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App.net – ein paar Gedanken und Ideen

Am Freitag habe ich mich bei „app.net“ registriert. Warum, was das ist und was es werden kann, dazu nachfolgend ein paar Zeilen. Aber vorab noch ein paar Worte zu Twitter.

Dies ist ein älterer Artikel. Leider sind einige verlinkte Seiten nicht mehr erreichbar. Wenn möglich, findest du einen Link zur archivierten Seiten in der WayBack Machine. Wenn du etwas zu dem Inhalt ergänzen möchtest, schreib mir oder kommentiere diesen Artikel.

Twitter und der Walled Garden

Twitter ist damit groß geworden, dass es eine Schnittstelle für alle möglichen und unmöglichen Applikationen, Programme, Webdienste bot. Schnell entstand ein ganzes Ökosystem rund um Twitter, dass das Wachstum des Dienstes beschleunigte. JedeR konnte Twitter auf dem Weg, auf der Plattform und mit dem Client benutzen, den er/sie gerne wollte.

Das ist bzw. war für uns User und für alle Entwickler außerhalb der Firma Twitter wunderbar. Für Twitter steht und stand aber die Frage im Raum wie jemals mit diesem Angebot Geld zu verdienen. Dafür gab es schon ganz unterschiedliche Ideen.

Ich habe nicht jede Wendung verfolgt und alle technischen Details sind mir auch nicht geläufig. Aber Twitter hat einen Weg eingeschlagen, der eine Reduktion des Ökosystems bedeutet. Neue Clients werden nicht mehr gerne gesehen, bestehende dürfen nur mehr eine gewisse Anzahl von NutzerInnen haben, ansonsten müssen sie mit Twitter entsprechende Verträge schliessen.

Twitter kontrolliert das über seine API (Programmierschnittstelle).

Denn Twitter möchte nunmehr Werbung anbieten bzw. über anderweitige Angebote Werbepartner sein. Dazu muss es jedoch die Kontrolle darüber behalten, wie Tweets angezeigt werden, dass werberelevante nicht gefiltert werden (wie es ev. externe Clients tun bzw. könnten) usw. usf.

Aus der Sicht der Verantwortlichen von Twitter ist das einerseits verständlich, andererseits schränkt es die Möglichkeiten ein, die für manche von uns Twitter erst zu dem Werkzeug, zu der (Kommunikations)Plattform werden ließ, die es war.

Andererseits fürchte ich, dass die meisten TwitternutzerInnen davon nicht viel mit bekommen. Sie nutzen die Website von Twitter, den offiziellen Client,… und werden dann halt auch ein wenig Werbung vorfinden. Diese Gruppe wird sich wohl kaum mittelfristig um eine Alternative umschauen.

Noch ein Wort: Wohin die Twitterreise geht kann ich nicht abschätzen und auch viele andere KommentatorInnen sind sich uneinig. Das heißt auch für mich, dass ich Twitter noch gerne und mit den Clients, die mir das beste Service bieten, nutze (in meinem Fall „Tweetbot„).

Dalton Caldwell und Mixed Media Labs

Und nun ist vor einigen Wochen „app.net“ auf der Bildfläche erschienen.

Alles begann (nun, es hat im „verborgenen“ schon vorher begonnen) mit einem Artikel von Dalton Caldwell mit dem Titel „What Twitter could have been„. Dalton, wer? Nun, seine Firma „Mixed Media Labs“ wird wohl vielen nichts sagen, aber dass er „PicPlz“ geleitet und vor einigen Monaten dann beendet hat, (Instagram war eine zu große Konkurrenz) vielleicht mehr.

Interessanterweise finde ich keinerlei Website der Firma „Mixed Media Labs“. Die auf CrunchBase genannte URL mixedmedialabs.com führt wiederum nur auf app.net. (Aber das nur nebenbei).

Mit einem (er nennt es selbst so) dreisten Angebot startete Dalton nunmehr den Aufruf über crowdfounding 500.000 Dollar zu sammeln, damit sein schon längerem geplantes Projekt namens App.net online gehen kann.

Was kann App.net?

Die Geldsammelaktion war erfolgreich, app.net ist in der öffentlichen Alpha-Phase. Aber was ist eigentlich app.net?

Eine gute Frage und eine über die gerade heftig diskutiert wird. Denn die endgültige Antwort wird wohl über den Fortbestand entscheiden.

Grundsätzlich ist App.net, wenn ich es richtig verstehe, einfach ein zentrales Service – ein wenig wie Twitter in seiner Anfangszeit – dass Benutzerverwaltung und einen Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Applikationen ermöglicht. Dies aufgrund einer einheitlichen und breiten Programmschnittstelle (API), auf die alle Dienste zugreifen können.
Das heißt beispielsweise: Ich melde mich zentral an, kann Meldungen mit einem Webclient A verfassen, Posts dann über die iOS App B lesen und am Android Smartphone dann die aktuellsten Hashtags mittels App C auflisten.

Mit „alpha.app.net“ gibt es eine twitterähnliche Oberfläche, auf der ich Meldungen (mit bis zu 256 Zeichen) posten, anderen Nutzer/innen folgen (und sie mir), Meldungen weiterleiten (wie die Retweets bei Twitter) und einiges mehr kann, das eben sehr an Twitter erinnert.

Nebstbei. Mich selbst findet man unter „alpha.app.net/roblen“.

