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w2atTalk: Martin Kersch über Fairsourcing

Über einen Zeitungsartikel bin ich auf die Firma codeon communications gmbh gestossen. Codeon ist ein Unternehmen das auf IT-Dienstleistungen im Bereich Outsourcing und Offshoring spezialisiert ist. Dies umfasst das Abwickeln von Internet-Projekten über ein internationales Netz von Partnerfirmen. Das für mich Interessante ist aber, dass codeon ein Regelwerk verfasst hat, dass gewisse ethische Richtlinien bezüglich der Outsourcing Partner festlegt, Fairsourcing genannt. Fairsourcing lehnt sich dabei an die sicherlich mehr Menschen bekannte Fairtrade Idee an.
Nachdem der besagte Artikel für mich einige Lücken offen ließ war die Idee für einen [[w2atTalk]] geboren. Der von mir angeschriebene Geschäftsführer, Martin Kersch, reagierte positiv auf meine Anfrage und somit kann ich euch meinen nächsten w2atTalk liefern:


1) Was war der Grund für codeon das "Fair Sourcing" Prinzip von ifPeople zu übernehmen?

Kersch: Zunächst einmal möchte ich doch betonen, dass wir auf ifPeople erst im Zuge unserer eigenen Recherche zum Thema Fair Sourcing gestossen sind; wir haben also das Prinzip nicht 1:1 übernommen. Vielmehr ist die Idee aus der Tatsache heraus entstanden, dass wir nach einem Weg gesucht haben, Outsourcing und Offshoring anbieten zu können, ohne Bestandskunden unserer Firmengruppe "vor den Kopf zu stossen".
Wir haben vor einigen Monaten festgestellt, dass gerade im Agenturbereich schon sehr viele Leistungen an Dritte weitergegeben werden, dies aber meistens unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit passiert. Mit codeon wollen wir genau das nicht tun, aber gleichzeitig auch den herrschenden Resortiments begegnen – Stichworte wie "Ausbeutung" fallen bei den Themen Outsourcing/Offshoring dorch recht häufig. Im Rahmen der Konzepterstellung ist uns recht schnell die Idee zu einem an Fairtrade angelehnten Kodex gekommen, und von dort war der Weg zu ifPeople nicht mehr weit; Google ist da oft ein mächtiges Werkzeug 😉

2) Besteht Interesse seitens anderer (österreichischer) Firmen ebenfalls "Fair Sourcing" zu betreiben ev. sogar einen gemeinsamen Standard in Österreich/im EU-Raum anzustreben?
Kersch: codeon bildet bereits einen Teil einer Firmengruppe und wickelt für diese immer wieder (Teil)Projekte ab. Diese entsprechen dann natürlich auch dem Fair Sourcing Kodex; insofern kann ich die Frage mit Ja beantworten. Ob die anderen Unternehmen und Personen, die Leistungen bei uns beziehen, das primär wegen Fair Sourcing tun, oder ob v.a. unsere Leistungen ausschlaggebend sind, kann ich hingegen nicht immer eindeutig beantworten. Aber ja, wir bemerken doch großes Interesse an diesem Bereich.

3) Warum stellen Sie keine Anforderungen bezüglich der Diskriminierung von Herkunft, Rasse oder Religion (gemäß Pkt. 3. der Richtlinien)?
Kersch: Punkt 3 lautet: "Keine Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Rasse oder Religion. codeon stellt grundsätzlich keine Anforderungen hinsichtlich dieser Kriterien an Partner.".
Er drückt lediglich aus, dass wir keine Partner tolerieren, die Mitarbeiter aufgrund der oben genannten Merkmale schlechter stellen oder gar ausschließen. Wir möchten uns durch gute Leistungserbringung definieren und nicht durch Hautfarben, Ansichten o.ä.
[Anmerkung meinerseits: "grundsätzlich keine Anmerkungen" wurde von mir anscheinend in die andere Richtung interpretiert…]


4) Sehen Sie einen Bedarf zur Weiterentwicklung der Richtlinien bzw. arbeiten Sie daran?
Kersch: Ja, definitiv. Wie sie sicher erkannt haben, stecken unsere Bestrebungen hier noch in den Kinderschuhen und sind daher auch bewußt einfach formuliert. Insbesondere die Installation von Kontrollmechanismen, die die Einhaltung unserer Richtlinien durch unsere Partner sicherstellen, stehen zur Zeit auf unserer Agenda. Das muß aber vorsichtig und bedacht passieren, um Partner nicht abzuschrecken oder zu überfordern; zu hastiges Vorgehen wäre hier vermutlich eher kontraproduktiv.

5) Wie nehmen Ihre Kunden "Fair Sourcing" auf? Besteht Interesse daran?
Kersch: Im Großen und Ganzen habe ich das schon unter 2) beantwortet. Ja, es gibt oft Anfragen zu dem Thema, die Entscheidung für oder gegen uns fällt dann aber wohl trotzdem oft aufgrund anderer Kriterien (Preis, Leistungserbringung, …). Aber eine Sensibilität bei unseren Kunden ist schon zu bemerken.


Zur Person Martin Kersch:

Geboren am 16.02.1976 in Wien, aufgewachsen in NÖ. Nach dem Besuch des BORG Eisenstadt Beginn eines BWL Studiums auf der WU Wien (1995; 2002 abgeschlossen), ab dem zweiten Semester Beschäftigungen im IT Sektor:

1996 – 1999: Software Daten Service (SDS)
1999 – 2002: Deloitte Consulting (Consultant ETI/CRM, u.a. Projekte für VIAG Intercom in München und Saab in Götherburg)
Seit 2003 bei m-otion (http://www.m-otion.com), einem Anbieter vom Softwarelösungen im Kommunikationssektor
Seit 2007 Geschäftsführer von codeon; daneben nach wie vor auch für m-otion tätig.

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