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Wie hat sich Webdesign in den letzten fünf Jahren entwickelt

Es war bei der Ausgabe des „Logbuch Accessibility“ als Fabian Topfstedt einige Menschen interviewte, unter anderem Eric Eggert. Eric war damals in Österreich einer der Aktivisten zum Thema barrierefreies Web. Das ist er noch immer, hat aber zusammen mit seiner Freundin in Deutschland eine Firma gegründet und ist Web Accessibility Specialist beim W3C.

Nachfolgendes ist ein wenig technisch und wohl eher für die Webentwickler unter meinen LeserInnen. Aber es zeigt sehr schön, wie schwierig im Web Vorhersagen sind.

2008

Im Jahr 2008 fragte also Fabian: „Wie wird Webdesign in fünf Jahren aussehen“.

Eric Eggert: Wahrscheinlich genauso wie jetzt auch. Also ich glaube nicht, dass sich da viel ändert. Wir werden ein bisschen HTML 5 haben, ein bisschen mehr CSS 3, wir werden vieles viel einfacher machen können, was wir jetzt noch sehr umständlich machen. Wir werden vielleicht auch HTML E-Mail Newsletter barrierefrei machen können. Was im Moment effektiv unmöglich ist. Und es wird eine relativ kleine äußerliche Veränderung geben. Aber unter der Haube – mit WAI ARIA zum Beispiel, was ein Standard ist, der Benutzerelementen Rollen zuweist – wird sich auch vieles im Bereich Barrierefreiheit tun, das man oberflächlich aber leider nicht sehen kann. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass Seiten interaktiver werden. Das heißt, dass man die Möglichkeiten von modernem HTML und CSS richtig gut ausschöpfen kann, wenn dann der Internet Explorer 6 erst mal vom Markt ist.

2013

Nachdem ich den Text nunmehr wieder gefunden habe war ich neugierig, was Eric (fast genau fünf Jahre danach) dazu sagt und habe ihn nochmals um ein Statement gebeten.

Eric Eggert: Ich lag tatsächlich ziemlich daneben was das angeht, HTML5 und vor allem CSS3 haben sich so rapide entwickelt, damit war damals kaum zu rechnen, Responsive Web Design hat die gesamten Prozesse umgeworfen und damit unseren Blick auf das Web verändert. Das hat auch der Barrierefreiheit gut getan. Der Webdesign-Prozess ist auch viel professioneller geworden, mit SASS und Grunt stehen uns heute Möglichkeiten offen viel effizienter zu arbeiten. WAI-ARIA ist so gut angekommen, dass es mittlerweile tatsächlich oft schon die native, in HTML eingebaute, Semantik zu ersetzen, was natürlich ein beunruhigender Trend ist. Der Internet Explorer 6 hat uns tatsächlich weit weniger lang aufgehalten als ich befürchtete, selbst der IE7 und IE8 spielen kaum noch eine Rolle (insgesamt gerade einmal knapp über 5% Marktanteil in Europa) woran Google Chrome natürlich nicht unschuldig ist – und den Browser gab es noch gar nicht als ich das Interview gegeben habe.

Anmerkung: Obige Aussagen hat Eric nicht in seiner Funktion für das W3C getätigt.

Wie seht ihr so die Entwicklung?

4 Kommentare

  1. Ja, ich sehe das ähnlich wie Eric.
    Was mich allerdings in meiner täglichen Arbeit extrem nervt, ist der nicht tot zu kriegende IE8. (Klar, das liegt daran, dass Microsoft selbst Windows XP anscheinend nicht ausmerzen kann.)
    Der IE8 ist der IE6 des HTML5/CSS3 Zeitalters, und verursacht speziell dann, wenn man versucht, barrierefreie Lösungen anzubieten, erheblichen! Mehraufwand und damit auch erhebliche Kosten. Und das ist schlecht für Barrierefreiheit im Web.
    Die von Eric zitierten 5% Marktanteil sind in diesem Zusammenhang leider auch kein Trost. Es handelt sich dabei um einen Mittelwert (auf meiner eigenen beispielsweise Site 2%, auf vielen meiner Kundenseiten 10%). Und die Sache mit dem Mittelwert führte auch schon dazu, dass jemand in einem See mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1,5 m ertrunken ist.

    • Ja, der IE8 ist (noch) eine Plage, doch der Support läuft zum Glück im April aus – einer unserer Kunden mit IT ist auf dem Weg bis zum Stichtag umzustellen. Vom IE8 zum IE10 und ich denke das das bei allen Firmen in der Größenordnung jetzt schnell passiert, weil das ja Kosten verursacht.

      Ich hoffe auch, dass unsere (leicht veraltete) „Wiki-Seite“:http://out.li/ne/wiki/doku.php/technisches/unterstuetze-browser dabei geholfen hat, außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass den Kunden auffällt, dass z.B. das Backend wesentlich langsamer im IE ist als im Firefox.

      • Manche können halt leider nicht anders. Kenne einige, die vom Arbeitgeber aus nur IE8 zur Verfügung gestellt bekommen.

  2. Interessanter Rückblick auf das Webdesign. Ist ja schon fast wie eine Time Capsule! Aber 2008 gab es ja auch das iPad noch nicht, was sicherlich mit zu dem Trend in Richtung responsive Webdesign St. Gallen geführt hat. Mir wurde damals von einer Webagentur empfohlen meine Seite in HTML5 aufzuziehen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

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