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Ein Tag

7.00 Uhr

Der Wecker läutet. Aufstehen, Morgenwäsche, Anziehen, aus dem Haus. Bei der Straßenbahnhaltestelle kaufe ich mir die Tageszeitung meines Vertrauens. Doch die schenkt dem mir wichtigen Thema nur ein paar Zeilen. Beim Umsteigen in die U-Bahn erstehe ich noch fünf weitere Tageszeitungen um mir so ein wenig mehr Überblick zu verschaffen. Doch merke ich bald, dass alle nur von der einen Presseagentur abgeschrieben haben. Nun in zwei Wochen gibt es einen Vortrag zum Thema. Mal sehen, ob ich Zeit habe.

9.00 Uhr

Heute habe ich frei. Daher geht es ein wenig bummeln. Der große Medienmarkt bietet mir marktschreierisch das neueste CardBook an. Schon praktisch, diese Dinger. Immerhin kann man sich damit auch am Kiosk ein Buch, einen Film auf einer Speicherkarte kaufen und dann mittels dieses kleinen Laptops ansehen. Das macht Spass und man ist viel unabhängiger. Ein kleiner Verein von Wiener Enthusiasten hat sich schon zusammen getan und bietet einmal monatlich ein Cablog an. Das kommt von den englischen Begriffen für Karte und Tagebuch. Gemeinsam schreiben sie Texte und bieten diese auf einer Speicherkarte an. Nur die Finanzierung ist noch schwierig. Wer will denn schon solche Texte KAUFEN.

11.30 Uhr

Ich überlege mich mit einer Freundin zu mittag zu treffen. Aber diesmal soll es ein neues Lokal werden, nicht immer das Gleiche. Ich weiß, dass sie auf surgalesische Küche steht. Aber gibt es so etwas in Wien? Als technikaffiner Mensch zücke ich mein Mobiltelefon und wähle die Nummer von „Handysearch“, die seit neuestem auch in Wien vertreten sind. Kostet zwar 2 Euro die Minute, aber für E. ist mir nichts zu teuer. Der netten Telefonstimme verrate ich mein Anliegen. Man verspricht mir einen Rückruf innerhalb von 15 Minuten. Und wirklich, rund 10 Minuten danach meldet sich die Dame wieder und nennt mir zwei Lokale in Wien die surgalesische Küche anbieten. Außerdem gäbe es in Wien auch eine entsprechende Ausstellung über surgalesische Kultur – bis übermorgen. Ich bin verblüfft. Woher haben die nur so schnell diese ganzen Infos zusammen.

13.00 Uhr

Mittagessen. E. erzählt mir, sie hätte gestern ihren Urlaub gebucht. Tolles Angebot, aber heute wäre sie an einem anderen Reisebüro vorbeigekommen und das bietet die Reise um 15 Prozent günstiger an. Tja, da kann man halt nichts machen. Wer hat schon die Zeit zig Angebote zu vergleichen – und das durch die ganze Stadt.

14.30 Uhr

Ich komme an einer Zwitscherwand vorbei. Witzig Idee, die sich immer öfter im Stadtbild findet. Menschen schreiben Nachrichten auf kleine Zettel, stecken sie oben in die „Wand“ (der Begriff kommt mir nicht ganz passend vor) hinein und langsam rutschen diese Nachrichten immer weiter (da drinnen gibts irgendsoeine Transportrolle, die ist aber Geschäftsgeheimnis) auf dieser hinunter bis sie in einem Papierkorb landen. „Me was here“ schreibt wer. Ach, wie witzig. „Vernetzt die Welt“. Was das wohl heißen soll. Mobiltelefon vernetzen die Welt doch schon gehörig. Was sollte da noch kommen. „ich liebe meine tzu seife, so schön seidige haut“. Ärgerlich, dass immer mehr Marketingunternehmen glauben, dass man dieses Gemeindeprojekt auch als Werbeschiene mißbrauchen kann.

16.00 Uhr

Im Comic Laden findet sich kein Heft von „Star Geek“. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass überhaupt niemand in diesem Land auf diese innovative SF-Reihe steht. In der Londoner Fanzine, die ich um teures Geld mir einmal im Quartal zuschicken lasse, fand ich einen Leserbrief eines Tiroler Fans. Aber ohne weiteren Absender. Ach, es ist schwierig Gleichgesinnte zu finden. Das besagte Fanzine habe ich auch nur deshalb gefunden, da ich auf Urlaub in London war.
So verrückt ich es finde, aber langsam würde mich die Idee „FanBook“ (eines amerikanischen Studenten) doch interessieren. In diesem „FanBook“ kann sich jeder eintragen lassen – mit Namen und wovon er Fan ist. Das Buch wird verkauft (angeblich ist es schon 3 Bände dick). Wer dann einen Gleichgesinnten gefunden hat, der/die schreibt an FanBook. FanBook schreibt dann an die Person weiter, ob sie Kontakt aufnehmen möchte. Wenn ja, bekommen beide Partner die entsprechenden Daten des anderen. Ansonsten kann man auch über FanBook seine Korrespondenz austauschen. Angeblich soll FanBook stark im wachsen sein und alsbald eine FanBook Germany Zentrale aufmachen. Hoffe nur, dass auch Österreich dann mitserviciert wird.

