Danke für den langen Kommentar und deine Gedanken. Ein paar meinerseits dazu:
Die technische Komponente kann ich (noch) nicht beurteilen. Auch nicht, ob es für den professionelle Gebrauch ungeeignet ist. Aber den suche ich hier gar nicht. Ich möchte ganz privat mich mit Menschen austauschen. Das funktionierte hier recht gut. Es mag vielleicht mal haken, aber die Vorteile (siehe in meinem Artikel) überwiegen hier. Abgesehen vom Austausch über #ActivityPub gibt es etwas, was ich oben noch nicht erwähnt habe. Meine (Micro)Messages sind auch öffentlich im Web erreichbar, über eine URL lesbar und auch über RSS einbindbar. Applikationen wie Mastodon, Pleroma oder Friendica kann ich somit auch als mein Blog (wie WordPress) verwenden. Ganz egal, ob mich ein „Hausmeister“ auf einem anderen Server sperrt oder nicht.
Und Peertube bzw. Pixelfed sind auch ohne Anbindung an Fediverse einfach freie Alternativen zu YouTube und Instagram/Flickr/… Wenn ich sie selbst installiere entscheide nur ich welche Videos und Fotos erlaubt und möglich sind. Die Anbindung an das Fediverse ist dann noch ein zusätzliches Asset. Ok, auf YouTube habe ich eventuell mehr Reichweite. Aber das muss jedeR abwägen, welche Aspekte hier wichtiger sind.
Das das Netzwerk löchrig ist ist unbestritten. Schon allein, dass manche Serverbetreiber bestimmte Instanzen, die eindeutig Nazi- und weiteren Schrott erlauben oder sogar fördern, einfach ausschließen. Dafür weiß ich bei Facebook zumindest nicht, ob meine Freunde meine Nachricht wirklich mal in ihrer Timeline zu Gesicht bekommen. Immerhin werkelt in der Reihung ein Algorithmus ordentlich mit. Und will ich jemanden ganz sicher lesen, dann kann ich noch immer auf sein Profil gehen, ihn per RSS abonnieren etc. Gerade da bietet z.B. Friendica interessante Möglichkeiten.
Die vielen Instanzen bergen natürlich ihre Tücken. Andererseits ermöglichen sie auch Interessengruppen zusammenzufinden. So können LGBTIQ+ Personen ihre „Safe Harbour“ Instanz wählen, aber trotzdem auch Kontakt nach außen halten. Bei speziellen sozialen Netzwerken ist dieses nach außen nicht möglich.
Das Fediverse ist wahrscheinlich nicht für jede:n. Und viele der 200 Mio Twitter Nutzer:innen und der über 1 Millarde Facebook Nutzer:innen wollen sich gar nicht mit Hintergründen auseinandersetzen. Unter dem Motto: Hier sind meine Freund:innen, hier bin ich auch und wir reden miteinander und was sich sonst hier tut ist mir eigentlich egal. Das ist an sich ein legitimer Ansatz.
Ich wollte mit meinem Artikel gar nicht jeden ins Fediverse bringen. Es geht mir ein wenig ums nachdenken, was für einen selbst passt.
Wenn dir ein öffentlich-rechtliches Soziales Netzwerk besser liegen würde, dann ist das ok. Vielleicht würde mir das auch sehr gut gefallen. Aber wir haben so etwas noch nicht (das Fediverse ist immerhin schon mal vorhanden). Und ich frage mich, wie wird das aufgesetzt, wie funktioniert öffentlich-rechtlich in einem solchen Netzwerk? Würde mich wirklich interessieren, sich das mal zu überlegen.
Ja, die Zeiten ändern sich. Deshalb finde ich es für mich mal interessant, nach 15 Jahren Twitter das Fediverse auszuprobieren und auszuloten, wozu es für mich gut ist und was ich damit machen kann. Und für mich ganz persönlich fühlt es sich mal recht gut an.
Mal schauen, was ich in einem Jahr oder in fünf Jahren darüber schreibe.