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Das war es Twitter

Am 26. Oktober übernahm Elon Musk den Social Media Dienst „Twitter“.

Mein Einstieg

Ich bin im Jahr 2007 zu Twitter gekommen und machte mich auf die Suche nach dessen Sinn. Bald fand ich diesen für mich und die nächsten Jahre war es DER Dienst schlechthin für mich. Twitter war auch Schuld, warum ich das bloggen (hin und wieder und manchmal mehr) vernachlässigte. Auf Twitter fand ich interessante Menschen, Geschichten, Ideen. Es war spannend und oft auch voller Humor.

Und es war ein offenes System. Es gab viele Dritt-Anbieter-Apps und viele schräge Idee. So sendete ein Sensor in der Twitter-Socke jedesmal einen Tweet, wenn man sich bewegte.

Die Veränderung

Die Zeiten änderten sich. Social Media wurde ein Geschäft. Natürlich war es das Immer schon, aber es fiel nicht so auf. Es ging den Firmen um Daten, um Werbung. Die Diskussionen auf Twitter wurden härter. Waren Trolle immer schon unangenehm, so war der blanke Hass, den manche entwickelten, keine gute Entwicklung. Fake News und Verschwörungstheorien und nicht zuletzt Covid-19 änderten viel an der Diskussionskultur.

Ich las viel darüber, merkte es an den Rändern meiner Timeline. Aber es gab genügend Menschen, mit denen es noch Freude machte, auf Twitter zu kommunizieren, Dinge zu entwickeln und umzusetzen.

Das Fediversum

MIt 2022 kam dann Elon Musk und kündigte an, Twitter übernehmen zu wollen. Mir war nicht wohl zu mute und mir war nicht klar, wie das Twitter ändern könnte. Daher probiert ich ein erneutes Mal mich im Fediverse umzusehen. Ich war schon nach einigen Tagen so überzeugt, das ich bleiben werde, dass ich es gleich von Anfang richtig machen wollte. So richtete ich mir gleich microblog.at ein.

Mit dem #FediJune probierte ich aus, wie es so ohne Twitter – und auch ohne Facebook und Instagram – ging.

Nicht zu früh.

Let it sink in

Denn dann kam der 26. Oktober 2022.

Ich will hier nicht alles nochmals aufwärmen. Aber an diesem Tag übernahm Musk Twitter.

Er entließ einen Großteil der Belegschaft, man hatte den Eindruck vollkommen willkürlich und ohne Planung. Teams standen dann ohne Leitung, mit wenigen Mitarbeiter:innen da – oder es gab sie gar nicht mehr. Datenschutz, Barrierefreiheit, … alles keine Themen mehr. Musk twitterte sexistische Collagen und biederte sich Ex-US-Präsident Trump an. Er führte Verifizierungsbuttons für alle ein. Dann merkte er, dass das nur zu mehr Unklarheit führte und schaffte sie ab. Mitarbeiter:innen wurden auf „hardcore“ Arbeit eingeschworen, sollten im Büro übernachten. Musks erklärte Werbenden, die abspringen wollten, den thermonuklearen Krieg.

Das spielte sich nicht in Monaten, sondern in ein paar Wochen oder Tagen ab. Es wurde unangenehm, unappetitlich. Viele Firmen sind keine guten Arbeitgeber, aber das Überschritt weitere Grenzen. Unangenehme Zeitgenossen krochen aus ihren Höhlen und freuten sich, wieder auf Twitter Gift und Galle verbreiten zu können. Und an der Spitze ein Chef Twitterer, der (nach außen hin) keinen Plan hatte, der von „Free Speech“ twitterte und dabei nicht den Eindruck machte, er wüßte, wovon er da schreibt.

Auch wenn meine „Blase“ auf Twitter noch gut funktionierte. Es war kein Umfeld mehr, in dem ich twittern wollte, dass ich unterstützen konnte.

Es war Zeit zu gehen.

Ich werde zum Fedizen

Und es war die richtige Zeit. Denn ich erkannte für mich, warum ein föderiertes System wie das Fediverse einfach besser meinem Gedanken des Open Blogging entspricht.

So war der November 2022 vom Ausstieg geprägt und das in dreierlei Hinsicht.

Ich forderte das Archiv meiner Daten von Twitter an. Im Gegensatz zu anderen war der Download nach zwei Tagen bereit. Die Datei hatte Lücken. Ansonsten ist das Archiv gut aufgebaut. Man kann darum ganz einfach surfen und jeden eigenen Tweet suchen. Das werde ich auch einmal machen, weil es gibt doch einiges, was ich gerne als Erinnerung aufheben möchte.

Der zweite Teil des Ausstiegs bestand und besteht darin, dass ich auf Twitter nur mehr hin und wieder twittere. Und wenn dann über das Fediverse und mein Angebot, jeder:jeden gerne beim umsteigen zu helfen – so gut ich kann.

Der dritte Teil besteht darin, dass ich – angefangen mit diesem Blog – etwaige Buttons und Links zu meinem Twitter-Profil entferne. Twitter ist somit kein aktiver Kommunikationskanal mehr für mich.