Die App.net Macher versprechen dabei aber, dass sie den Dienst niemals Werbekunden anbieten würden und dass die API offen für andere Dienste bleiben wird. Das heißt nicht, dass wir nicht auch mal Werbung auf App.net finden werden. Aber dann von einzelnen Nutzer/innen – mögen dies auch Firmen sein – denen ich dann eben folge oder auch nicht.

Finanzierung

Aber was ist dann das Geschäftsmodell? Nun, jede NutzerIn, die sich über „join.app.net“ anmeldet muss gleichzeitig eine Jahresgebühr von 50 Dollar (über Kreditkarte) bezahlen. EntwicklerInnen zahlen das Doppelte.

Die derzeitige Entwicklung

App.net entwickelt sich gerade flott weiter. Vorgestern wurden „Annotations“ angekündigt und damit die Möglichkeit Fotos, Videos, Landkarten, Spiele,… in ein Post einzubinden (wie das aussehen kann werden wir wohl bald sehen). Kurz danach waren auch die ersten RSS Feeds aktiv. So sind meine Posts über „alpha-api.app.net/feed/rss/users/@roblen/posts“ abrufbar.

Wohl genau so wichtig ist die Ökosphere eines Dienstes wie App.net, der doch darauf aufbaut quasi nur das Grundservice bzw. die zentrale Plattform zu liefern, an die Programme, Apps und andere Dienste andocken können.

Auf Github findet sich schon eine recht lange Liste an „Devs und Apps“. Manche ebenso noch in der Alpha Phase andere schon im ersten öffentlichen Release.

Hier gibt es Clients für iOS, Android, Windows Phone, MacOS, Linux. Browsererweiterungen Chrome, Firefox, Safari,… sind ebenso zu finden wie spezielle Dienste.
Mit „Friendfind.co“ habe ich überprüft welche Profile denen ich auf Twitter folge auch auf alpha.app.net zu finden sind. Einschränkung: Natürlich werden nur die Profilnamen verglichen. Falls sich jemand schon den Namen geholt hat – Pech! Ich selbst war daher noch rechtzeitig da.

Graphen, Statistiken, Rankings, … all das kann man schon jetzt aus den unterschiedlichen Diensten herausholen.

Und all diese Entwickler haben 100 Dollar gezahlt um dabei sein zu dürfen.

Einer war nun der erste, der mit „Rhino“ den ersten iPhone Client im App Store ankündigen konnte.

Erwähnenswert wäre noch die Unterstützung von app.net durch IFTTT. Im App.net Channel finden sich etliche Beispiele, wie man über IFTTT unterschiedliche Dienst verknüpfen kann. Tweets nach app.net posten, oder umgekehrt, Instagram Fotos in app.net ankündigen bzw. verlinken, E-Mail Benachrichtungen bei neuen Followern, usw. usf. (Nebenbei: Die Frage bleibt, was das Geschäftsmodell von IFTTT ist und wie lange der Dienst noch so offen angeboten wird.)

Gekommen um zu bleiben?

Nun, der Start ist ganz gut verlaufen. Apps sind im Entstehen, der Dienst entwickelt sich rasch weiter. Geld für die ersten Wochen, Monate ist da. Aber reicht das?

Viele Fragen stehen im Raum. Wofür app.net nutzen? Braucht es nicht eine große Nutzermasse um erfolgreich zu werden? Wie soll diese erreicht werden, wenn jeder 50 Dollar „Eintritt“ zahlen muss? Gibt es neben Twitter, Google+, Facebook und Co. noch Platz?
Auch die App.net Entwickler haben noch einiges an Denkarbeit vor sich. Schon die Erstellung der Terms of Services ist eine große Aufgabe (diese sollen über github gemeinsam mit der Community weiter entwickelt werden).

Um die obigen Fragen beantworten zu können muss man sich eigentlich nochmals der Frage stellen, was App.net eigentlich ist. Und diese Antwort fällt mir nicht so einfach. Die Frage müsste noch dazu lauten, wozu App.net werden kann?

Facebook, nicht nur Twitter…

Die Frage stellt sich auch Zen Savona „What App.net really can be„. Sein Blog könnte noch interessant werden, da er dort auch Friendle ankündigt. Er möchte dabei Ideen aus Twitter und Facebook mischen. Seit dem 12. August gibt es noch keine weitere Nachricht. Die Website „friendle.me“ ist schon eingerichtet. Sich dort zu registrieren habe ich aber unterlassen. Immerhin stimme ich dabei auch zu, dass Friendle in meinem Namen quasi alles mit meinem app.net Account machen darf. Da sollte man schon zweimal überlegen.
(Wobei: in den Settings von alpha.app.net springen die 3rd Apps einem sofort ins Auge. Dort kann ich auch jeder App sofort wieder den Zugang verwehren.)
Auf alle Fälle werde ich Zen im Auge behalten.

Stimmen aus dem Netz

Wer sich andere Gedanken zu app.net holen möchte, der findet diese in Artikeln wie

Grund für meinen Artikel bzw. warum er länger wurde als gedacht ist der Artikel von Grischa Brockhaus „Du bekommst, was Du bezahlst“. Grischa ist in meinem Blog kein Unbekannter, da er für Serendipity Plugins entwickelt sowie auch Android Apps.
Grischa bemängelt insbesondere, dass durch die 50 Dollar Hürde die Nutzergruppe klein bleibt, wenig Inhalt einfliesst und somit die kritische Masse ausbleiben wird.

