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Interview mit Barbara Ondrisek – Chatbotentwicklerin

In letzter Zeit lese ich ich immer öfters von Chatbots. Das sind quasi kleine Programme, die man sich in den eigenen Messenger holt. MIt dem Bot kann man sich mehr oder minder sinnig unterhalten. Dabei soll dieser Bot einen meist bei irgendeiner Frage, einer Tätigkeit mit sinnvollen Rückmeldungen unterstützen.

Barbara Ondrisek hat mich vor ein paar Tage angeschrieben, da sie gerne ein Voting für ihren Chatbot „Mica, the Hipster Cat“ hätte. Da ich Barbara kenne, habe ich mir den Bot mal angesehen und sie gleich um ein kleines Interview ersucht. Sprich, Barbara bekam ein paar Fragen und schrieb mir die Antworten zurück.

Und jetzt zum Interview.

Robert: Kannst du die Funktion deines Bots kurz beschreiben?

Barbara: „Mica, the Hipster Cat“ ist ein interaktiver Chat(ro)bot, das heißt, dass man mit ihr wie mit einer realen Person in Facebook Messenger schreiben kann. Ein Chatbot (kurz auch „Bot“) ist ein Programm, das möglichst natürlich auf Nachrichten reagiert, sodass es sich wie eine Konversation anfühlt.

Um mit dem Chatbot eine Konversation zu beginnen, scannt man einfach den Code mit der Messenger-App, schickt eine Nachricht an die Facebook Page oder auf Skype. Das Großartige ist, dass die Suche in allen Städten funktioniert und Lokale weltweit vorgeschlagen werden. Wer seine Location oder den Namen einer Stadt (z.b. „Wien, 1070“ oder „San Francisco“) schickt, bekommt eine Auswahl der besten Cafés und Restaurants in der Nähe zurückgeschickt.

Die Lokaltipps sind immer auf dem neuesten Stand und die Lokale hole ich mir weltweit aus verschiedenen öffentlichen Datenquellen wie TripAdvisor, Foursquare oder Yelp und suche nach bestimmten Merkmalen, um dem Benutzer die besten präsentieren zu können. Mica, die mit dem Zeitgeist geht, steht hier für Qualität!

Findet Mica kein schickes Lokal in der näheren Umgebung, wird ein lustiges Katzenfoto oder eine interaktive Frage geschickt, um die Leute zu unterhalten. Man kann auch neue Lokale vorschlagen, indem man „I suggest …“ schreibt. Mica ist auch höflich, denn sie antwortet entsprechend auf ein „Hello!“, „Thank you“ oder „Bye“ und hat grundlegende Konversations-Skills.

Logo Mica Chatbot

Warum fokussieren auf einmal einige auf Bots? Sind Apps oder Websites nicht mehr passend?

Statistiken zeigen, dass die meisten User nicht mehr viele Apps benutzen. Im Allgemeinen werden nur noch fünf Apps regelmäßig verwendet: Email, Browser, SMS, Facebook und dann noch eine weitere Social-Media-App wie WhatsApp, Instagram, Skype oder Messenger. Jene App, in der der Bot funktioniert, ist somit bereits da und wird bereits regelmäßig benutzt.

Derzeit sehe ich Chatbots als zusätzlichen Kanal, um ein Produkt anzubieten und zu vermarkten. Zudem sind sie interaktiv, was eine interessante, aber natürliche User Experience bietet. Es kann somit gut sein, dass Chatbots ein Game-Changer werden, wie damals die Einführung von Apps.

Wieso sollte ich z.B. deinen Bot nutzen und nicht ein Empfehlungsportal und seine Suchfunktion?

Der Vorteil von Bots ist, dass erstens ohne große Hürde viele Leute erreicht werden können. So kann einfach jeder der 900 Millionen Facebook-User oder 300 Millionen Skype-User mit Mica, the Hipster Cat chatten, ohne eine App installieren zu müssen, etwas zu zahlen oder sich zusätzlich zu registrieren.

Weiters fällt auch das Authentifizieren der Personen weg, da man bereits die Grunddaten einer Person vom öffentlichen Profil kennt. Das wird vor allem für ein zukünftiges Bezahlen mit Facebook ein großes Thema! Außerdem spielt natürlich auch die Usability eine große Rolle, da es viel einfacher ist, einen Text in einem bekannten Programm zu schicken, als eine neue App oder Website „lernen“ zu müssen. Chatbots arbeiten 24/7 und können so bestehende Kanäle ergänzen oder z.B. Callcenter gar ersetzen, was für Unternehmen zu Kosteneinsparungen führen kann.

Ist ein Bot im eigenen Messenger nicht ein wenig zu eindringend in die Privatsphäre? Schon der Begriff „Bot“ erweckt doch Ängste, dass sich dieser selbständig macht? Dass dieser Kontaktdaten etc ausliest?

Lediglich der Name wird gespeichert, um eine angenehme UX bieten zu können wie z.B. zu schreiben: „Hello [Vorname]! Nice to see you again“. Mehr nicht.

_Ebenso mögen manche Bedenken haben, dass sie sich mit einem Bot eigentlich einen Spammer oder ähnliches in den Messenger hereinholen?_

Spammen wie auch Werbung sind ausdrücklich in den AGBs verboten. Außerdem kann man zur Not Spammer ja auch blocken.

Sind Messenger Bots aus deiner Sicht ein wirklicher Trend, der Breite erlangen wird oder nur ein Spielzeug für ein paar Geeks?

Chatbots sind mehr als nur ein Trend! Man denke nur an 2008, als Apple gerade den iOS App Store für iPhone vorgestellt hatte und so die Möglichkeit eröffnet hat, eigene Apps auf das iPhone zu laden. Damals wurden gerade mal 10 Millionen iPhones bis Ende 2008 verkauft und die Unternehmen verstanden (noch) nicht, wozu sie überhaupt eine App brauchen. Heute gibt es Millionen von Apps auf Millionen von iPhones.

Es tut sich gerade sehr viel in diesem Bereich, denn gerade hat Google auf der Google I/O eine weitere innovativere Chat-Plattform Allo präsentiert. Es gibt ein paar Marktführer wie Facebook/WhatsApp (rund 1 Milliarde monatliche User) oder WeChat (über 700 Millionen Nutzer pro Monat), aber auch Neulinge wie Telegram, Kik oder SnapChat, die in den Markt drängen, weil sie hier großes Potential erkennen. Das vor allem in China verbreitete WeChat ist im Vergleich zu anderen Chatprogrammen eher bereits ein eigenes Ökosystem, mit dem man z.B. auch zahlen kann, und wenn das Bezahlen auf Facebook Messenger weltweit unterstützt wird (derzeit nur USA), wird sich generell der Nutzen dieser Messaging Tools erweitern.

Das sind gerade sehr aufregende Zeiten, denn es fühlt sich ein wenig so an, eine der ersten Apps zu schreiben, als die App Stores noch leer waren. Ich kann nur jedem empfehlen, einfach die ersten Chatbots auszuprobieren und sich inspirieren zu lassen!


Zu Barbara (Selbstbeschreibung): ist seit +15 Jahren begeisterte Senior Software-Entwickerin und arbeitet größtenteils als Freelancer an Web-Projekten (letztens bei George / Erste Bank) oder baut Apps (z.b. die „LIKE A HIPSTER App“).

Zu lesen gibt es von ihr unter anderem auf Twitter: @electrobabe

Porträtfoto Barbara Ondrisek
Barbara Ondrisek

Anmerkung vom 3. Jänner 2021: Mica ist leider nicht mehr aktiv. Barbara aber dafür umso mehr.

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