17.00 Uhr

Schon wieder eine Spam-SMS. Ich sollte mir endlich so eine zweite virtuelle Telefonnummer zulegen. Nokiemens arbeitet angeblich schon an einem SMS-Spam-Filter, würde mich wirklich freuen. Auch wenn das wieder so ein teures Stück Software werden soll.

18.00 Uhr

Stehe gerade in einem Nozama-Laden. Coole Sache und schon wieder aus den USA. Nozama bietet eine riesige Fülle an Büchern, CDs und DVDs. Nichts lagernd, sondern nur über den Computer suchbar. Dazu finden sich in der Wiener Nozama Filiale rund 50 Plätze mit Rechner, Bildschirm, Tastatur und Drucker. Hat man die entsprechenden Produkte gefunden, druckt man die Liste aus und geht zum Kassenschalter. Spätestens eine Woche danach kann man sich seine DVDs auch gleich abholen. Absolut freakig ist, dass man sich vor Ort eine CD brennen lassen kann. Dazu – ich habe extra den Filialleiter gefragt – steht ein 2 Terabyte Festplattenserver im Keller der Filiale. Einmal in der Woche kommt – wieder mal – aus den USA eine Lieferung mit mobilen Festplatten und die neuesten Songs werden eingespielt. So schnell hatte ich bei CDs nie neue Songs auf meinem portablen CD-Player. In Zukunft soll es einzelne Songs auch auf Speicherkarten in so einem NO3 Format geben, die CardBooks abspielen können.

20.00 Uhr

Mal wieder nichts ordentliches im Fernsehen. Wäre sowieso egal, ich habe mir nämlich so ein Cardbook gekauft. Nachdem ich übers Museumsquartier nach Hause ging, fand ich noch die Räume von „WienCard2.0“ offen. Das ist das besagte Netzwerk von CaBlogstern. Ein Blogster ist jemand, der so ein Blog auf Karte schreibt. Also, ich kam also dort vorbei und habe mir glatt so eine Karte mit Texten einiger Blogster gekauft. Witzige, interessante Sachen dabei. Der Technikblogster „Nur ein Karte“ hat mich jedoch verwirrt. Schreibt er doch über einen Freund in dieser Schweizer Forschungsstätte. Und dieser Freund hätte berichtet, dass ein Kollege von ihm etwas revolutionär Neues entwickeln würde. Etwas was FanBook, Nozama, CaBlogs,.. auf einen Schlag wieder alt aussehen lassen würde. Der Mann hätte Science Fiction Autor werden sollen. Aber faszinierend war diese Idee von dem „Internet“ schon, dass muss man ihm lassen.

12 Kommentare

  1. „Ein Tag“ – schöne Idee, werde ich demnächst auch mal dokumentieren. Hätte fast schon Blogparadencharakter, aber keine Angst, bin kein Fan dieser Aktionen 😉

    • Für eine gute Blog Parade bin ich immer zu haben. Und Angst habe ich auch keine. Ideen(ansätze) darf jedeR aufgreifen.
      Und danke fürs dokumentieren im voraus.

  2. Nebstbei. Neben ein paar offensichtlichen Anspielungen gibt es noch ein paar verstecktere. Wer findet sie? 😉

  3. Robert Lender hat uns kürzlich Einblick in einen seiner Tage gewährt . Ich vermute, der Artikel erfüllt neben der reinen Dokumentation noch eine weitere Funktion, aber ich beschränke mich auf das Aufgreifen der Idee, einen unserer/…

  4. Am Samstag habe ich Ein Tag verfasst. In diesem Artikel erzähle ich eine fiktive Geschichte in Form eines Tagesablaufs. Das Bandscheiben-Blog nahm die Idee auf und Christoph erzählt uns noch einen Tag. Wobei ich die “Vermutung” habe, dass sei

  5. hm, Robert, auf welchem Papier ist das hier geschrieben, so merkwürdig flimmernd:)) #just kidding

    • Tja, die moderne Technik. Wenn Apple jetzt noch den Newton rausbringt 😉

  6. fällt er Gates auf den Kopf, der die zündende Idee bekommt, dass alles zum Internet hin fällt:)

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