Alles gute Gründe.

Meine Motivation

Zuerst einmal meine Motivation bei App.net mit 50 Dollar einzusteigen. Ich habe viel davon gelesen und wollte es einfach mal selbst ausprobieren. Die Summe war es mir auch wert um einem Dienst eine Chance zu geben, bei dem ich zumindest irgendwie eine Ahnung habe, dass er Potential hat. Wenn auch ein Risiko dabei ist.

Natürlich war es auch mein Experimentiertrieb, der Reiz Neues auszuprobieren, einer von erst 18.000 sein zu können und dabei meinen Internet-Nickname zu sichern.

Wohin die Reise geht?

Aber das bin ich, so sind vielleicht noch einige von den 18.000 (oder sind es jetzt schon ein wenig mehr?), aber wohl nicht die breite Masse.

Nachfolgend noch ein paar Gedanken bzw. Gedankenexperimente.

Hinter Diaspora stand die Idee, dass man seine Daten selbst in den Händen behält und (rein theoretisch) jeder einen Diaspora Server betreiben könne. Dass mit den Daten ist zwar ein immer wieder hochgespieltes Thema. Wie man an Facebook sieht reden alle drüber, aber den meisten ist es in der Praxis relativ egal. Zumindest so egal, dass die Masse nicht scharenweise Facebook Richtung Diaspora verließ.

Datenschutz und die Verwaltung der eigenen Daten steht auch wohl nicht im Mittelpunkt des Interesses der meisten Early Adopter von App.net.

Lese ich den jetztigen Stream (ja den aller NutzerInnen, das geht noch halbwegs) von alpha.app.net bekomme ich langsam da und dort eine Idee wohin es gehen kann.

Developer, Developer, Developer,…

Die kritische Masse bleibt eine wichtige Frage. Aber App.net braucht vorerst eine kritische Masse an EntwicklerInnen, die gute Ideen haben. Da man keine Werbung verkauft reicht schon eine kleinere Anzahl an zahlenden NutzerInnen (und im Moment sind dies alle), damit Server, Wartung und Support am Laufen gehalten werden können. Denn auch bei Evernote, Dropbox,… etc. erhält der kleinere Prozentsatz der zahlenden Kunden (die dann eben Pro-Features erhalten) den größeren Teil der nichtzahlenden KundInnen mit.

Aber wozu als Entwickler 100 Dollar um dabei zu sein. Die Frage sind wohl nicht das Geld allein, sondern ob es sich auszahlt viel Zeit in die Entwicklung eines Produkts für ein Netzwerk zu stecken, dass in einem halben Jahr schon wieder out sein könnte. Vielleicht ist es das versprechen, dass mir als Entwickler die API immer offen steht. Vielleicht ist es die Risikobereitschaft, um dann doch einmal vorne dabei sein zu können. Oder die Möglichkeit endlich eine Idee umzusetzen, für die mir bisher die Infrastruktur fehlte.

EntwicklerInnen sind da und wie schon beschrieben finden sich die klassischen Apps und Dienste in Entwicklung, sodass alle Plattformen mit Basisdiensten bedacht werden können.

app.net.ideen

App.net ist noch dazu offen. Posten in App.net ist kostenpflichtig, lesen kann z.B. meinen Lifestream aber jeder. Ich gehe davon aus, dass das so bleibt. Schon zu Beginn von Twitter gab es den Begriff des Micro-Blogging. Aber das viele Nicht-TwitterantInnen auf der Twitter Website meine Meldungen mitlesen glaube ich kaum.

App.net könnte da vielleicht etwas ändern. Die Möglichkeit Metadaten und Anhänge zu platzieren lässt für die Zukunft den Dienst eventuell auch als Bloggingdienst nutzen. App.net ist dann wohl die Schnittstelle, unterschiedliche Dienstleister könnten sich dann aufmachen Oberflächen für das eigene Blog zu bieten. Bei Dienst A könnte ich die das Layout gestalten wie ich will, bei Dienst B könnte ich insbesondere die mitgelieferten Fotos nicht nur beim Beitrag sondern auch in Fotoalben (je nach Hashtag) sammeln.

Ein wenig fällt mir Posterous ein. Früher warb der Dienst damit, dass er meine Texte, Bilder, Audios, Videos, … per E-Mail erhält, in meinem Posterous Blog postet und auch an alle relevanten Dienste weiterleitet. Könnte App.net nicht so etwas ähnliches innerhalb seines Ökosystems (oder darüber hinaus) schaffen?

Wenn es in diese Richtung geht braucht es nicht 100 Mio. oder mehr bezahlende NutzerInnen von App.net um eine kritische Masse zu erreichen. Wenn App.net der Knoten für andere Dienste wird, die einige 100 Mio. lesende Menschen erreicht – dann wird er auch für viele der jetzigen Twitter-Power-User interessant.

Weiter gedacht. App.net ist meine zentrale Registrierungsstelle, hier ist mein Profil und mein Name/Nickname gespeichert. Alle Dienste, die an App.net andocken, übernehmen diesen Nickname und meine Grunddaten. Solange App.net besteht verliere ich somit nicht meine digitale Identität und muss sie nicht für jeden Dienst neu aufbauen.

