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Netzwerk 3.0

Zwei Beiträge, die mir in den letzten Tagen aufgefallen sind und die eigentlich viel miteinander zu tun haben:

Dieter Zirnig twittert:

bq. interesting. from many people i got to know i am not even having a phonenumber. its enough to meet real and digital. interesting change.

(„Quelle“:http://twitter.com/sugarmelon/status/1285213627)

Christian Henner-Fehr macht sich Gedanken darüber „wenn einem das Netzwerk über den Kopf zu wachsen droht“:http://kulturmanagement.wordpress.com/2009/03/06/wenn-einem-das-netzwerk-uber-den-kopf-zu-wachsen-droht/.

Beides kommt gerade richtig zu meinen eigenen Überlegungen.Dieters Erkenntnis kann ich nur bestätigen. Meine Kontaktedatenbank beinhaltet viele der Menschen nicht, mit denen ich immer wieder mittels Social Networks in Kontakt bin, denen ich sogar maile oder die ich mehr oder minder zufällig auf „Offline“ Veranstaltungen treffe.

Anrufen ist für mich ein Eindringen in einen Teil der Privatspäre geworden, den ich mir (meistens) gut überlege. Denn Telefonat ist zeitgleich. Mein Gegenüber muss erreichbar sein, muss sich Zeit nehmen – genau zu dem Zeitpunkt, in dem auch ich mir für einen Anruf Zeit nehme.

Die Kommunikation in Social Networks spielt sich zeitversetzt ab. Ich reagiere dann, wann ich will. Ob das 5 Minuten nach einer Nachricht oder 3 Tage ist, hängt ganz allein von mir ab. Aber auch dort, wo ich quasi recht zeitgleich bin, wie z.B. in manchen Stunden bei Twitter, dort entscheide noch immer ich selbst, ob ich mich in die Kommunikation mit anderen begebe.

Das zum Thema Entscheidungsfreiheit. Christian greift aber genau diese vermeintliche Freiheit auf. Denn mit dieser Wahlfreiheit habe ich mich in zig Social Networks begeben, verfolge da Feeds und dort Streams. Lese Tweets und die Statusmeldungen in Facebook, Xing und Co. Ich tweete zurück oder kommentiere als Statusmeldungen importierte Tweets in Facebook. Und komme schon fast gar nicht mehr nach.

Ich followe dann langsam doch mehr Menschen als zuerst gedacht, habe einige hundert Friends in x und zig Kontakte in y. Ich kann nicht mehr zu jedem Friend einen Lebenslauf erzählen. Ich weiß nicht, warum manche Menschen mir in Twitter followen. Die kleine Community, deren (vermeintliche) Nähe ich gesucht habe oder die meine (vermeintliche) Nähe suchen geht über das hinaus, was ich noch fassen kann.

Aber ist das jetzt schlecht? Überfordern wir uns mit so vielen Netzwerken, mit so viele Kontakten? Für mich sehe ich drei Dinge, die sich heraus kristallisiert haben:

* Gezielte, regelmäßige Reduktion ist positiv. Ich habe ein, zwei von mir administrierte Foren in Facebook aufgelöst. Lieber intensiviere ich mein Engagement als das ich so tue, als wenn ich omnipräsent sein könnte (was ich für manche eh schon bin 😉
* Gezielte Auswahl ist positv. Als ich Friendfeed kurz ausprobierte kam bei mir der Entschluss, dass ich dieses Tool nicht verwenden werde. Nicht jedes Network, nicht jede Community muss ich nutzen, muss ich dabei sein.
* Ich freue mich über neue interessante Kontakte. Ich „befriende“ noch immer Menschen in Facebook. Aber ich stelle mir nicht mehr vor, dass ich mit allen gleich viel kommuniziere, über alle viel weiß. Manche sieht, hört, liest man einmal im Jahr und nutzt Tools wie Facebook um ein wenig in Kontakt zu bleiben. Innerhalb dieser großen Gruppe von Menschen schält sich dann eine oder mehrere kleine Gruppen heraus, mit denen ich mehr in Kontakt bin. Diese treffe ich, verfolge ich gerne auch ein wenig ihre Höhen und Tiefen und lasse sie auch mehr an meinem Leben teilhaben (oder zumindest an Ausschnitten). Wie im „offline“ Leben hat man eben einen weiteren UND einen engeren Freundeskreis. Allein: Das Web bietet die Möglichkeit diese Grenzen viel durchlässiger zu machen.

Insbesondere den ersten Punkt muss ich mir immer wieder vor Augen führen. Ausprobieren ja, aber nicht an allen Networks, an allen Vernetzungsstrategien im Netz dran bleiben.

Denn Vernetzung als solches ist nicht Selbstzweck.

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