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Ich bin Web 1.5

Abgesehen davon, dass Begriffe wie "Web 2.0" für sich genommen kaum etwas bedeuten, fand ich die Pressemeldung über Peter A. Gloors Aussage, dass Blogger erst Web 1.5 sind und manche Online-Foren und Communities näher dem zukünftigen Trend sind, interessant. Nun, man traue keiner Zusammenfassung und daher möchte ich Herrn Gloor nichts unterschieben, was er gar nicht so gemeint hat. Außerdem nehme ich die Meldung nur zum Anlass mir ein paar (erst oberflächliche) Gedanken zu machen.

Natürlich ist die Kommunikation Blogger und LeserInnen eine mit Schieflage. Ich entscheide worüber ich schreibe, welche Themen und Inhalte ich präsentiere und meine LeserInnen können dies dann kommentieren, vielleicht ein bisschen in eine andere Richtung bringen, aber das war es dann auch schon. War es das?

Betrachte ich aber – ohne jetzt das Wort Blogosphere in den Mund zu nehmen – eine Vielzahl von Blogs, dann wird es schon interessanter. Sind diese – zugegeben recht lose organisiert – auch eine Community bzw. Forum? Wenn ich hier eine Frage formuliere kann Blogger B eine Antwort in seinem Blog schreiben und auf mich verlinken (Stichwort Trackbacks/Pingbacks). So kann ebenfalls Diskurs entstehen, ein Mehrwert an Informationen. Im Gegensatz zu Foren und Online-Communities, bei denen man meistens Mitglied werden muss, kann nun nicht nur jedeR dieses Informationsnetzwerk lesen sondern an beliebiger Stelle (sprich Blog) auch kommentieren. Die über mehrere Blogs verteilten Beiträge UND die Kommentare erbringen dann zusammen durchaus ein interessantes und vielschichtiges Bild, das auch einen Mehrwert gegenüber dem Beitrag eines Blogs, eines/einer BloggerIn gibt.

Ideen wie die Blog-Paraden versuchen dies noch gezielter, in dem einE BloggerIn zu einer Themen/Ideen/Artikel-Sammlung aufruft und diese schlußendlich für alle vernetzt. "Gute" Blog-Paraden führen auch dazu, dass einige die gesammelten Beiträge auswerten, Zusammenfassungen erstellen oder nochmals kommentieren. So entsteht ein Informationsnetzwerk, dass wohl durchaus mit mancher Community mithalten kann (zumindest zu einem Thema).

Die große Diskussion bei Social Networks ist doch die Frage, was passiert, wenn der Betreiber des Networks beschließt, die Spielregeln zu ändern oder gar zuzusperren. Wohin verschwinden dann die Informationen, wem gehören diese dann? Die Initiative noserub versucht dem beizukommen, in dem die Daten der User lokal bei ihnen verbleiben. Blogs bieten diesen Ansatz schon jetzt. Mein Blog (sofern ich nicht bei einem Bloghoster bin – und auch dort kann ich ev. meine Texte exportieren und neu woanders aufsetzen) gehört mir, die Texte gehören mir und nur ich entscheide wie lange sie im Netz sind (abgesehen von Google und der Waybackmachine 😉  und damit zur Vernetzung zur Verfügung stehen. Fällt mein Blog aus, so stehen aber die verlinkten Informationen der anderen Blogs vorerst weiter zur Verfügung – allein mancher Link mag fehlen. Dies ist wohl verschmerzbarer als wenn der Hoster der ganzen Community und damit das gesammelte "wisdom of the crowds" ausfällt.

Natürlich sind dies erst Ansätze einer Vernetzung und der Möglichkeit, dass Blogs auch als Gruppe mit ihrem gesammelten Wissen und ihren Informationen in Verbindung stehen. Auch Technorati und Co. sind wohl nur Zwischenschritte, da sie wiederum eines zentralen Aggregators bedürfen. Spannend und interessant wären neue Ideen, wie sich Blogs miteinander verknüpfen können, wie deren (alle oder nur ausgewählte) Informationen sich untereinander verbinden und aufeinander verweisen. Denn es geht ja nicht nur um die Verbindung von Blogeinträgen sondern von gezielten Informationen, Verweisen, Bildern, Filmen, Dokumenten,…