Denken wir an die Anfangszeit von Twitter. Damals haben wir auch nicht daran gedacht welche Dienste sich rundherum erschaffen lassen. Also warum nicht: Bei App.net mit Kreditkarte registriert würde heissen, dass Programme und Dienste, die daran andocken, auch meine Zahlungen an sie über diesen zentralen Dienst abwickeln. Quasi ein Paypal innerhalb des Ökosystems.

Einschub: Instagram war auch ein nicht lebensfähige Idee. Fotos machen, mit Filter versehen und nur innerhalb der eigenen iOS App ansehbar. Das konnte nichts werden – und kam dann auf zig Millionen NutzerInnen und einen ansehlichen Betrag von Facebook.

Wohin der Weg auch geht…

Was App.net für mich im Moment auszeichnet ist die Ideenfülle, die allein schon in den Posts von alpha.app.net auftauchen. Das beginnt z.B. bei der Idee von Namensräumen. Unter einem Profil wie @roblen könnte mehrere Subprofile wie @roblen:blog auftauchen. Firmen könnten mit Firmennamen und doch mehreren Ansprechpartnern auftauchen. Einzelpersonen könnten unterschiedliche Themen splitten – und diese dann über unterschiedliche Kanäle weiter verteilten. Ein kleines Beispiel. aber es zeigt, dass im Moment Dynamik herrscht, die ich bei Twitter vermisse.

Aber wie oben erwähnt. App.net ist nicht Twitter. Im Moment wirkt alpha.app.net so, aber zukünftige Anwendungen könnten darüber weiter hinaus gehen.

Vielleicht wird auch ein Dienst wie alpha.app.net eingestellt oder er wird kostenlos zugänglich. BasisnutzerInnen dürfen dann posten, vielleicht ein Foto anhängen – BezahlnutzerInnen alle Möglichkeiten der API nutzen. Das würde natürlich die Masse an NutzerInnen stark vergrößern.

Oder App.net wird ein Dienst von „wenigen“ Sendern für viele Empfänger. Oder es wird von allem etwas geben.

Natürlich gibt es auch andere Projekte wie „heello“:http://new.heello.com. Aber diese versuchen sich eher als das bessere Twitter und bleiben hinter der breiteren Idee von App.net zurück.

Fazit

Im Moment sichern wir 18.000+ NutzerInnen mit unserem Jahresbeitrag die nahe Zukunft von App.net ab. Die API wird im Moment ausgebaut und Apps und Dienste von Drittentwicklern sind verwendbar oder gerade in Entwicklung. Somit besteht in der ersten Runde schon ein kleines Ökosystem.

Wohin die Reise geht weiß ich selbst nicht. Ich finde es nur faszinierend über alpha.app.net dabei zu sein, selbst ein klein wenig mittels Feedback und Co. darauf sogar Einfluss zu haben.

Im schlimmsten Fall habe ich 50 Dollar am Ende verloren. Aber immerhin dann vielleicht neue Kontakte geknüpft und einiges dazu gelernt. Das wäre es mir dann schon wert gewesen.

19 Kommentare

  1. Wow, danke für diesen umfassenden, präzisen, durchdachten und pointierten Beitrag. Ich werde mich nun wohl auch mal anmelden… Und vorerst jedenfalls nur via IFttt „app-netten“ – oder wie sagt man dort?

    • Danke, fast zuviel der lobenden Worte 🙂

      Noch dazu habe ich den Eindruck, dass ich erst am Lack der Idee kratze.

      Eine Bitte (weil gerade auch auf alpha.app.net diskutiert): Man sollte sich überlegen, ob man alles einfach rüberpostet oder gezielt (z.B. mittels Hashtag) nur einige bestimmte Tweets.

      Gib mir Bescheid sobald du vor Ort bist, damit ich dir folgen kann.

      Und wie das alles heißt? Muss ich selbst erst herausfiltern.

  2. Ich habe überlegt, ob ich noch mal einen Blog als Antwort auf Deinen Blog hier schreibe. Aber die Antwort ist schon sehr speziell auf diesen hier zugeschnitten, somit bekommst Du meinen Senf nun hier als Kommentar. Here we go: 😉

    *Diaspora*

    Du erwähnst Diaspora und dass dieser Service einen starken Fokus auf Datensicherheit setzte. Das ist zwar richtig, aber ich sehe an Diaspora etwas ganz anderes: Diaspora war super simpel zu bedienen, bot Twitter ähnliche Möglichkeiten, und ist vor allem immun gegen das Problem, dass ein Service Amok läuft oder offline geht (da es eben dezentral ist und man dann einfach einen anderen Server aufsetzen kann, wenn man möchte). Für den normalen Anwender war es „wie Twitter“ benutzbar, der Power User hatte dazu noch einige weitere tolle Features, die er benutzen konnte.

    Die Anfangszeit von Diaspora erinnert mich sehr an die Aufbruchstimmung, die app.net bei manchen scheinbar auslöst. Ebenfalls über Crowd Funding finanziert (wenn ich mich richtig erinnere), erfuhr es anfangs den selben Hype wie app.net jetzt. Auch Diasporas Hype hatte seine Ursache damals in einer Unzufriedenheit der Benutzer eines „global Players“ (in dem Fall war es Facebook).

    Im Gegensatz zu app.net war Diaspora (natürlich, da dezentral) kostenlos, trotzdem wurde es nicht benutzt. Jedenfalls nicht von „den normalen Benutzern“, Power User waren begeistert und beschrieben es fast religiös, wieder eine Ähnlichkeit, die ich zu app.net sehe.

