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A-Tag 2010 – ein persönlicher Rückblick

A-Tag 2010 - Digitale Freiheit
Letzten Freitag fand der [5. A-Tag]https://web.archive.org/web/20150216214823/http://atag.accessiblemedia.at/2010/ – Konferenz für barrierefreies Internet – in Wien statt. Diesmal unter dem Titel „Digitale Freiheit“.

Inhaltlich hat Horst Gutmann eine gute [Zusammenfassung geschrieben](http://zerokspot.com/weblog/2010/11/06/atag2010/).

Das heißt, ich kann mich allein auf einige persönliche Eindrücke konzentrieren…

Meine kleine Dokumentation habe ich „live“ geschrieben. Über den Twitter Account [@accessibility](http://twitter.com/accessibility) wurden es dann über 120 Tweets, die ich vom A-Tag absandte.

Die „offiziellen“ Fotos gibt es dieses Jahr von [Andreas Hafenscher](http://webnfoto.com) – wohl bekannt auch von unseren Photowalks in Wien. Die Fotos sind [auf Flickr zu finden](http://www.flickr.com/photos/weasel-on-wheels/sets/72157625323237356/).

Die Dokumentation wird alsbald auf der [A-Tag 2010 Website]https://web.archive.org/web/20150216214823/http://atag.accessiblemedia.at/2010/ zu finden sein.

## Das iPhone macht es möglich

Bei der Schilderung von Marco Zehe (Mozilla) über die Barrierefreiheit von Smartphone Betriebssystemen war eine Erkenntnis für mich besonders beeindruckend. Blinde/sehbehinderte WebsurferInnen erfassen die Inhalte von Websites linear. Da gibt es keine linke Seitenleiste, keinen Text in der Mitte und keine Textbox irgendwo dazwischen. Alles wird quasi „in einer Wurst“ vorgelesen.
Und dann kam Apple mit dem iPhone und insbesondere mit dem iPad und auf einmal kann man mittels Screen und „Voice over“ die Inhalte von Websites mit dem Finger und Sprachausgabe erfassen. Somit gibt es für diese Zielgruppe zum (wirklich?) ersten mal die Möglichkeit auch das „Layout“ einer Website zu erfassen.

Nett war auch mit Marco [ein Foto von der Aussicht](http://img.ly/2nsk) zu schiessen. Es war interessant zu sehen, wie Marco auch die Foto App selbständig bediente (vor ein paar Jahren undenkbar) und allein meine Hilfe bei der Wahl des Motivs brauchte . Ich sollte wohl erwähnen, dass Marco (fast) blind ist. Wenn mal Zeit ist, werde ich ein wenig über blinde Fotografen im Web schreiben.
Im Artikel [Ein blinder Mann, der Mut macht](http://www.bergedorfer-zeitung.de/vier-und-marschlande/article87716/Ein_blinder_Mann_der_Mut_macht.html) fand ich noch eine praktische Anwendungsmöglichkeit für die Kamera im iPhone. Marco fotografiert im Supermarkt ein Produkt und sendet das Foto an einen Freund, der ihm sagt, ob das Ablaufdatum schon erreicht ist.

Und warum geht es mit dem iPhone und prinzipiell mit Apple Produkten so gut mit der Accessibility? Unter anderem weil es ein „closed garden“ ist. Apple kontrolliert Hardware und Betriebssystem und kann so die Interaktion und die Schnittstellen genau definieren. Am PC hilft mir eine Vorlesesoftware wenig, wenn die Soundkarte nicht will.
Das ist kein Plädoyer für geschlossene Systeme – wie das von Apple. Aber es zeigt, dass die IT-Welt nicht schwarz/weiss ist.

## Widgets und Plugin

Regel 1 für BloggerInnen:

> Ein noch so barrierefrei gestaltetes Blog wird durch ein neues Widget maßgeblich in Richtung neue Barrieren gedrängt.

Daher gut überlegen welchem Widget/Plugin man sein barrierefreies Blog übergibt.

> Wien einbinden

Der [Stadtplan der Stadt Wien](http://www.wien.gv.at/stadtplan/) bietet jetzt auch WLAN Standorte sowie weitere [neue Inhalte](http://www.wien.gv.at/viennagis/stadtplan.html). Und: man darf unter gewissen Bedingungen Kartenauschnitte in eigene Blogartikel etc. mit einbinden.

## Dolmetschung

Wieder einmal haben mich die Gebärdendolmetscherinnen beeindruckt. Auch wenn ich (fast) nichts von den Gebärden verstehe ist es einfach ein interessanter Anblick den Gebärden zu folgen. Dabei versuche ich immer wieder einzelne Gebärden Ausdrücken/Worten zuzuordnen.
Passend dazu bietet die Tageszeitung „Die Presse“ einen aktuellen Artikel [Dolmetsch: Mit Händen, Kopf und Körper](http://diepresse.com/home/bildung/weiterbildung/608040/Dolmetsch_Mit-Haenden-Kopf-und-Koerper).
Im Gespräch mit den Dolmetscherinnen konnte ich wieder einiges dazu lernen. Gerade die Mimik spielt eine große Rolle. So kann sie z.B. mitteilen, ob der/die Sprecherin den Text mit ironischen Unterton gesprochen hat.