Abschied und Neubeginn

Es tut mir leid um Twitter. Es waren gute 15 Jahre. Aber jetzt ist es Zeit zu gehen. Weil dieses Musk-Twitter kann und will ich nicht unterstützen.

Aber ich bin nicht zu wehmütig. Denn mit dem Fediverse habe ich einen guten neuen Weg gefunden mich mit anderen zu verknüpfen. Wer mich dort sucht, der:die findet mich unter @roblen@microblog.at oder der Webadresse microblog.at/@roblen.

6 Kommentare

  1. Bernd Gabler Bernd Gabler

    👍
    Lieber Robert,
    danke für das teilen Deiner Gedanken, die mich weitestgehend ebenso bewegen. Ich selbst werde wohl aus beruflichen Gründen noch ein wenig dort verbleiben. Ansonsten ist klar, die Kuckucksuhr ist abgelaufen und viele der besten Vögel ziehen weiter in’s Fediversum. 🐦🦣😊

    • Lieber Bernd,
      ich blame niemanden, der:die aus unterschiedlichen Gründen noch auf Twitter ist. Wie geschrieben habe ich meinen Account auch noch offen. Ich antworte noch, verfolge mit aufgerissenen Augen, was Musk so twittert und stehe anderen Zwitscher:innen für Umstiegsfragen gerne zur Verfügung. Und hin und wieder gibt es einen Tweet zum #Fediverse.

      Was ich nicht mehr mache ist auf mein Twitter Profil zu verlinken. Wo immer es mir auf- oder einfällt lösche ich einen Verweis. Niemand soll annehmen, dass ich noch wirklich aktiv dort bin. @roblen ist jetzt mein Name fürs Fediverse 😊

  2. Ich find’s cool, dass du das durchgezogen hast, denn bei nicht wenigen ist es einfach bei der Ankündigung geblieben, wollten ihrer Follower dann doch nicht aufgeben oder haben die UX von Mastodon, nun, man kann wohl nur sagen, vorgeschoben, weil es fast 1:1 wie Twitter funktioniert und IMO nur die Instanzenwahl zu Beginn ein Hindernis darstellt.

    Und dein Account war ein hilfreiches Beispiel, wie sich der Wechsel von einer Instanz zu einer anderen auswirkt – das war für mich vorher ein bisschen ein Mysterium. 😉

    Als ich meinen Account angelegt habe, fand ich spannend, dass sich bei einigen Tröts auf einmal „wildfremde“ Menschen gemeldet haben – und zwar mit netten bzw. humorvollem Feedback, damit hatte ich nicht gerechnet und war nach Jahren der Twitter-Maschinerie schon eine schöne Fediverse-Experience.

    • Danke. Es gab für mich mehrere Gründe, das durchzuziehen. Ich habe mit April/Mai 2022 mitbekommen, was ein föderierter Ansatz bedeutet. Mensch, der das relative frühe Internet kennt und was wir uns für Freiheiten erhoffte, muss ich da einfach mit.
      Die Aktionen und Aussagen von Musk waren einfach nicht mehr tragbar, dort unterwegs zu sein.
      Und so wie du war ich von Anfang an überrascht, das wildfremde Menschen auf meine Postings reagieren, Antworten auf Fragen schreiben, mit mir diskutieren. Und das meistens in einem wertschätzenden Umfeld.
      Und es geht mir nichts ab. Den einen oder die andere würde ich gerne noch im Fediverse begrüssen. Aber ansonsten sind auch schon viele hinübergewandert.
      Das manche „wichtigen“ nicht da sind, stört mich nicht. Denn wie sie insbesondere auf Mastodon zeigt: die nutzen die Plattform als Ein-Weg-Kanal.
      Also. Dann noch viel Freude im Fediverse. Und möge es uns noch viel Neues und Spannendes bringen … immer im positiven Sinne.

      • Vielen Dank! Ja, das mit Twitter (und wohl auch Instagram, aber da war ich schon lang nicht mehr) als Ein-Weg-Kanal ist ein interessanter Gedankengang, der mir auch schon ein paar Mal gekommen ist, z.B. wenn’s auf einen hilfreichen Tipp gar keine Reaktion gibt. Natürlich kann das beim betreffenden Account wegen hoher Aktivität auch untergehen (aber das ist dann schon das nächste Social-Media-Problem 😆), aber da gewöhnt man sich das aktiv sein auch irgendwann ab.

        Positiv finde ich, dass manche, die Twitter schon länger abgeschworen haben, jetzt im Fediverse sind, damit z.B. wieder einem Blog folgen können, das aber auf Twitter einfach nicht mehr wollten, weil man auf die eigene Bubble wegen der algorithmischen Timeline ja nicht mehr wirklich Einfluss hat. Insofern bin ich gespannt, wie sich das weiterentwickelt.

        • Ob das Fediverse mal hunderte Millionen Bewohner:innen haben wird, ist fraglich. Wobei wir werden sehen, was aus der Ankündigung von Automattic wird, dass sie Tumblr eventuell mit AcitivityPub verbinden und das auch bei WordPress überlegen. Auch Flickr hat solche Überlegungen geäußert.

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