    *Developer*

    Wie in meinem Artikel geschrieben, sehe ich hier ein großes Problem: Wer für app.net entwickeln will, soll dafür zahlen? Warum? Klar, man kann es als Wette ansehen: Wenn ich der erste bin, der für einen Client für 1€ in den Market stellt, ist die Chance einigermaßen hoch, dass die „Aufbruchstimmung“ der Benutzer am Anfang mir 100+ Verkäufe meines Clients sichert. Natürlich wäre dann nur die von app.net geforderte Provision gesichert, keine Entwicklungskosten usw. Zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass „meine Kunden“ ja nicht nur 1€ an mich sondern auch $50 an app.net zahlen müssen, damit sie meinen Client überhaupt sinnvoll benutzen können.

    Die Wette bestünde also darin, dass man darauf wettet, dass app.net erfolgreich wird. Die selbe Wette gehen ja eigentlich auch Benutzer ein, die $50 für einen Service zahlen, den sie (so wie er sich bis jetzt zeigt) auch kostenlos wo anders bekommen können. Diese Wette gehe ich persönlich noch nicht ein. Und das liegt wahrscheinlich auch daran, dass mir noch keiner erklären konnte, was das einzigartige an app.net ist. Derzeit ist es nur eine App (ein Twitter Clone), der von den Machern als Proof of Concept verstanden wird und deshalb auch durchaus verschwinden kann. Was app.net _eigentlich_ machen soll, ist (mir) noch völlig unklar.

    *Microbloggin, Posterous und IFTTT*

    Wenn app.net so etwas wie Posterous anbieten würde, wäre das evtl. etwas anderes. Viele wollten etwas wie Posterous haben und sagten, sie würden auch etwas dafür zahlen, um den Fortbestand zu sichern. Dazu gehörte ich auch, allerdings habe ich für mich inzwischen andere Wege gefunden..

    Du erwähnst IFTTT und fragst nach deren Geschäftsmodell. Eine gute Frage! Ich persönlich würde für IFTTT (im Gegensatz zu app.net derzeit) durchaus etwas zahlen. Der Grund liegt in einem entscheidenden Unterschied der Services: IFTTT bringt mir sinnvolle Vorteile bereits durch den Service an sich. Das gilt für app.net (noch?) nicht. Der Service als solcher bringt mir gar nichts, erst die Vernetzung und der Inhalt (der von anderen geliefert werden muss) füllt den Service mit Leben. Posterous war auch so etwas: Das war für sich schon sinnvoll, die Community Features brauchte es gar nicht (und machte den Service IMHO sogar unnötig kompliziert und aufgeblasen).

    *Instagram*

    Du erwähnst Instagram als einen Service, der auch keine „lebensfähige Idee“ war. Meiner Meinung nach hat die Vergangenheit genau gezeigt, dass das völlig richtig war. Instagram war selbst nicht fähig, ein ordentliches Geschäftsmodell zu erstellen und profitabel zu werden. Es musste an einen Service verkauft werden, der gerade Unsummen an der Börse abgeschöpft hatte und diese in irgendwelche Services investieren musste. Instagram bot sich da an. Klar, für Instagram war das sehr profitabel. Posterous hat sich über den Aufkauf durch Twitter sicher auch nicht beschwert. Wurden die Services dadurch für die User aber lebensfähiger?

    Bei Posterous kann man das klar verneinen, bei Instagram muss man wohl noch abwarten, was Facebook eigentlich mit dem Service vorhat und wie es den Kaufpreis mit dem Service wieder realisieren will..

    *Visitenkarte*

    Zitat: „App.net ist meine zentrale Registrierungsstelle, hier ist mein Profil und mein Name/Nickname gespeichert“.

    Den Wunsch dazu verstehe ich nun gar nicht. Warum willst Du schon wieder so eine zentrale Stelle Deiner Internet Aktivität an einen externen Service auslagern, auf dessen Überleben und dessen Angebot Du keinen wirklichen Einfluss hast?

    Meine „Visitenkarte“ ist natürlich selbst gehostet. Es ist mein Blog, das meine Internet Aktivitäten beschreibt und meine ID liefert (um das sicher zu stellen, habe ich dafür sogar extra auf dem Server einen eigenen OpenID Service eingerichtet). Alle anderen Services, die ich benutze, sind nur „nettes Beiwerk“, das ausgetauscht werden kann im Falle des Falles, oder das nicht schmerzt, wenn es mal wieder den Weg so vieler Services in der letzten Zeit geht..

    *Fazit*

    Derzeit sehe ich für mich einfach nicht den Mehrwert von app.net, der mir $50 oder gar $100 pro Jahr wert wäre. Ich sehe auch kein Feature, das mich gerade besonders reizt oder das ich immer schon einmal haben wollte. Das Argument, das ich bei Dir sehe, ist das „early adaptor“ Argument. Das zieht für mich aber bei diesem Service nicht. Dazu muss der Service mir Visionen geben. Das kann ich bei app.net aber nicht erkennen. Ganz im Gegenteil habe ich im Moment noch das Gefühl, dass app.net selbst gar nicht weiß, was sein Ziel sein soll. Böse interpretiert könnte das auch ein Service sein, der mit einer irren Werbetrommel versucht, eine halbe Million Dollar einzutreiben, die vorher (mindestens) mit den anderen Services des Betreibers in den Sand gesetzt wurden. Das will ich dem Service natürlich nicht unterstellen.