Wahrscheinlich gibt es da schon einiges und ich wäre neugierig davon zu erfahren. Vielleicht muss man auch nur bestehende Techniken einfach besser nutzen, vielleicht…

So, und jetzt sollte ich doch ein bisschen mehr über Peter Gloor lesen…

4 Kommentare

  1. Also ehrlich gesagt: Mir persönlich ist es relativ egal, ob mein Blog unter Web 2.0 oder „1.5“ oder watt weiß ich fällt.. Ich bin keine Evangelist.. 🙂

    Aber Dein Argument der Dezentralität ist recht schlagend, wie ich finde. Foren und Communities sind zentral gehostet. Fällt der Server aus, ist der ganze „Schwarm“ offline. Die „Blog Schwärme“ (Gruppen gleicher Themen, die miteinander verlinkt sind) sind eben eher wie die „neuen“ Filetransfers aufgebaut. Fällt ein Blog aus, kann man ähnliche Informationen oder gar Zitate des ausgefallenen Blogs innerhalb des Schwarms wo anders finden.

    Die beste Möglichkeit, Blogs als die genannten „Schwärme“ zu benutzen, ist natürlich das reichhaltige Verlinken zu anderen Blogs, die gerade über das selbe Themen schreiben. Durch Links und Backlinks entsteht ja dann genau ein Netzwerk zu einem Thema, das mit einem Forum oder einer Community vergleichbar ist.

    Blogs erzeugen eine „vertikale Tiefe“. Will sagen: In einem Blog findet man zu einem Thema meist ein oder mehrere Artikel, aber im groben gibt es in einem Blog mehrere Themen. Die „vertikale Breite“, sprich ein Netzwerk von Blogseinträgen gezielt zu einem bestimmten Thema, könnte man durch einen Metaservice erreichen: Dieser kann einen „Schwarm“ gezielt zu einem bestimmten Thema zusammen stellen, indem er die Links und Backlinks nur zu diesem einem Thema entlang der Blogs zusammenfasst, die in dieser Kette stecken.

    Hmm.. Marktlücke? Vielleicht sollte ich so etwas mal bauen.. 😉

  2. Ich finde das 1.5-Argument durchaus nachvollziehbar, Foren sind einfach noch viel handlicher und vernetzter wenn es um spezielle Interessensgebiete geht. (Wobei ich dazu nach wie vor das Usenet der 90er Jahre für ungeschlagen halte.)

    Beim Bloggen finde ich die Vernetzung sowohl horizontal (dh. die Verlinkung eines Themas zwischen verschiedenen Seiten) als auch vertikal (dh. ein Blogeintrag mit seinen Kommentaren) noch ziemlich statisch und unhandlich – aber da wird sich sicherlich noch vieles tun.

    Mein Verdacht ist hier, dass der RSS-Feed als kleinstes Teilchen hier stärker nach vorne rücken wird, völlig losgelöst ob es sich dabei dann um Blogeinträge, Kommentare, Forumseinträge, Usenetbeiträge, Suchergebnisse, … handeln mag. Dazu muss aber noch ein einheitliches Metadaten-Konzept aufgesetzt werden, das tagging ist da sicher nur der erste Ansatz.

  3. Danke für eure Beiträge. Ich glaube bzw. hoffe, dass sich bezüglich Vernetzung von Blogs bzw. von deren Einzelinhalten noch einiges tun wird bzw. muss.
    Foren sind – je nach Aufbau – innerhalb von sich selbst vernetzt und handlich. Aber wie Social Networks dadurch relativ abgeschlossen. Ich kenne kaum Foren in denen auf andere Foren verwiesen wird. Wenn innerhalb von Foren verlinkt wird, dann eher um darauf hinzuweisen, dass es diesen Beitrag, diese Frage schon mal gab. Aber vielleicht bin ich einfach nur in den „falschen“ Foren unterwegs.
    Ich hatte gestern eine interessante Diskussion über die Frage wie man Kommentarfäden in Blogs besser strukturieren bzw. darstellen kann. Auf einen grünen Zweig sind war aber nicht gekommen.

  4. Bei Oliver Gassner lese ich, dass Robert Basic beim BarCamp München über ein Blogger(innen) Social Network referiert hat. Dabei fällt mir gleich mein Artikel "Ich bin Web 1.5" ein, in dem ich ebenfalls Ansätze dazu skizzierte. Die Notizen von Ol

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