Tagungen wie der „A-Tag“ sind auch nicht einfach zu dolmetschen. So fehlen immer wieder Worte in der Gebärdensprache, sodass diese nur buchstabiert werden können. Und wie neue Gebärden für Techno-Speak entwickelt werden, das ist wohl auch ein Thema, dem ich noch nachgehen möchte.

## Fazit

Interessante Vorträge und ein „Get together“, das wirklich bis 23.59 Uhr dauerte. Ich durfte wieder interessante Menschen kennen lernen, plaudern, lachen, nachdenken und neue Ideen entwickeln.

Sobald die Dokumentation zum A-Tag 2010 steht werde ich darüber bloggen.

7 Kommentare

  1. Hallo Robert,

    klar, Marco hat eine wirklich imposante Show geliefert. Und ich bin mir sicher, dass er seinen Vortrag bewusst so gestaltete.
    Aber zu einem Detail deines Blogposts darf ich mir einen Kommentar erlauben:

    > Blinde/sehbehinderte WebsurferInnen erfassen die Inhalte von Websites linear. … Alles wird quasi “in einer Wurst” vorgelesen.

    Das ist nur bedingt richtig. Screen Reader Nutzer erfassen die Struktur einer Website – so denn eine sinnvolle Struktur existiert. Und zwar nicht in Kategorien von links/recht oder oben/unten, sondern die semantische Struktur. Und bilden sich daraus – auch ohne iPad – ein Bild der Website. Dieses Bild wird in aller Regel nicht dem gleichen, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Es gibt viele Methoden, mittels Screen Reader sich einen „Überblick“ über eine Website zu verschaffen. Z. B. in Form von Listen: alle Links, alle Überschriften, alle …, aber auch Tabben von Link zu Link, von Eingabefeld zu Eingabefeld, von h1 zu h1, h2 zu h2 usw.

    Was Marco am iPad wohl – verständlicherweise – beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass er erstmals unmittelbar, also ohne Mittelsmann, sich das Layout ertasten kann. Für den Alltag des Screen Reader Users Marco dürfte dies aber keine Bedeutung haben.
    Und auf gar keinen Fall darf der Eindruck entstehen – bei dir habe ich diesbezüglich keine Bedenken – dass die Existenz eines iPad die Bemühungen um sauber strukturiertes Markup hinfällig macht. „Die Blinden können ja jetzt auch …“

    • Danke für deinen Kommentar und die sicherlich wichtige Ergänzung.
      Natürlich ergibt sich durch den Screenreader eine Struktur.
      Was ich zumindest verstanden habe ist, dass man mittels iPad nunmehr auch von „Positionen“ auf der Website reden kann – also die Navi „links“, das Logo „rechts“ oben. Das mag eventuell (so häte ich es rausgehört) auch für Diskussionen mit Webdesignern eine neue Qualität bringen.
      Vielleicht ist das auch für sehbehinderte Webdesigner etc. eine Möglichkeit mehr zu erahnen, wie ihre Website etc. auf sehende Menschen wirkt. – Aber hier bin ich auf sehr (für mich) theoretischem Parkett. Würde mich interessieren, mehr darüber mit sehbehinderten/blinden iPad Usern zu reden.
      Ist aber eine gute Anregung, mal einfach auch Marco Zehe zu fragen.

      Wenn mein Beitrag den Eindruck vermittelt, dass damit die Web Accessibility hinfällig wird – dann wäre das absolut nicht meine Intention gewesen.

      Ich sehe schon. Jeden Satz müsste man mit drei Fußnoten versehen, um Mißverständnisse auszuschliessen 🙂

      Daher nochmals danke für deine Ergänzung.

      • Hallo Robert, hallo Fritz!

        Die WCAG 2.0 ist beim iPad & Co. mitnichten außer Kraft gesetzt. 😉 Auch VoiceOver und Safari brauchen, um eine korrekte Darstellung für Blinde zu gewährleisten, dieselben semantischen Informationen wie Screen Reader auf dem Desktop. Überschriften, vernünftig betitelte Grafiken, gelabelte Formularelemente, CSS und HTML fürs Layout und den Inhalt sind unerlässlich auch auf iPhone und iPad. Der Überblick ist, wie Fritz richtig anmerkte, ein anderer geworden, es gab auch früher einen, der aber die Kommuikation mit Sehenden oft schwierig macht, weil er nicht „kompatibel“ ist. Ein Artikel von mir aus der März-2010-Ausgabe des Webstandards-Magazins macht es auch sehr deutlich, dass standardskonformes HTML auch auf iPhone & Co. unerlässlich ist und was VoiceOver zu diesem zeitpunkt schon auswertete. Mit iOS 4 wurde dies nochmal erheblich erweitert, jetzt versteht VoiceOver z. B. auch Listen und Tabellen richtig.

  2. Der jährliche Wiener A-Tag (Accessibility-Tag) ist eine seit 2006 stattfindende Fachkonferenz zu barrierefreiem Internet. Für mich ist der A-Tag ein Come-Together ohne Barrieren. Mehr erwarte ich davon gar nicht.

  3. Der A-Tag 2010 – die Konferenz für barrierefreies Web – ist schon wieder einige Wochen her. Nach einiger Arbeit haben die OrganisatorInnen die einzelnen Vorträge transkripiert. Auf der Programm Seite auf den jeweiligen Referatstitel klicken

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