    Aber ich sehe wie gesagt noch nicht, wo es hingehen soll und was das „neue“ an dem Service ist. Für mich ist es erst einmal „yet another social network“, das noch nicht social ist (da fehlen die Bentzer) aber verglichen mit anderen Services unglaublich teuer ist..

    • Grischa,
      vorerst einmal danke, dass du hier quasi coblogging betreibst 🙂 Ich glaube, es ist der längste Kommentar, der jemals in meinem Blog hinterlassen wurde.

      Ich werde jetzt wohl nicht auf jedes einzelne Detail von dir eingehen können, aber ein paar Antworten bzw. Gedanken.

      *Diaspora:* Wie ein wenig ausgeführt war das dezentrale für die meisten User kein Argument. Und Twitterähnlich ist dann wohl zu ähnlich, als das Menschen den Sinn des Wechsels gesehen haben. Bei app.net denke ich, dass nicht alpha.app.net das „Killerfeature“ (das es vielleicht in dieser Form nie geben wird) wird, sondern die weiteren Ideen, die sich rund um das Service entwickeln könn(t)en.

      *Developer:* Etliche der Apps sind derzeit gratis, opensource, etc. Vielleicht ist es so wie bei S9y und Co. Hier sehen Entwickler eine Möglichkeit etwas auszuprobieren, ev. Ehre und Ruhm zu ergattern und vielleicht sogar etwas neues zu lernen. Und das ist dann manchen sogar 100 Dollar wert. Andere werden vielleicht genau diese (oder ähnlliche) Wette eingehen.
      Eigentlich müsste man all die Entwickler fragen, die derzeit dabei sind, welche Motiviation sie trägt und als was sie App.net sehen. Und vielleicht müsste man (ich kann das nicht) in die API blicken um zu verstehen, was der Dienst alles sein könnte.

      *Microblogging:* Wenn ich es richtig verstehe könnte aus App.net auch so etwas heraus erwachsen. Und genau das wäre dann die Möglichkeit gleichzeitig mit großen und kleinen Nutzerzahlen zu hantieren. Die kleinere Gruppe leistet sich einen app.net Account um 50 Dollar, betreibt ihr „App.sterous“ 😉 und die große LeserInnengruppe nutzt es um zu lesen, zu konsumieren und muss dafür nichts löhnen.

      Wie geschrieben, VIELLEICHT. Ich kann nicht in die Zukunft blicken. Und vielleicht sind meine 50 Dollar in den Wind geschrieben.

      *Instagram:* Ok, nur ein halb gutes Beispiel. Es funktioniert dafür, dass eine Idee, die die meisten (hätte man Ihnen davon erzählt) als uninteressant abgetan hätten. Fotodienste hat es schon gegeben, Twitter konnte auch schon Fotos darstellen, etc. Aber es funktionierte. Wohl auch, weil es gratis war. Bei Instagram hätte es aber zumindest Versuche geben können Einnahmen zu generieren. Zusätzliche Filter verkaufen, ein kostenpflichtiges Webalbum um sich auch dort zu präsentieren (Webstagram lässt grüßen). Ob das gut geklappt hätte, kann man nachträglich kaum sagen.

      Aber eigentlich ist Instagram ein gutes Beispiel. Denn es dient mir nur mal dafür aufzuzeigen, dass man anfangs einer Idee keine Chance gegeben hätte, die sich dann zig millionfach umsetzen liess.
      Das Businessmodell fehlte, aber das hätte App.net ja schon von sich aus. Wobei sie damit natürlich nicht gleich Millionen an aktiven Usern finden können.

      Aber wie oben erwähnt – vielleicht brauchen sie das auch nicht.

      *Visitenkarte:“ Sorry, etwas falsch ausgedrückt. Mein Blog ist meine Visitenkarte und das würde ich für das beste App.net nicht aufgeben. Aber App.net als Platz meiner Visitenkarte für die rund um App.net sich bildende Ökosphäre. Sprich egal welchen Dienst um App.net herum ich nutze – ich bin immer der @roblen mit diesen und diesen Infos. Dabei gehe ich eben davon aus, dass sich rund um App.net so etwas wie ein alpha.app.net Twitter-Klon, ein instagrammiges Fotoalbum, ein Posterous ähnliches Bloggingsystem und Dinge an die wir noch nicht denken bilden. Und wenn ich auf alpha.app.net der roblen bin, dann bin ich das auch auf App.sterous etc.

      Es geht eher darum die gleiche Identität in vielen Diensten nutzen zu können. Vielleicht eher ein praktischer Nebeneffekt als ein zu bewerbendes Feature.

      *Fazit:* Du hast mit allen recht. Aber ich sehe auch die Diskussionen auf alpha.app.net (und dort ist durchaus schon von „social“ zu reden 😉 sehe dort erste Visionen und Ideen und eine rege Diskussion. Und es gibt Modelle und schon erste echte Apps und Anwendungen.

      Natürlich kann das alles im Nichts und der Ernüchterung enden.

      Daher gibt es kein ultimatives Argument für App.net. Man kann Nischen oder Möglichkeiten für sich sehen (oder auch nicht) und dann mitmachen.

