Ist es nicht bei allen Lieben so, dass die Eindrücke zu beginn immer intensiver sind? War für mich auch bei Veranstaltungen so 🙂 Erstes Elevate WOW!, Erstes BarCamp (Graz) AHHH! Jetzt geh ich auf beide Veranstaltungen seit zig Jahren und bin teilweise auch mitinvolviert, und sie sind für mich noch immer die besten Formate die ich kenne. Aber ich habe mittlerweile eine andere Rolle eingenommen, habe andere Erwartungen und bin viel tiefer in der Materie drinnen. Gehe auch nicht mit der Vorstellung rein, dass es jemals wieder so wie beim ersten Mal wird, weil ich weiß dass das für mich nicht mehr möglich ist. Glaube es fallen einem beim zigsten Camp als Teil einer Community auch ganz andere Dinge auf, als beim ersten Mal. Man wird betriebsblind, das betrifft uns sicher alle. Ich habe mich für no-shows bei den ersten Camps überhaupt nicht interessiert, sondern war nur geflasht und hab versucht die Eindrücke einigermaßen zu verarbeiten. Könnte also nicht mal sagen, ob es welche gab. Und heute find ich es als Orga selber traurig wenn Leute nicht kommen, besonders da ja beim BarCamp Graz eine klare Entwicklung zu sehen ist. Aber darum geht es mir eigentlich nicht, sondern wollte nur aufzeigen, dass auch hier – so wie überall im Leben – persönliche Wahrnehmungen, Entwicklungen und Interessen zu Grunde liegen: Was erwartet man sich von einem BarCamp, wie soll die Stimmung sein, was soll dort passieren und wer soll dahin kommen? Das Problem dabei: Dies muss zwischen vielen Leuten ausdiskutiert werden, in erster Linie mal unter den OrganisatorInnen.
So war/ist das für mich, aber die viel wichtigere Frage ist doch, wie ist das heute für Leute die zum ersten Mal auf ein BarCamp kommen? Ich höre jedes Mal wieder, dass das Konzept genial ist, das es neu ist und das es den Leuten unglaublich viel Spass macht. Das mit dem Wachsen und dem breiteren Bewerben mehr no-shows kommen, ist eh allen klar. Aber ist es nicht in erster Linie einmal ein Erfolg, 300 Leute an einem Wochenende in Graz zu einer so genialen Stimmung zusammen zu bekommen, und immer wieder Neue dabei sind?
Für mich ist das Öffnen des Formats für neue Gruppen, für Leute die nicht schon in der Szene dabei sind sehr wichtig – ohne dabei das Besondere zu verlieren. Ich seh das eher Gesamtgesellschaftlich, und würde mich freuen, wenn dieser offene, respektvolle Rahmen sich verbreitet und das Normalste der Welt wird – und ich glaube sogar da tut sich was. Der wichtige Punkt dabei aber ist, und der muss immer wieder diskutiert werden: was macht das BarCamp so besonders, was ist der Rahmen in dem so ein Wochenende geschieht und wie halten wir dies alle gemeinsam am Leben?
Für mich ist das in erster Linie die Offenheit und gewisse Neugier anderen gegenüber, ein respektvoller aber auch ehrlicher Umgang miteinander, der hohe Grad an spannenden Leute und innovativen Ideen und dass ein/eine Jeder/Jede aktiv teilnehmen kann, ja sogar soll oder noch besser will. Dies soll in der Kommunikation rüber kommen, dies soll vor Ort von den Leuten gelebt werden und dies soll sicher auch ab und an von der Orga eingefordert werden.
Nun zu den konkreten Punkten: No-Shows sind zwar immer ein bisschen eine Kränkung, aber für die angeführten Punkte egal. Tourists schon eher, aber lässt sich mMn bei einem offenen Format nur schwer verhindern – Türsteher/Polizei spielen ist halt weit weg von offen. Und Leute die nur wegen dem Catering kommen: solange die sich in den unteren Prozentbereichen befinden, kann man die als Gruppe durchfüttern. Ich hab sowas sowieso noch nie beobachtet. Wenn wer extra auf die FH raus fährt um sich den Wannst vollzuschlagen, kommt mir eher ein Schmunzeln aus als eine Aggression. Da bin ich recht sozialstaatlich. Solange die Stimmung gut und offen ist, sind das für mich Nebensächlichkeiten. Lästig werde ich wenn dies in Gefahr ist, wie etwa bei Sexismus. Da muss geredet und vor Ort von allen Leuten reagiert werden. Nicht die Polizei oder die Orgas können das wirklich (auf-)lösen, nur wir gesamt als Gesellschaft/Gruppe.