und Dinge öffentlich zu machen… ich hätte aber auch jeden Tag einen Grund etwas nettes, leichtes, profanes zu schreiben… weil alles gleichzeitig passiert… so ist das Leben… es wechselt sich von Sekunde zu Sekunde… dort sterben viele Menschen und gleichzeitig werden neue geboren… und im selben Augenblick ist etwas angebracht und auch unangebracht… wir leben in einer Welt voller Gegensätze dessen wir uns bewusst sein sollten…

    meine Gedanken… 🙂

  2. …hier fehlt ein Tweet von @alleinrat

    Im Ernst: nur weil jemand Witze im Zusammenhang mit Japan macht, heißt das nicht, dass er nicht betroffen ist, manchmal vielleicht im Gegenteil: es ist bekannt, dass Menschen mit Humor auch ihrer Betroffenheit Luft machen. Warum sonst hätte es soviele Radio-Eriwan-Witze gegeben.

    Schön geschrieben jedenfalls, Kompliment!

    • Du hast recht. Ich dachte mir auch manchmal, dass ein paar leere Tweets dazwischen für ein wenig Gedankenpause sorgen könnten.

      Witze gab und gibt es zu allen Gelegenheiten. Gerade in autoritären Regimen blühen anscheinend Witze auch als Mittel des Widerstands.

      Bei einzelnen Tweets ist manches noch schwieriger zu verstehen, da ich den Kontext des Einzelnen nicht kenne, in dem er tweetet. Insbesondere bei Retweets von Tweets mir unbekannter Menschen…

      Danke für den Schlusssatz. Freut mich. Auch wenn der Anlass dafür… aber (siehe Artikel).

  3. Ich erkenne mich im ersten Absatz deutlich wieder. Und ich habe auch schon in einer 140-Zeichen-Diskussion sinngemäßg behauptet, dass Twitter nur das Leben widerspiegelt, bei den einen natürlich mehr als bei den anderen. Wie bereits Bea geschrieben hat, passiert im Leben immer alles gleichzeitig und nebeneinander. Profund und profan sind immer Nachbarn (und Ansichtssache).

    Wenn ich mein Leben jedes Mal pausieren müsste, wenn irgendwo eine Katastrophe (egal welchen Ausmaßes) passiert, hätte ich bis jetzt wohl nicht wirklich gelebt. Natürlich bedrücken mich Ereignisse wie dieses und machen mich nachdenklich und selbstverständlich schaue ich, ob oder wie ich zu einer Verbesserung beitragen kann. Das ändert aber nichts daran, dass in meinem Fall Freunde Geburtstag und wir viel Spaß bei den Feiern hatten (wobei Japan durchaus auch Thema war).

    Es gibt nichts Verwerfliches daran, auch in solchen Zeiten Glücklich zu sein, es sein zu wollen oder einfach nur seinen Alltag zu leben. Und auch nicht, wenn man dies in die Welt hinaustragen möchte (oder zumindest zu den 300 Followern). Man ist deswegen weder ignorant noch indifferent. Natürlich bestätigen auch hier schillernde Ausnahmen die Regel, auch das gehört zum Leben.

    Durch Dienste wie Twitter & Co. ist es sehr einfach geworden, sich den Weltschmerz auf die eigenen Schultern zu laden. Ich verstehe jeden, der sich in Krisenzeiten von Twitter absentiert. Nicht nachvollziehen kann ich hingegen Menschen, die anderen den Mund verbieten wollen, nur weil diese anders oder eben nicht öffentlich damit umgehen.

    • Ich wollte deinen Kommentar nicht als einzigen unkommentiert lassen.
      Wobei ich einfach zu deinem Kommentar sagen möchte: Ja!

  4. Es macht mich traurig zu sehen, dass man (nicht nur Du) diese Frage nur in Bezug auf Japan stellt. Bei den Massakern in Libyen gehen wir schnell zur Tagesordnung über …

    • Meinerseits habe ich mir obige Frage (im Artikel) schon früher (bzw. immer wieder) gestellt. Die Katastrophe in Japan war dann der Anlass meine Gedanken auch in meinem Blog zu äußern.

      Die Frage kann man immer stellen. Genau das wollte ich eigentlich sagen. Es gibt ungeheuerliche Greuel, Massaker, Katastrophen die medial – aus welchen Gründen – wenig bei uns präsent sind bzw. werden.

      Kurz gesagt. Ich stelle mir die Frage nicht nur wegen der Ereignisse in Japan. Libyen ist für mich nicht Tagesordnung sondern ebenso in meinem Blickfeld.

      Wobei ich die besondere Betroffenheit vieler in Bezug auf Japan verstehe. Einerseits sind wir mit einem unfassbaren Naturereignis konfrontiert, dass uns wieder einmal zeigt, dass wir nicht uneingeschränkte Herren unserer Welt sind. Und zumindest bei etwas älteren Menschen kommt die Erinnerung an Tschernobyl und damit all die Ängste und Besorgnisse, die wir damals hatten.

      • Entschuldige bitte, ich wollte Dich nicht angreifen. Wenn das so bei Dir angekommen ist, tut es mir leid.

        Ich bin gerade fasziniert und abgestossen davon, wie die menschliche Psyche funktioniert.

        Entschuldige bitte noch einmal!

        • Hallo Dirk,

          kein Problem. Ich habe mich nicht angegriffen gefühlt, also keine Entschuldigung notwendig 🙂

          Ich wollte es nochmals klarstellen, da mir diese Gedanken in den letzten Tagen auch kamen. Schnell wandert unsere Aufmerksamkeit von einem Ereignis zum anderen. Die Medien spielen da oft mit.

          Ich habe mir vor längerem das Projekt „Ein Jahr danach“ überlegt. Ein Nachrichtendienst, der ein Jahr (nimm das „ein“ als Platzhalter für länger) danach recherchiert, was denn aus einem früheren Ereignis geworden ist. Sind die versprochenen Hilfen wirklich angekommen, hat der Wiederaufbau geklappt? Was bräuchte es noch?

          Sofern ich meine Gedanken ordnen kann werde ich vielleicht noch einen zweiten Artikel zu diesem Themenkreis schreiben.

          • Puh, da bin ich froh!

            Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, dass ich das schrecklich finde, was in Japan passiert ist.

            Interessant ist es aber, dass im Fall von Libyen, das Fernsehprogramm (inklusive der obligatorischen Sondersendungen) normal weitergeführt wird und sich im Fall von Japan dafür entschuldigt wird, dass man normal im Programm weitermacht. Das wirkt sehr merkwürdig, als ob es Geschädigte (oder Menschen) erster und zweiter Klasse gibt.

            • Dieser Unterschied („Entschuldigung“) ist mir noch nie aufgefallen. Vielleicht ist das auch von Sender zu Sender unterschiedlich.

  5. robby robby

    Tja so hat jeder Mensch so seine Prioritäten. So ein Atom Unfall holt einen auf den Boden der Tatsachen … Scheint wohl von Zeit zu Zeit nötig zu sein.

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