      Für mich sind 50 Dollar auch Geld, aber ich leiste es mir einfach es in einen Ansatz einer Idee zu stecken, die vielleicht scheitert oder noch einen spannenden Weg vor sich hat. Klingt ein wenig pathetisch, ich weiß.
      Und es klingt ein wenig euphorisch. Aber gerade heute habe ich über eine Uni diskutiert, die es sich leisten kann 100 Techno-Projekte zu finanzieren, von denen 90 nichts werden, 9 halbwegs gut funktionieren und 1 brilliant wird.
      In anderen Bewertungsprozessen fliegen eben schon 95 Projekte raus, 5 werden finanziert und meistens ist die brilliante Idee unter den 95, die nichts bekamen.
      Vielleicht ist das mein Ansatz bei App.net.

      Aber ich werde in meinem Blog weiter berichten und schauen wir mal, wie wir beide das Projekt in einem Monat, in einem halben Jahr beurteilen. Vielleicht hast du dann auch eine Idee gefunden, die App.net für dich rechtfertigt oder ich bin überzeugt, dass ich eine kleine Fehlinvestition geleistet habe. Ersteres wäre mir natürlich lieber 🙂

  3. Nebenbei: Der Artikel „Das Potential von Appnet richtig verstehen“:http://pixelsebi.posterous.com/das-potential-von-appnet-richtig-verstehen beschreibt für mich jetzt mal tatsächlich etwas genauer, wo es hingehen soll, danke Robert.

    Er macht es mir aber noch rätselhafter, warum ich für den Service zahlen soll. Ich habe dort auch noch mal kommentiert, was „das Rätselhafte“ dabei für mich ist. Mal schauen, ob ich Antworten bekomme.

  4. Ich habe mich auch schon länger mit App.net beschäftigt und heute dazu entschlossen mich dort anzumelden. Meines Erachtens nach ist die Idee hinter App.net eine wirklich gute Chance.
    Man darf nicht vergessen, dass momentan die Alpha-Phase läuft und daher bin ich auch davon überzeugt, dass sich das Preismodell irgendwann ändern bzw. erweitern wird. Der Artikel „Das Potential von Appnet richtig verstehen“:http://pixelsebi.posterous.com/das-potential-von-appnet-richtig-verstehen geht hier wirklich etwas in die Tiefe.
    App.net ist also wirklich nicht viel mehr als die Bereitstellung der Infrastruktur. Wie und wozu man diese dann nutzt steht auf einem anderen Blatt.

    So könnte man SMS-Dienste vollständig mit App.net ersetzen (ähnlich wie Apples iMessage oder WhatsApp) und womöglich sogar noch besser machen: Nur noch eine App für öffentliche Posts à la Twitter und SMS-ähnliche Kurznachrichten. WhatsApp oder iMessage haben hier wieder Grenzen, da Apps eben nur von diesen Unternehmen entwickelt werden können. Möchte man also WhatsApp auf einem Gerät mit WebOS (z.B. Palm) nutzen, dann ist man darauf angewiesen, dass die WhatsApp Inc eine App für dieses OS entwickelt. Entscheiden diese sich dagegen, dann hat man Pech gehabt.
    In Anbetracht der Menge an Anwendungsbereichen könnten somit auch größere Unternehmen hier später mal eine Art „Flatrate“ buchen und dafür alle Ihre Geräte über App.net kommunizieren lassen. Die iMessage-Lösung von Apple verlangt von Apple auch einiges an Infrastruktur (Server, Traffic, Entwickler, Wartung etc.) und wenn man eine vergleichbare Lösung anbieten möchte (z.B. Samsung), wäre man bei App.net vielleicht gut aufgehoben.

    @Grischa: Pubsubhubbub ist meines Wissens nach kein fertiger Dienst, den man sich herunterladen und installieren kann. Vielmehr ist Pubsubhubbub ein Protokoll für eine Art Push-Benachrichtigung von unterschiedlichen Geräten untereinander. Man benötigt also trotz diesem frei zugänglichen Protokoll noch das KnowHow (Entwickler) um die entsprechende Software entwickeln. Hinzu kommen Kosten für den Server und Traffic. In Anbetracht dieser Voraussetzungen erscheint es mir nicht so trivial einen Vergleichbaren Dienst eigenständig aufzusetzen.
    Als Entwickler wäre ich dazu vielleicht sogar in der Lage (mit genug Zeit, Kaffee und Geld), aber es lohnt sich unterm Strich nicht. Meine Buchhaltung könnte ich auch vollständig selbst erledigen, aber auch das lohnt sich bei mir nicht und daher gebe ich solche Sachen gerne weiter.

    Überzeugend finde ich an App.net, dass das Konzept eines der wenigen ist, welche direkt mit einer Monetarisierung planen. Das schafft zum einen Vertrauen, weil man mit offenen Karten spielt – keiner lebt von Luft und Liebe – und räumt zusätzlich das leidige Problem aus dem Weg, wie man später mit einer tollen Idee Geld verdienen kann.
    Zusätzlich könnte App.net ein guter Indikator dafür sein, ob sich solche Startups durchsetzen können, oder am Ende wirklich die oft propagierte Kostenlos-Mentalität siegt.

    Ich lasse mich gerne überraschen!

    • Ich finde es interessant wieviel Potential Menschen in app.net sehen und welche Ideen rundherum schon geboren oder gewälzt werden.

      Ob das alles auch wirklich umgesetzt wird, ist die zweite Frage. Aber vielleicht ist allein diese Anregung wichtig für eine weitere Diskussion und Entwicklung (von was immer).

  5. Für mich gab es ganz klar die Motivation, ein Zeichen zu setzen, dass ich bereit bin, für ein soziales Netzwerk, das ich täglich nutze, auch Geld zu bezahlen. Auslöser war die Unsicherheit, die Twitter durch die Ankündigung der Änderung bei Nutzung der API für Entwickler und Benutzer geschaffen hat. Die Twitter-Webseite selbst ist kein Paradebeispiel für Barrierefreiheit, und die Twitter-eigenen Apps sind es auch nicht. Der Mac-Client ist gar nicht mit VoiceOver zugänglich, der iOS-Client funktioniert auf dem iPhone ganz OK, auf dem iPad hingegen fast gar nicht, und der Android-Client funktioniert in großen Teilen nicht. Will ich als Blinder also Twitter effektiv nutzen, brauche ich eine der Apps, die Twitter jetzt nach und nach absägen will, die es aber waren, die Twitter überhaupt erst so erfolgreich haben werden lassen.

    Und hier sehe ich das Potential von app.net: Der Dienst ist von Anfang an auf Entwickler zugeschnitten, die Apps dafür entwickeln sollen. In einem Eintrag des Firmenblogs brüsten sie sich sogar damit, dass weniger als 50% der Posts von der eigenen alpha.app.net-Seite kommen. Dies bietet natürlich eine Chance für barrierefreie Clients, und die ersten Kontakte sind sehr vielversprechend: Es gibt einen Mac-Client nebst aufgeschlossenem Autor, der sich um eine bessere VoiceOver-Unterstützung kümmert, der Autor der ersten App im Play Store von Android war für Vorschläge zur Verbesserung der Talkback-Unterstützung ebenfalls sofort offen, und für einen quelloffenen iOS-Client habe ich gerade gestern einen ersten VoiceOver-bezogenen Pull Request eingereicht, der heute nacht akzeptiert wurde.

    Und das wichtigste: Werbung schafft eine Reduktion an Barrierefreiheit, egal wo sie auftaucht. Twitter wird also die Zugänglichkeit einschränken, egal wie sehr sie ihre Apps zugänglich machen, wenn dies denn endlich mal geschehen würde. Aber die zwangsweise Einblendung von Werbung wird in jedem Fall zu einer Reduktion der Benutzbarkeit führen. Twitter hat mir nie angeboten, ihnen Geld dafür zu bezahlen, dass sie mir keine Werbung reindrücken und mir die Wahlfreiheit bei der App lassen, die ich am besten für den Dienst nutzen kann. App.net gibt mir diese Wahl von vornherein. Ich nutze Twitter als inzwischen einziges Social Network, nachdem ich vor zwei Monaten meinen Facebook-Account endgültig gegrillt habe, und die Nutzung wird mir durch ein überhaupt nicht benutzerfreundliches Geschäftsmodell verleidet. Und da bietet App.net eine echte Alternative! Und ich hoffe, dass es tatsächlich in Zukunft noch abgestuftere Zahlungsmodelle gibt, so dass auch Leute mit niedrigerem Budget sich dran beteiligen können!

    Noch ein Wort zu Twitter-Alternativen von früher: Da gibt es diesen Nischen-Dienst namens identi.ca von StatusNet. Der hat es nie geschafft, eine echte Alternative zu Twitter zu werden, weil er die entscheidende Frage nach der Tragfähigkeit ebenfalls nicht beantworten kann. Ja, ihr System ist sogar Open Source, aber dennoch weiß man eben nie, woran man bei denen ist. Und die Infrastruktur an Clients ist ebenfalls längst nicht so gut, obwohl es den Dienst schon fast so lange gibt wie Twitter. Obwohl ich auch bei identi.ca einen Account habe, nutze ich ihn nicht, weil dort schlicht kein Netzwerk zu bilden ist.

    • Danke für die andere Perspektive.

      Zwar nicht auf app.net bezogen aber deine Aussage „Werbung schafft eine Reduktion von Barrierefreiheit“ finde ich interessant und macht mich nachdenklich. Dem würde ich gerne noch etwas näher nachgehen.

  6. Guter Beitrag über app.net, jetzt weiß ich auch bescheid.

  7. .. erwähnt einem Daniel Friesenecker (TheAngryTeddy) in seinem aktuellen Podcast gleich mehrmals. Nochmals retour zu meinem Artikel App.net – ein paar Gedanken und Ideen. Grischa Brockhaus hat darauf quasi co-bloggend einen sehr langen Kommentar

  8. Mit Rhino gab es den ersten iOS Client für app.net. Heute Nacht folgt nun Adian in den AppStore. Dieser Client wirkt nun schon um einiges ausgereifter, denn u.a. unterstützt er Push Notifications. Ein besonders nettes Feature: Im Client ein Foto m

  9. Rund um App.net tut sich einiges. Unter anderem gibt es auch eine Vielzahl neuer Apps für iOS, wie das app.net. Blog berichtet. Für einigen “Wirbel” hat das erscheinen von Netbot von Tapbots gesorgt. Die Firma ist für ihre hervorragenden Tw

  10. Wieder ist ein Jahr vergangen und wieder gibt´s meinen traditionellen Jahresrückblick auf die Artikel in meinem Blog. Zuerst ein Rückblick auf meinen Rückblick 2011. Damals fragte ich mich ob der Rückgang von 137 Artikel (im Jahr 2010) auf 106 (im Jahr

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